Operation Spiderweb – brillanter taktischer Erfolg oder Selenskijs Phyrrhus-Sieg

Von Rainer Rupp – 3. Juni 2025

Zweifellos war der Drohnenangriff der Ukraine auf strategisch wichtige russische Flughäfen beeindruckend. Aber er ändert nichts an der Entwicklung auf dem Schlachtfeld, auf dem Russland weiterhin und immer schneller vorrückt und seine taktischen Vorteile und materielle Überlegenheit behält.

Wenn man erst einmal von den üblichen Übertreibungen Selenskijs und deren Widerhall in den westlichen Medien absieht und sich auf eine von Wunschdenken freie, also realitätsbezogene Bewertung des Krieges in der Ukraine bezieht, hat der taktisch beeindruckende Drohnenangriff der Ukraine nichts an der strategischen Entwicklung des Krieges geändert.

Die ukrainische „Operation Spiderweb“ hatte fünf russische Luftwaffen zum Ziel, die über das Riesenland verteilt waren. Angeblich wurden jedoch nur Ziele auf drei Basen zerstört, wo 13 strategische Bomber, die zur russischen Triade der nuklearen Abschreckung gehören, zerstört oder beschädigt worden sein sollen. „Ein höchst riskantes Spiel“

Selenskijs Behauptungen, unterstützt von westlichen Medien, haben den Erfolg von „Spiderweb“ anscheinend übertrieben, denn nach dem Angriff aufgenommene Satellitenbilder widerlegen die zunächst gemeldete Zerstörung von 41 Flugzeugen. Die im Internet kursierenden Bilder zeigen sogar nur 7 eindeutig zerstörte Flugzeuge.

Kopfschüttelnde Fragen, warum die wertvollen strategischen Bomber nicht in Hangars oder mit Tarnnetzen abgedeckt waren, wurden gestern in einer auf YouTube gezeigten Video-Diskussion von dem ehemaligen hochrangigen CIA-Analysten Larry Johnson beantwortet. Der wies darauf hin, dass sich die Russen mit diesem Verhalten nach wie vor an die Vorschriften des strategischen, nuklearen Rüstungskontroll-Abkommen START II halten, wonach die nuklearwaffenfähigen Bomber stets für US-Satelliten sichtbar geparkt werden müssen.

Während Selenskij „Spiderweb“ als einen Wendepunkt im Krieg feierte, gehen neutrale westliche Beobachter wie Ex-CIA-Mann Johnson oder Ex-US-Oberst Danny Daniels in ihren Kommentaren davon aus, dass die Bomberverluste zwar die Russen empfindlich getroffen haben, aber dass diese Verluste die Angriffe und die Fortsetzung des Krieges nicht beeinträchtigen würden. Seit Oktober 2023 gewinnt Russland stetig Terrain, während die Ukraine regelmäßig unter zunehmendem Mangel an Personal und Waffen leidet.

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Exklusivinterview „Ein höchst riskantes Spiel“ – General a. D. Kujat zu den Drohnenangriffen auf strategische Bomber Russlands

Interview: Éva Péli – 2. Juni 2025

General a. D. Harald Kujat warnt vor den weitreichenden Folgen der Drohnenangriffe auf russische Bomber am Sonntag. Er bezeichnet die Attacke als „höchst riskantes Spiel“, das den Krieg ausweiten könnte. Kujat beleuchtet im Interview die militärische Bedeutung, mögliche westliche Beteiligung und die Eskalationsgefahr, die trotz laufender Verhandlungen weiter besteht. Das Interview mit Harald Kujat führte Éva Péli.

Éva Péli: Herr General Kujat, wie schätzen Sie den Angriff der ukrainischen Drohnen auf die russische strategische Bomberflotte ein?

General a. D. Harald Kujat: Der ukrainische Angriff unterscheidet sich von den Drohnenangriffen der letzten Zeit. Es ist zweifellos ein gelungener „Coup“ der Ukraine. Trotz der offensichtlichen Erfolge hat dieser Angriff keine nennenswerten Auswirkungen auf die Lage an der Front oder die Verteidigung der Ukraine gegen russische Luftangriffe, auch wenn der Eindruck erweckt werden soll, dies sei der Fall. Tatsächlich spitzt sich die militärische Lage der Ukraine zunehmend zu.

Die Angriffe richteten sich gegen die interkontinental-strategische Bomberflotte Russlands. Es ist noch unklar, wie viele Flugzeuge zerstört wurden und um welche Typen es sich genau handelt. Zwar werden – abhängig von der Zahl der tatsächlich zerstörten Flugzeuge – die Möglichkeiten Russlands, Marschflugkörper gegen die Ukraine einzusetzen, etwas einschränkt, aber dieser Effekt hat keine strategischen Auswirkungen.

Warum macht die Ukraine das?

Dies ist nicht der erste Angriff auf die strategische Bomberflotte von Russland. Bereits zuvor gab es Angriffe auf die Basis in Engels bei Saratow. Zudem wurden zwei Angriffe auf das russische Frühwarnsystem verübt, was eine destabilisierende Wirkung auf das strategische Verhältnis der beiden Supermächte auslösen könnte.

Da diese Angriffe die militärische Lage in der Ukraine nicht beeinflussen, muss man sich fragen, was ihr eigentlicher Zweck ist. Ich kenne nicht die Ziele der ukrainischen Führung, aber es liegt nahe, dass man versucht, den Krieg auszuweiten, indem eine scharfe russische Reaktion provoziert wird, die ein Eingreifen des Westens zur Folge hat. Das wäre eine sehr gefährliche Entwicklung.

Bei der Bewertung dieser Angriffe wird oft übersehen, dass sich in unmittelbarer Nähe der Flugplätze der strategischen Bomberflotte auch Nuklearwaffenlager befinden. Obwohl diese stark geschützt sind, besteht immer das Risiko, dass eine Drohne fehlgeleitet wird und ein solches Lager trifft. Jeder kann sich ausrechnen, welche Folgen dies hätte. Insofern ist dies ein höchst riskantes Spiel, das hier betrieben wird.

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Ermächtigte Bundesjustizministerin Hubig persönlich die Strafverfolgung des Vereins „Friedensbrücke“?

Von Florin Warweg – 2. Juni 2025

Am 27. Mai hatte der Generalbundesanwalt Häuser, Wohnungen und Büroräume von Mitgliedern des Vereins „Friedensbrücke – Kriegsopferhilfe e. V.“ in Berlin und Brandenburg wegen des Vorwurfs der „Unterstützung terroristischer Vereinigungen im Ausland“, gemeint sind damit die Donbass-Republiken Donezk und Lugansk, untersuchen lassen und Haftbefehle ausgestellt. Da ein solches Ermittlungsverfahren nach Strafrechtsparagraph 129 nur möglich ist, wenn zuvor das Bundesjustizministerium eine „Verfolgungsermächtigung“ dazu erteilt hat, wollten die NachDenkSeiten wissen, ob Ministerin Stefanie Hubig diesen Schritt gegen einen Verein, der humanitäre Güter an kriegsgeschädigte Zivilisten verschickt, persönlich abgesegnet hat und mit welcher Begründung das Versenden von humanitären Gütern wie Medikamenten und Rollstühlen als „Terrorunterstützung“ bewertet wird. Von Florian Warweg.

In den Morgenstunden des 27. Mai rückten Beamte des Bundeskriminalamts (BKA) sowie schwerbewaffnete Spezialkräfte der Berliner Polizei auf Initiative des Generalbundesanwalts aus und durchsuchten mehrere Häuser, Wohnungen und Büroräume in Brandenburg und Berlin, darunter ein Grundstück in Zernsdorf, einem Ortsteil von Königs-Wusterhausen, ein Haus in Wandlitz im Landkreis Barnim sowie das offizielle Vereinsbüro im Berliner Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain (die NachDenkSeiten berichteten hier).

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Ukraine torpediert Friedensverhandlungen

Von Tobias Riegel – 2. Juni 2025

Die aktuellen ukrainischen Angriffe in Russland kurz vor den Verhandlungen in Istanbul sind als Anschlag auf die Bemühungen um eine Lösung des Konfliktes zu bezeichnen. Diese nur mit westlicher Unterstützung vorstellbaren Angriffe erhöhen das Risiko eines Atomkrieges. Außerdem stellen sie eine schwere Sabotage der Diplomatie dar und sind scharf zu verurteilen.

Mit einem Drohnenangriff hat die Ukraine laut Medienberichten am Sonntag russische Flugzeuge auf russischem Boden zerstört. Zu den großen Gefahren, die diese Angriffe auch auf russische Frühwarnsysteme entfalten – etwa bezüglich des Atomkriegsrisikos –, hat sich Jens Berger heute bereits in den Hinweisen geäußert . In seinen Anmerkungen wird auch die wahrscheinliche Mitverantwortung westlicher Staaten betont, die mutmaßlich mindestens Mitwisser waren und sich mit einem zustimmenden Mitwissen eines schweren Schlags gegen aktuelle diplomatische Bemühungen schuldig machen würden.

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Zivil-militärisches Testfeld Gaza

Von Karin Leukefeld – 2. Juni 2025

Mit der Humanitären Gaza-Stiftung versuchen Israel und die USA erneut, ihre zivil-militärischen Pläne im Gazastreifen umzusetzen. Doch wieder gelingt es nicht. Am ersten offiziellen Arbeitstag (Dienstag, 27.5.2025) verloren die Organisatoren angesichts einer aufgebrachten, hungrigen Menschenmenge die Kontrolle. Die amerikanischen Helfer hätten sich zurückgezogen, berichtete das israelische Nachrichtenportal ynetnews.org. Ein Verteilzentrum in Rafah soll geplündert worden sein. Aus israelischen Hubschraubern und von der israelischen Artillerie sei geschossen worden, berichteten zahlreiche Medien. Aus Kreisen von Hilfsorganisationen wurden Zweifel laut , ob überhaupt Hilfsgüter verteilt worden seien. […]

Es ist das dritte Konzept, mit dem Israel – mit US-Unterstützung – versucht, die Menschen im Gazastreifen mit dem Nötigsten zu versorgen, während der Krieg weitergeht. Die israelische Armee bombardiert weiter von See, zu Boden und aus der Luft und Besatzungstruppen rücken immer weiter in den palästinensischen Küstenstreifen vor. Täglich werden Dutzende Palästinenser getötet: Alte, Kinder, Frauen, Kranke. Die Zahl der Toten ist nach offiziellen palästinensischen Angaben auf über 54.000 gestiegen, tausende Tote liegen unter den Trümmern und können nicht geborgen werden. Denn die israelischen Angriffe gehen weiter. Und weiter gehen auch die Waffenlieferungen, die von den engsten Verbündeten Israels, aus den USA und Deutschland, weiter geliefert werden.

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UN warnen: Gaza ist der „Ort mit dem größten Hunger auf der Welt“

Von Andre Damon – 1. Juni 2025

In Gaza herrscht weiterhin eine massive Hungerkatastrophe. Die Vereinten Nationen warnten am Freitag, die belagerte Enklave sei der „Ort mit dem größten Hunger auf der Welt“.

Jens Laerke, ein Sprecher des Büros der Vereinten Nationen für humanitäre Angelegenheiten, erklärte gegenüber Reportern: „Die gesamte Bevölkerung ist von einer Hungersnot bedroht.“

Schon bevor Israel am 2. März eine vollständige Blockade für Nahrungsmittel, Wasser und Strom verhängte, war der Hunger im Gazastreifen bereits allgegenwärtig. In der letzten Woche ließ Israel dann kleinste Mengen an Nahrungsmitteln in das Gebiet, die überwiegend durch Verteilungszentren der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) ausgegeben wurden. Ziel dieses von den USA und Israel unterstützten Projekts ist es, die Bevölkerung im Süden von Gaza zu konzentrieren, um sie auf die Zwangsumsiedlung in andere Länder vorzubereiten.

Aus den so genannten „humanitären Zonen“ sind Todeszonen geworden, in denen israelische Soldaten in den letzten Tagen mehrfach Hilfesuchende angegriffen haben.

An einem Verteilungszentrum der GHF eröffneten israelische Soldaten am Freitag das Feuer auf Hilfesuchende. Dabei wurden 20 Menschen verwundet.

Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag wurden insgesamt zehn Menschen getötet. Sie hatten versucht, in den Verteilungszentren der GHF Lebensmittel zu erhalten, und israelische Truppen eröffneten wiederholt das Feuer auf Hilfesuchende. Hani Mahmoud von Al Jazeera berichtete: „Die Menschen berichten uns, dass die von der GHF verwalteten und betriebenen Einrichtungen nur wenige Meter von den Stationierungsorten des israelischen Militärs entfernt liegen. Sie können die Panzer und gepanzerten Fahrzeuge sehen.“

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Eine neue Ära

Von German-Foreign-Policy.com – 30. Mai 2025

Berlin feiert mit militärischem Appell in Vilnius die formale Indienststellung der Brigade Litauen. Merz und Pistorius nehmen den ersten festen deutschen Militärstützpunkt in Osteuropa zum Anlass, um Russland Revisionismus vorzuwerfen.

Mit einem feierlichen militärischen Appell in der litauischen Hauptstadt Vilnius hat Deutschland am 22. Mai öffentlichkeitswirksam die formale Indienststellung der Brigade Litauen zelebriert. Auf dem Papier existiert die Brigade als Truppenteil der Bundeswehr bereits seit dem 1. April. Bis 2027 will Berlin insgesamt 5.000 Soldaten in Litauen stationieren. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat für nächstes Jahr intensive Manöver angekündigt. Außerdem plant die Bundesregierung, die bereits seit 2017 unter deutscher Führung in Litauen präsente multinationale NATO-Battlegroup in die Brigade Litauen und damit in die Strukturen der Bundeswehr zu integrieren. Merz bekräftigte in einer Rede in Vilnius, Deutschland werde alles tun, um die konventionell stärkste Militärmacht Europas zu werden. Bundeskanzler und Verteidigungsminister warfen Russland in der litauischen Hauptstadt aggressiven Revisionismus vor – ausgerechnet bei einem militärischen Appell zur Indienststellung des ersten permanenten Auslandsstützpunkts der Bundeswehr, noch dazu auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion und in unmittelbarer Nähe zur russischen Grenze.

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Deutschlands Versklavung durch seine Vergangenheit hat es viel zu lange zum Schweigen über Gaza gebracht

Von Gideon Levy – 30. Mai 2025

Nicht zum ersten Mal ist es für Globalbridge ein – nennen wir es „moralisches“ – Muss, einen Kommentar des israelischen Journalisten Gideon Levy zu übersetzen und zu veröffentlichen. Levy, dessen Eltern 1939 vor den deutschen Nazis aus Böhmen nach Israel geflüchtet sind, beleuchtet hier die heutige deutsche Politik gegenüber Israel. (cm)

Deutschland hat das Andenken an den Holocaust und seine Lehren verraten. Ein Land, das es als seine höchste Aufgabe ansah, nicht zu vergessen, hat vergessen. Ein Land, das sich selbst versprochen hat, niemals zu schweigen, schweigt. Ein Land, das einst „Nie wieder“ sagte, sagt nun ‚wieder‘, mit Waffen, mit Geld, mit Schweigen. Kein Land sollte besser darin sein als Deutschland, „widerwärtige Prozesse zu erkennen“. Jeder Deutsche weiß viel mehr darüber als Yair Golan. Hier in Israel sind sie in vollem Gange, doch Deutschland hat sie noch nicht als das erkannt, was sie sind. Erst kürzlich ist es zu spät und zu wenig aufgewacht.

Wenn Deutschland den Flaggenmarsch in Jerusalem sieht, muss es die Reichspogromnacht sehen. Wenn es die Parallelen nicht sieht, verrät es die Erinnerung an den Holocaust. Wenn es auf Gaza blickt, muss es die Konzentrationslager und Ghettos sehen, die es selbst errichtet hat. Wenn es die hungernden Menschen in Gaza sieht, muss es die elenden Überlebenden der Lager sehen. Wenn es die faschistischen Äußerungen israelischer Minister und anderer Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens über Mord und Bevölkerungsaustausch, über „keine Unschuldigen“ und über das Töten von Babys hört, muss es die erschreckenden Stimmen aus seiner Vergangenheit hören, die dasselbe auf Deutsch gesagt haben. 

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[Zum Originalartikel auf Haaretz]

Das machtgeile Grinsen der Hierodulen

Von Patrik Baab – 30. Mai 2025

Patrik Baab hat am gestrigen Tag den Aachener Preis für die Menschlichkeit erhalten. Parallel zu ihm wurde Ursula von der Leyen mit dem Karlspreis gekürt. Baab warnt in seiner Rede in Aachen eindringlich von der Präsidentin der Europäischen Kommission.

Folgend seine Rede zur Verleihung des Aachener Preises für Menschlichkeit:

Preise sind vergiftete Geschenke. Denn der Preisstifter erwartet eine Gegenleistung. Er will erreichen, dass der Preisträger etwas für ihn tut. Er soll das Sprachrohr der Stifter sein und helfen, jene Öffentlichkeit herzustellen, die heute mehr denn je ein umkämpfter Raum ist. Beim Aachener Preis für Menschlichkeit soll sich der Preisträger einsetzen für Völkerverständigung, gegen Kriegspropaganda und Krieg.

Damit richtet sich der Preis gegen jene, die heute Morgen im Aachener Dom sich zum traditionellen Pontifikalamt der Karlspreis-Verleihung an die Präsidentin der Europäischen Union, Ursula von der Leyen, versammelt haben. In der Pressemitteilung des Internationalen Karlspreises heißt es: „Ursula von der Leyen hat … maßgeblich dazu beigetragen, Europa geeint, widerstandsfähig und handlungsfähig zu halten. Ob in der Pandemie, im Umgang mit dem russischen Angriffskrieg oder bei der Stärkung der europäischen Wirtschaft – mit Entschlossenheit und strategischem Weitblick hat sie Europas Interessen vertreten und entscheidende Weichen für die Zukunft gestellt.“

Vergiftete Geschenke

Selten wird so viel gelogen wie bei der Verleihung des Karlspreises. Wenn Lügen kurze Beine haben, sollten die Träger des Karlspreises Rollsplitt meiden. Sie könnten sich die Genitalien verletzen.

Inzwischen ist die Maske eurokratischer Macht gefallen und die Fratze des Brüsseler Monsters deutlich zu erkennen. Denn die EU sanktioniert nun eigene Bürger wegen angeblicher russischer Propaganda. Mit dem 17. Sanktionspaket gegen Russland richtet sie sich erstmals direkt gegen zwei deutsche Staatsbürger: die Journalisten Alina Lipp und Thomas Röper. Ihnen wird vorgeworfen, „russische Propaganda verbreitet und durch ihre Berichterstattung zu „destabilisierenden Aktivitäten“ beigetragen zu haben.

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Ukraine-Krieg: „Russland will eine Lösung auf dem Verhandlungsweg“ [Aber:] „Weder Selenskyj noch die Europäer sind zu einem Verhandlungsprozess bereit“

Interview mit Jacques Baud*. Interview: Zeitgeschehen im Fokus – 29. Mai 2025 (ZIF 8)

Zeitgeschehen im Fokus: Noch immer vertritt der Westen die Auffassung, insbesondere die westlichen Medien und sogenannte Militärexperten, mit genügend Waffen könne die Ukraine Russland besiegen. Wie lange kann sich der Krieg noch hinziehen? Es hieß doch immer, dass der Ukraine die Soldaten ausgehen.

Jacques Baud: Grundsätzlich ist diese Auffassung falsch. Das zeigt sich in Gaza: Nicht die Bewaffnung ist der Hauptfaktor für den Sieg, sondern die Art und Weise, wie gekämpft wird. Im Westen haben wir den Krieg grundsätzlich als ein materielles und quantitatives Phänomen verstanden.

In Wirklichkeit spielen Technik und Technologie zwar eine wichtige Rolle. Vor allem aber sind ausschlaggebend die Entschlossenheit sowie die Abstimmung der Strategie auf die Ziele, die Ressourcen und deren Koordination. Den Palästinensern gelingt es, die israelische Armee in Schach zu halten, von der es heißt, sie sei die mächtigste, am besten ausgerüstete, modernste und brutalste Armee des Nahen Ostens.

Den Taliban gelang es, das angeblich mächtigste Militärbündnis der Welt in Schach zu halten. Den Houtis gelingt es, den unverwundbaren israelischen Iron Dome problemlos zu durchbrechen. Die mächtigen französischen Rafale-Flugzeuge Indiens waren den von Pakistan eingesetzten chinesischen J-10C-Kampfflugzeugen unterlegen, was Dassault Aviation an den Aktienmärkten zum Absturz brachte.1

Im März 2023 berechnete Marcus Keupp, ein Militär-„Experte“ der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, in der NZZ die Abnutzungsrate der russischen Armee an Panzern und kam zu dem Schluss, dass die russische Armee im Oktober 2023 keine Panzer mehr haben,2 und dies zu einer Niederlage Russ­lands führen würde.3

Zwei Jahre später stellt sich heraus, dass der Experte gelogen hatte, da zur gleichen Zeit ein Bericht des Kommandos der US-Streitkräfte in Europa (EUCOM) genau das Gegenteil behauptete.4

Im September 2023 berichteten ukrainische Soldaten, die damals in Deutschland ausgebildet wurden, dem Kyiv Independent, dass «die Ausbildung sie auf einen Krieg vorbereitet hat, den es so in der Ukraine nicht gibt. Sie sagten, die NATO-Offiziere würden die Realität vor Ort nicht verstehen.»5

Die Probleme der ukrainischen Armee liegen tiefer. Die deutschen Leopard-2-Panzer wurden nie so eingesetzt, wie sie sollten, und wurden zu einem krachenden Misserfolg der deutschen Hilfe für die Ukraine.6 Westlichen Medien zufolge waren die amerikanischen HIMARS «völlig ineffektiv».7 Die «intelligenten» amerikanischen M-982 EXCALIBUR 155 mm Granaten werden nicht mehr an die Ukraine geliefert, weil sie ihre Ziele nicht treffen.8

Der Westen hat von diesem Krieg absolut nichts verstanden, weder auf technischer noch auf militärischer oder strategischer Ebene. Er wollte seine Wünsche für die Realität halten. Er wollte, dass Russ­land schwach ist, also behauptete er, dass es schwach ist. Doch die Tatsachen sehen anders aus. Die Ukraine ist nur die Spitze des Eisbergs eines Westens, der weiterhin von seiner vergangenen Größe träumt und sich im Niedergang befindet.

Wie ich bereits sagte, liegt die Schwäche der Ukraine nicht in der Anzahl der Waffen, sondern in der Art und Weise, wie sie eingesetzt werden. Dies ist übrigens genau das gleiche Problem für die westlichen Länder, einschließlich der Schweiz. Vereinfacht gesagt, ist die Schwäche der Ukraine nicht auf ein Hardware-, sondern auf ein Softwareproblem zurückzuführen.

*Jacques Baud hat einen Master in Ökonometrie und ein Nachdiplomstudium in internationaler Sicherheit am Hochschulinstitut für internationale Beziehungen in Genf absolviert und war Oberst der Schweizer Armee. Er arbeitete für den Schweizerischen Strategischen Nachrichtendienst und war Berater für die Sicherheit der Flüchtlingslager in Ost-Zaire während des Ruanda-Krieges, arbeitete unter anderem für die Nato in der Ukraine und ist Autor mehrerer Bücher über Nachrichtendienste, asymmetrische Kriegsführung, Terrorismus und Desinformation.

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