Palästinensischer Aktivist: Deutsche Linke lassen uns ganz besonders im Stich

Von Felicitas Rabe – 23. April 2024

Auf der Veranstaltung „Stoppt den Krieg in Gaza!“ berichtete Abu Hajar über eine Trauerfeier an der Universität Kassel. Ein Mitstudent aus Kassel war bei einem Familienbesuch in Gaza ermordet worden. Der Uni-Direktor stellte den trauernden Studenten den Strom ab und verbot das Gedenken.

Am Freitag organisierten Vertreter der Internationalen Sozialistischen Organisation (ISO) in Kooperation mit der Redaktion der Sozialistischen Zeitung (SoZ) in Köln die Podiumsdiskussion „Stoppt den Krieg in Gaza! Wege zu einem solidarischen Zusammenleben in Palästina!“

Die Veranstaltung fand im Nachklang des verbotenen Internationalen Palästinakongresses in Berlin statt. In Ihrem Aufruf erklärten die Kölner Organisatoren: „Selbst die sogenannte internationale Gemeinschaft, die bisher stets in Treue zur israelischen Regierung stand, die Vereinten Nationen und ihr Generalsekretär sowie auch der katholische Papst können und wollen nicht mehr zu diesen Verbrechen gegen die Menschheit und gegen das Völkerrecht schweigen.“

„In Deutschland aber werden der ,Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost‘ die Konten gekündigt; palästinensische Gruppen werden als antisemitisch diffamiert und ihr Protest gegen den Massenmord unterdrückt. […] Gibt es überhaupt noch Wege für ein friedliches Zusammenleben der jüdischen, palästinensischen und arabischen Bevölkerung im Nahen Osten? Darüber wollen wir reden.“

Infolge der Aufrufsinhalte wurden die bereits vereinbarten Veranstaltungsräume vom Bürgerzentrum Alte Feuerwache in Köln gekündigt. Weitere angefragte Raumbetreiber lehnten die Veranstaltung von vorneherein ab, berichtete der Journalist Gerhard Klas von der SoZ bei der Moderation der Podiumsdiskussion im Naturfreundehaus Köln-Kalk. Ausdrücklich bedanke man sich bei den Naturfreunden für die Vergabe des Veranstaltungssaales für diese Diskussion. Trotz einer weitgehenden Diffamierung von Palästina-Solidarität als Antisemitismus in der deutschen Presse besuchten 40 interessierte Zuschauer die Diskussion.

Vorgetäuschte Zweistaatenlösungs-Debatte

Zur Podiumsdiskussion geladen waren Wieland Hoban, der Vorsitzende der „Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost“ und Mohammed Abu Hajar vom Palästinakomitee Kassel. Hoban war einer der Mitveranstalter des Internationalen Palästinakongresses, welcher am 12. April vor den Augen der Teilnehmer aus aller Welt von der Berliner Polizei brutal gestört und verboten wurde.

Auf die Frage nach der Zweistaatenlösung erklärte der Wirtschaftswissenschaftler Hoban, aktuell würde man diese vermeintliche Lösung von offiziellen Stellen vermehrt zum Thema machen, um die komplette Zerstörung Palästinas zu verschleiern. Abgesehen davon sei der Vorschlag einer einvernehmlichen Einstaatenlösung vom zionistischen Projekt Israel historisch auch nie vorgesehen gewesen.

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Der syrische Präsident Assad im O-Ton über die Gründe für den Konflikt mit dem Westen

Interview mit Baschar al-Assad. Interview: vesti7.ru – 23. April 2024

Das russische Fernsehen hat ein Interview mit dem syrischen Präsidenten Assad ausgestrahlt, das zeigt, warum westliche Medien kein Interview mit Assad oder auch Putin zeigen wollen. Assads Aussagen würden wohl viele Menschen im Westen nachdenklich machen.

Im russischen Fernsehen gibt es eine Sendung mit dem Namen „Globale Mehrheit“, in der der Moderator dem Publikum Persönlichkeiten aus den Ländern vorstellt, die die globale Mehrheit stellen, also nicht aus westlichen Ländern. Der Titel der Sendung ist durchaus gut gewählt, denn der US-geführte Westen umfasst knapp 50 Staaten, während die restlichen 140 Staaten der Welt nicht zum Westen gehören und bei immer mehr Abstimmungen in UNO den Mut haben, gegen die Position des US-geführten Westens zu stimmen.

In der aktuellen Folge der Sendung hat der Moderator den syrischen Präsidenten Assad besucht und interviewt. In der Sendung wurde das Interview zusammengefasst, aber schon diese halbstündige Zusammenfassung war so interessant, dass ich [Thomas Röper] sie komplett auf Deutsch übersetzt habe.

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Freispruch für Steuerräuber! Erfolgreiche Cum-Ex-Jägerin zum Rücktritt bewegt

Von Ralf Wurzbacher – 23. April 2024

Anne Brorhilker, Deutschlands führende Cum-Ex-Ermittlerin, verlässt die Kölner Justiz und wechselt in die Zivilgesellschaft. Das ist ein herber Verlust für die Staatsanwaltschaft und eine Bankrotterklärung des deutschen Rechtsstaats. Der Vorgang signalisiert den Finanzkriminellen aller Länder: Keine Sorge, die BRD nimmt es mit der Strafverfolgung nicht so ernst – lasst Euch nicht stören! Was die Sache noch schlimmer macht? Die Signalgeber sitzen auf Regierungsbänken.

Der deutschen Justiz geht eine wahrhaft rechtschaffene und im besten Sinne rechtschaffende Persönlichkeit verloren. Mit einem Paukenschlag hat die Kölner Oberstaatsanwältin Anne Brorhilker ihren Dienst quittiert, um ihrer Leidenschaft – der Jagd nach Wirtschaftskriminellen – in anderer Funktion mithin erfolgversprechender nachgehen zu können. Die Meldung vom Abgang der 50-Jährigen sorgte am Montag für ein kleines mediales Erdbeben. Kaum ein Presseorgan, das sich nicht auf die Geschichte von Deutschlands führender Cum-Ex-Ermittlerin stürzte, die aus lauter Frust die Brocken „hinschmeißen“ würde. Man wünschte sich, die schreibende und sendende Zunft brächte mit derselben Hingabe Licht ins Dunkel der Abgründe aus Niedertracht, Habgier und Zynismus der sogenannten Finanzeliten, in denen die gute Frau über zehn Jahre lang mit Feuereifer gewühlt hat. Hätten die „Qualitätsjournalisten“ ihren Job gemacht, wären heute mithin viel mehr der Protagonisten, Mittäter und Mitwisser des größten Steuerraubs der deutschen Geschichte gefasst, überführt und verurteilt als die bislang nur ganz Wenigen. Und vielleicht hätte sogar der Bundeskanzler längst abgedankt.

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Hallervordens „Gaza-Video“ erhält Unterstützung aus UNO/Jean Ziegler: „Auf Basis von Guterres“

Von den NachDenkSeiten – 23. April 2024

Sicher, er sei erstaunt gewesen, sagt Dieter Hallervorden, über den „Hass im Netz großer Zeitungshäuser“ gegen seine freie Meinung als Künstler. Andererseits hätten – neben Millionen Zugriffen auf das Gedicht „Gaza, Gaza“ – zigtausende Mails seine Mitarbeiter und ihn „ungeheuer ermutigt“. Die bewegendste Mail aber habe ihn in der vergangenen Nacht erreicht. Und zwar aus dem direkten Umfeld des UN-Generalsekretärs vom langjährigen UNO-Sonderbotschafter Prof. Dr. Jean Ziegler (90).

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Florian Warweg interviewt Sevim Dagdelen: NATO-Mythen und die Klage „wegen Beihilfe zum Völkermord“

Interview mit Sevim Dagdelen. Interview: Florian Warweg – 23. April 2024

Anlässlich des 75. Jahrestages der NATO-Gründung hat die BSW-Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen ein Buch verfasst mit dem Titel „Die NATO – Abrechnung mit dem Wertebündnis“, welches sich derzeit auf Platz 10 der Spiegel-Bestsellerliste befindet. Ein Gespräch über Anspruch und Wirklichkeit von NATO-Mythen („Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte“), Julian Assange als „Gefangener der NATO“ sowie die voraussichtlich verbliebene „Lebenserwartung“ des westlichen Militärbündnisses. Thematischer Abschluss bildet die Klage Nicaraguas gegen Deutschland vor dem Internationalen Gerichtshof wegen „Beihilfe zum Völkermord“ in Gaza. Dagdelen war die einzige Abgeordnete des Deutschen Bundestages, die an dieser Anhörung in Den Haag teilnahm und kann daher einige exklusive Einblicke und Einschätzungen dazu gewähren.

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Die parteiübergreifende Politik des Imperialismus

Von Patrick Martin – 23. April 2024

Demokratische Liberale und republikanische Faschisten finanzieren gemeinsam Völkermord in Gaza und Stellvertreterkrieg in der Ukraine.

In einer Reihe von Abstimmungen hat das US-Repräsentantenhaus am Samstag parteiübergreifend 95 Milliarden Dollar an zusätzlichen Militärmitteln bewilligt: 61 Milliarden Dollar für den Stellvertreterkrieg der USA und der Nato gegen Russland in der Ukraine, 26 Milliarden Dollar für die Bewaffnung Israels inmitten des Völkermords im Gazastreifen und der militärischen Konfrontation mit dem Iran und 8 Milliarden Dollar für den Ausbau Taiwans zu einem Kriegsstützpunkt gegen China.

Diese zusätzlichen Mittel werden mit einem vierten Gesetzentwurf zusammengefasst, der auf verstärkte Kriegsvorbereitungen innerhalb der USA abzielt – einschließlich einer Sperre der Social-Media-Plattform TikTok als angebliches Instrument der chinesischen Regierung. Das Gesetzespaket wird nun dem Senat vorgelegt, der es im Laufe dieser Woche verabschieden soll.

Mit der daraus resultierenden Gesetzgebung wird der Kongress die globale Kriegspolitik der Biden-Regierung sanktionieren. Allein die Tatsache, dass damit die US-Interventionen in drei weit voneinander entfernten Weltregionen – Osteuropa, dem Nahen und dem Fernen Osten – zu einem einzigen Ganzen zusammengefasst werden, ist Ausdruck eines grundlegenden Wandels in der Weltpolitik.

Die herrschende Klasse der USA betrachtet ihre Konflikte mit Russland, dem Iran und China als miteinander verbundene Schauplätze ein und desselben Kampfes: der Anfangsphase eines dritten Weltkriegs. Der amerikanische Imperialismus, die stärkste Militärmacht, aber absteigende Wirtschaftsmacht, unternimmt einen finalen Versuch, ihre globale Hegemonie gegen jede mögliche Herausforderung aufrechtzuerhalten.

Wie das gegen TikTok gerichtete Gesetz zeigt, ist der imperialistische Krieg dabei mit Demokratie und Freiheit im eigenen Land unvereinbar. Vorbereitungen werden getroffen, eine App zu sperren, die von 170 Millionen Menschen genutzt wird – oftmals, um an Informationen zu kommen, die die amerikanischen Medienkonzerne zensieren.

Für die herrschende Klasse ist verstärkte Repression im eigenen Land eine Notwendigkeit. Einerseits soll damit offene politische Opposition zum Schweigen gebracht, und zweitens der arbeitenden Bevölkerung die enormen Opfer – sowohl wirtschaftlicher Art als auch in Form von Menschenleben – abverlangt werden, die ein solcher Krieg mit sich bringen wird. Ein Krieg gegen Russland, Iran und China bedeutet einen Krieg gegen die amerikanische Arbeiterklasse.

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Wie Armenien in wenigen Jahren zerstört hat, was es in Jahrzehnten aufgebaut hatte

Von Thomas Röper – 23. April 2024

[Ein Beitrag] über die Folgen pro-westlichen Politik Armeniens nach der Machtübernahme durch Nikol Paschinjan und die Auswirkungen seiner antirussischen Politik auf Armenien und Bergkarabach. Armenien [ist] ein geopolitischer Schlüsselstaat in der Auseinandersetzung zwischen den USA und Russland [ … Es ist] Mitglied des Verteidigungsbündnisses OVKS, dem eine Reihe von GUS-Staaten angehören. Die armenische Regierung liebäugelt jedoch mit der EU und der NATO und lässt die Mitgliedschaft in der OVKS derzeit ruhen.

Die deutschen Medien berichten relativ wenig über die Entwicklungen in Armenien und den anderen transkaukasischen Ländern. Diese Länder spielen in den deutschen Medien nur eine Rolle, wenn es mal wieder knallt, aber warum das passiert und wie die Vorgeschichte ist, weiß in Deutschland kaum jemand. Hinzu kommt, dass westliche Medien nicht berichten wollen, dass Russland im gesamten Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan eine wichtige Vermittlerrolle gespielt hat und es sogar gelungen ist, die ersten direkten Gespräche zwischen den Konfliktparteien in Moskau zu organisieren und im Jahr 2020 einen Waffenstillstand zwischen Armenien und Aserbaidschan zu erreichen.

Die USA und die westeuropäischen Länder reden nur über ihre Unterstützung für Armenien. Maßnahmen zur Verteidigung zur effektiven Hilfe des Landes ergreifen sie jedoch nicht.

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Israels arabische Verbündete fürchten Auswirkungen des eskalierenden Kriegs mit dem Iran

Von Jean Shaoul – 23. April 2024

Die Drohnenangriffe auf die Städte Isfahan und Tabris sowie auf Ziele im Süden Syriens bestätigen, dass Israels verdeckter Konflikt mit dem Iran kurz davor steht, zu einem offenen Krieg zu werden. Die Angriffe folgten auf den ersten direkten Angriff des Iran auf Israel am Samstag den 6. April mit mehr als 300 Drohnen und Raketen. Dieser war wiederum eine direkte Reaktion auf Tel Avivs Angriff auf das iranische Konsulat in Damaskus am 1. April, bei dem sieben hochrangige iranische Offiziere getötet wurden, darunter zwei Generäle.

Zuvor hatten iranische Regierungsvertreter geschworen, dass jeder Angriff Israels mit einem überwältigenden Gegenschlag beantwortet würde. Der iranische Generalmajor Ahmad Haghtalab warnte, dass „die Hand am Abzug“ sei für einen Vergeltungsschlag auf israelische Atomanlagen.

In der Provinz Isfahan befinden sich iranische Militäreinrichtungen, darunter ein Luftwaffenstützpunkt und Atomanlagen. Der Iran erklärte, Israel habe „nur einen kläglich gescheiterten Versuch unternommen, mit Quadrokoptern [d.h. mit Drohnen] anzugreifen, die jedoch abgeschossen wurden“. Teheran gab bekannt, es plane keine Vergeltungsmaßnahmen.

Der faschistische israelische Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir hatte eine „vernichtende Reaktion“ auf den iranischen Raketen- und Drohnenangriff gefordert und die begrenzten Angriffe, auf denen Israels Geldgeber in Washington bestanden hatte, als „schwach“ verurteilt. Die Spannungen eskalieren jedoch eindeutig weiter. Die arabischen Regimes beobachten diese Entwicklungen mit großer Sorge. Sie haben eine entscheidende Rolle als Unterstützer von Israels völkermörderischem Krieg gegen die Palästinenser in Gaza gespielt. Saudi-Arabien hat z.B. dafür gesorgt, dass ein Ölembargo ausgeschlossen wurde und dass die Tür für eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel offen bleib. Jordanien hat sogar eine direkte Rolle bei der Verteidigung Israels gespielt, indem seine Kampfflugzeuge bei dem Angriff am 6. April viele iranische Drohnen abgeschossen haben.

Anfang der Woche rief das saudische Außenministerium alle Parteien zu „größtmöglicher Zurückhaltung“ auf, um „die Region und ihre Bevölkerung vor der Gefahr eines Kriegs zu schützen“. Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Ägypten, Jordanien und die Türkei veröffentlichten ähnliche Erklärungen. Nur der Nordjemen, dessen faktische Regierung der Huthi dem Iran nahesteht, und der Libanon, wo die vom Iran unterstützte bewaffnete Hisbollah beheimatet ist, schwiegen.

Trotz ihrer Entschlossenheit, ein „Sicherheitsbündnis“ mit Tel Aviv – und damit mit Washington – gegen den Iran zu schließen und so ihre Macht zu verteidigen, sind sie sich alle durchaus bewusst, dass die Arbeiter, Jugendlichen und die arme Landbevölkerung der Region die Unterstützung ihrer Herrscher für Israels völkermörderischen Krieg und ihre eigene Armut angesichts der allgegenwärtigen Korruption der herrschenden Kleptokratien zutiefst hassen. Aus diesem Grund haben sich Saudi-Arabien, die VAE und Ägypten geweigert, sich an der US-Marinekoalition gegen die Huthi-Angriffe auf den Schiffsverkehr im Roten Meer zu beteiligen, die die Huthis zur Unterstützung der Palästinenser führen. Dadurch wurden die Schiffe gezwungen, den längeren Weg um Afrika zu nehmen.

Der Angriff auf das iranische Konsulat im April war der Höhepunkt einer Serie israelischer Angriffe und Anschläge auf iranische Anlagen und Mitarbeiter in Syrien, mit denen eine Reaktion provoziert werden sollte, die als Vorwand für einen offenen Krieg gegen Teheran dienen könnte. Zuvor hatte sich die faschistische Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in den Augen der Weltbevölkerung zum Paria gemacht und war mit zunehmendem innerem Widerstand konfrontiert, weil es sich weigert, durch einen Waffenstillstand die Freilassung der Geiseln in Gaza zu gewährleisten. Er rechnete damit, dass ein Angriff auf den Iran diesen Druck ablenken und die USA möglicherweise direkt in den Konflikt hineinziehen würde.

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Die EU-Wahlen und der Krieg

Von Bernhard Trautvetter – 23. April 2024

Die EU-Wahlen sind Anlass, daran zu erinnern, dass es in Texten wie dem Vertrag zur Vereinigung der beiden deutschen Staaten und der Charta von Paris um eine Friedensordnung geht – und nicht um die NATO. Die Weigerung der NATO, legitime Sicherheitsinteressen Russlands zu beachten, ist ein Ursprung des Ukrainekriegs. Bei den Wahlen könnte ein Zeichen dagegen gesetzt werden.

Anfang April tagten die Außenminister der NATO in Brüssel und berieten über die Kriege, in denen NATO-Unterstützung für jeweils eine Seite stattfindet. Sie bereiteten den großen NATO-Gipfel in Washington im Juni dieses Jahres vor – dort wird es auch um 75 Jahre NATO gehen. Kurz nach der Brüsseler Tagung tagte der NATO-Ukraine-Rat über die Forderung der Selenskyj-Regierung nach einer Flugabwehr, wie sie Israel hat.

Es geht der NATO und der Regierung in Kiew um einen ›Abwehrkampf gegen Russland‹; den wahren Grund für Russlands Invasion blenden alle NATO-Unterstützer üblicherweise aus, nämlich die Weigerung der NATO, den Sicherheitsinteressen Russlands entgegenzukommen und die große Ukraine mit ihrer langen Grenze mit Russland nicht ins gegnerische Lager – also in die NATO – aufzunehmen.

Am 22. April tagten dann die Außenminister der EU zusammen mit den für Militär verantwortlichen Ministern. Dabei ging es um einen Ausbau der militärischen Unterstützung der Ukraine durch die NATO. Die EU ist in diese militärische Eskalationsspirale, die die Gefahr selbst eines nuklearen Infernos in sich trägt, immer massiver einbezogen.

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Israelischer Angriff auf den Iran weitet den Krieg im Nahen Osten aus

Von Andre Damon -22. April 2024

Israels Luftangriff auf eine Militärbasis im Iran, nahe einer Atomanlage, hat den von den imperialistischen Mächten geschürten Krieg im Nahen Osten weiter verschärft.

Nachdem Israel und der Iran jahrzehntelang Stellvertreterkonflikte im ganzen Nahen Osten ausgetragen haben, markiert der erstmals von ihrem jeweiligen Staatsgebiet ausgeführte Schlagabtausch einen Präzedenzfall für weitere Eskalation.

Weder iranische noch israelische Regierungsvertreter haben die Angriffe bestätigt. Stattdessen wurden sie am Donnerstag von der US-Presse bekannt gegeben, die sich auf Quellen aus dem Weißen Haus berief.

Das Wall Street Journal, das den Kriegskurs aggressiv unterstützt, erklärte über die Bedeutung des Angriffs am Donnerstagabend: „Der Angriff soll dem Iran vermitteln, dass Israel die militärischen Kapazitäten hat, nicht nur die iranischen Stellvertreterkräfte im Libanon, Syrien und dem Irak, sondern auch tief in seinem Staatsgebiet anzugreifen. Israel hat außerdem gezeigt, dass es ein Ziel nahe einer Atomanlage treffen kann, obwohl sich dort ein russisches S-300-Raketenabwehrsystem befand.“

Die New York Times schrieb: „Die Tabuisierung direkter Angriffe auf Staatsgebiet der anderen Seite ist damit beseitigt. Sollte es eine weitere Runde geben – einen Konflikt um die iranischen Atompläne oder einen weiteren Anschlag Israels auf iranische Offiziere – könnten beide Seiten weniger Hemmungen haben, einander direkt anzugreifen.

„Mit der Entscheidung zu einem Angriff auf ein konventionelles militärisches Ziel in Isfahan hat Israel ein klares Zeichen gesetzt und demonstriert, dass es die Luftabwehrketten um Isfahan durchbrechen kann, von denen viele um wichtige Einrichtungen wie die Urankonversionsanlage stationiert sind.“

Der Angriff vom Freitag war die letzte Maßnahme in einer Welle von Eskalationen, seit am 1. April bei einem israelischen Angriff auf das iranische Konsulat in Syrien sieben hochrangige iranische Militärs getötet wurden.

Vertreter der US-Regierung stellten sich im Kern hinter den israelischen Angriff. Der stellvertretende amerikanische UN-Botschafter Robert Wood behauptete, das Konsulat sei in Wirklichkeit ein Stützpunkt von Terroristen gewesen.

Nachdem der Iran auf den Angriff auf sein Konsulat mit einem Angriff auf eine israelische Militärbasis reagiert hatte, verurteilten die USA und ihre imperialistischen Verbündeten den Iran, verhängten Sanktionen und bekundeten ihre faktisch unbegrenzte Unterstützung für Israel.

Im Verlauf der Woche machten US-Regierungsvertreter deutlich, dass die Entscheidung über einen potenziellen Angriff auf den Iran „bei Israel liegt“, womit sie Israel im Wesentlichen einen Blankoscheck für einen Angriff auf den Iran erteilten. Bezeichnenderweise ereignete sich der Angriff nur wenige Stunden nach Beendigung einer Diskussion zwischen hohen Vertretern der USA und Israels über die geplanten Angriffe auf den Iran und auf Rafah, wo mehr als eine Million Palästinenser Zuflucht gefunden haben.

Das Weiße Haus erklärte in seiner Darstellung des Treffens: „Beide Seiten einigten sich auf das gemeinsame Ziel, die Hamas in Rafah zu besiegen. Die amerikanischen Teilnehmer äußerten Bedenken wegen verschiedener Maßnahmen in Rafah, und die israelischen Teilnehmer sagten zu, diese Bedenken zu berücksichtigen.“ Doch hinter den Kulissen deutet einiges darauf hin, dass der „begrenzte“ israelische Angriff auf den Iran nur das Vorspiel zu einem umfassenden Angriff auf Rafah ist.

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