„Unser Militär ist dem russischen Militär unendlich überlegen“ – Wieso dann die ganze Aufrüstung?

Von Florian Warweg – 20. Oktober 2025

NATO-Generalsekretär Mark Rutte hat bei der jüngsten Jahrestagung der Parlamentarischen Versammlung der NATO in Slowenien erklärt, die NATO sei Russland militärisch „unendlich überlegen“, wirtschaftlich sei man 25-mal größer und die russische Luftwaffe könne nicht einmal ansatzweise mit der der NATO mithalten. Die NachDenkSeiten wollten vor diesem Hintergrund wissen, ob Kanzler Merz und Verteidigungsminister Pistorius diese Einschätzung teilen und wenn ja, wie sie dann den aktuellen Aufrüstungs- und Bedrohungsdiskurs der Bundesregierung rechtfertigen.

„Als NATO sind wir 25-mal größer als die russische Wirtschaft. Unser Militär ist dem russischen Militär unendlich überlegen. Was unsere Luftwaffe angeht, so können die Russen mit ihren MiG-31 oder wie auch immer sie heißen nicht einmal im Schatten mithalten, weil sie keine gut ausgebildeten Kampfpiloten sind.“

So die Aussage des amtierenden NATO-Generalsekretärs Mark Rutte im Wortlaut am 13. Oktober anlässlich der Jahrestagung der Parlamentarischen Versammlung der NATO in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana:

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Auf dem Weg in den Welt-Wirtschaftskrieg

Von Stefan Heidenreich – 20. Oktober 2025

Langsam gleitet die Welt in einen großen Wirtschaftskrieg. Die Gründe des Konflikts liegen offen zutage. Rund um die Welt hat sich die Produktion von Gütern in den letzten Jahrzehnten massiv verschoben. Legt man die nach Kaufkraft gewichtete Wirtschaftsleistung zugrunde, waren die Vereinigten Staaten im Jahr 2000 dreimal so groß wie China. Deutschland lag nur knapp dahinter. Nach den neuesten Zahlen nimmt China mit beträchtlichem Vorsprung den Spitzenplatz ein und übertrifft Deutschland um das Sechsfache. Beschränkt man sich auf die Produktion materieller Güter und lässt den in New York stark aufgeblähten Bankensektor beiseite, fällt der Vorsprung noch erheblich größer aus. So stellt China etwa zehnmal so viel Stahl her wie die Vereinigten Staaten. Von Stefan Heidenreich.

Der treibende Faktor des Wandels lag nicht im fernen Osten, sondern vor allem in den Unternehmen des Westens. Mit in China günstig hergestellten Gütern ließen sich enorme Gewinne machen. Dass dabei die eigene industrielle Basis geschwächt wurde, nahm man in Kauf.

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Die Tribute von Big Agro

Von German-Foreign-policy.com – 21. Oktober 2025

Der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung sieht durch die zunehmende Konzentration von Konzernmacht im Lebensmittelsektor die Versorgungssicherheit gefährdet – auch durch deutsche Unternehmen.

Der Bericht des UN-Sonderberichterstatters für das Recht auf Nahrung, Michael Fakhri, über Konzernmacht und Menschenrechte in der Nahrungsmittelproduktion konstatiert kontinuierlich zunehmende Konzentrationsprozesse und eine daraus folgende Bedrohung für das Recht auf Nahrung und andere Menschenrechte. Die Konzentrationsprozesse stabilisieren Fakhri zufolge zudem das agroindustrielle Modell mit all seinen negativen Auswirkungen auf Umwelt und Klima. Deutsche Unternehmen wie Bayer, BASF und die EW Group gehören zu den in dem Report erwähnten Firmen, die diverse Sparten des Agro-Weltmarktes dominieren. Kritik erfährt auch die Agrarpolitik der EU, weil deren Subventionssystem die Größe von Betrieben honoriert und so das Höfesterben fördert. Zur Begrenzung der Konzernmacht setzt Fakhri auf das Unternehmensrecht, obwohl es Defizite aufweist; er empfiehlt, die Staaten sollten juristische Mittel nutzen – darunter das nationale und das internationale Strafrecht –, um die Konzerne in ihre Schranken zu weisen. Darüber hinaus appelliert sein Bericht an die Regierungen, sich an den Verhandlungen über ein UN-Abkommen zur Regulierung der Geschäftspraxis multinationaler Unternehmen zu beteiligen.

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Vom Drohnen- zum Weltraumkrieg

Von German-Foreign-Policy.com – 20. Oktober 2025

Der neue EU-Rüstungsfahrplan sieht umfassende Produktions- und Beschaffungsmaßnahmen bei Drohnen und im Weltall vor. Er begünstigt Deutschland in seinem Bestreben, zu Europas stärkster konventioneller Militärmacht zu werden.

Der neue „Fahrplan für Verteidigungsbereitschaft“ der EU sieht umfassende Hochrüstungsmaßnahmen bei Drohnen und im Weltall vor und begünstigt einen Aufstieg der Bundeswehr zur konventionell stärksten Streitmacht Europas. Das Dokument, das die EU-Kommission in der vergangenen Woche vorgelegt hat und das in dieser Woche von den Staats- und Regierungschefs verabschiedet werden soll, legt neun Schwerpunktbereiche sowie vier Leuchtturmprojekte zur Militarisierung der EU fest. Dabei sollen sich jeweils mehrere EU-Staaten zu „Koalitionen“ zusammentun, um die Entwicklung und die Produktion von Waffensystemen zu konzentrieren. Deutschland beansprucht laut Berichten die Führung über fünf der neun Koalitionen. Die Leuchtturmprojekte sind exakt in Bereichen angesiedelt, in denen die Bundesregierung die eigene Hochrüstung vorantreiben will – insbesondere bei Drohnen, in die Berlin in den nächsten Jahren bis zu zehn Milliarden Euro steckt, und bei der Militarisierung des Weltalls, für die 35 Milliarden Euro vorgesehen sind. Die immense Steigerung der deutschen Rüstungsausgaben erlaubt Berlin in diesen – und anderen – Bereichen den Durchmarsch auf dem Weg, zu Europas stärkster Militärmacht zu werden.

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Ist Trumps Friedensplan nur eine Täuschung?

Von Martin Jayvon (Übersetzung: Thomas Röper) – 20. Oktober 2025

Trumps Friedensplan hat Hoffnung auf ein Ende des israelischen Völkermordes in Gaza gemacht, doch immer mehr Analysten meinen, er sei eine Täuschung und werde nicht lange halten. […]

Das russische Fernsehen hat den Plan in einem Beitrag […] verhalten optimistisch eingeschätzt, aber auch festgestellt, dass Trump sich in dem Plan de facto die Herrschaft über den Gazastreifen angeeignet hat, indem er sich selbst zum Vorsitzenden des Komitees gemacht hat, das nun das Schicksal des Gazastreifens regeln soll.

Aber trotz allem Optimismus gibt es weiterhin israelische Angriffe mit Dutzenden toten Zivilisten täglich, womit Netanjahu die Hamas anscheinend zu Reaktionen provozieren will, um einen Vorwand zu haben, den Krieg wieder aufzunehmen. Auch die Lieferung humanitärer Hilfe nach Gaza hat Israel schon wieder ausgesetzt.

Das hat ein britischer Autor in einem Artikel vorhergesehen, der am schon am 15. Oktober auf der Seite eines russischen Thinktanks veröffentlicht wurde. Ich habe den Artikel übersetzt. […]

Trumps Gaza-„Friedensplan“ ist eine Täuschung, dies wird in der Realität passieren

Es gibt kaum Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden im Gazastreifen – und gerade der Geiselaustausch könnte der Auslöser dafür werden, dass die Waffenruhe bricht.

Von Martin Jay | Strategic Culture Foundation

Wie viel Vertrauen kann man in das kürzlich angekündigte Waffenstillstandsabkommen setzen, das sowohl von Israel als auch von Hamas gebilligt und wohl von US-Präsident Donald Trump vermittelt wurde? Wer sind die Gewinner und wer die Verlierer? Und wie viel von dem, was die westliche Presse berichtet, entspricht überhaupt der Wahrheit?

Leider ist das Bild düster und es gibt wenig Grund zur Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden im Gazastreifen, hauptsächlich deshalb, weil das sogenannte Abkommen kein Friedensvertrag, sondern eher ein temporärer Waffenstillstand zur Befreiung der israelischen Geiseln ist. Nicht viel mehr als das.

Gewiss umfasst der 20-Punkte-Plan mehr, doch die meisten Punkte sind vage formuliert und interpretationsfähig – kein gutes Zeichen, wenn man den Plan ernst nehmen soll. Vielleicht war er nie dazu gedacht, ernst genommen zu werden. Wie ich bereits zuvor schrieb, ist es wahrscheinlich, dass Trump das Ganze in letzter Minute hastig zusammenstellen ließ, da die mediale Aufmerksamkeit plötzlich auf die EU-Initiativen und die mögliche UN-Friedensinitiative gerichtet war.

Die wahren Gewinner: Trump und Netanjahu

[…] Von seinem ersten Tag im Amt an hätte Trump das Massaker in Gaza beenden können, doch er entschied sich, Netanjahu voll zu unterstützen, unter anderem durch zahlreiche genehmigte Waffenlieferungen. Für Netanjahu wiederum ist der politische Gewinn, 20 Geiseln lebend zu ihren Familien zurückgebracht zu haben, unbezahlbar. Und so werden – grob gesagt – Trump und Netanjahu sich selbst auf die Schultern geklopft haben, nachdem die Geiseln freigekommen sind.

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Israel nach dem 7. Oktober: Zwischen Entkolonialisierung und Zerfall*

Von Ilan Pappé (Übersetzung: Andreas Mylaeus) – 20. Oktober 2025

Es ist schwer vorherzusagen, was in Israel geschehen wird, aber die Geschichte könnte uns einen Hinweis geben.

Seit dem 7. Oktober 2023 ist ein Jahr vergangen, und es ist an der Zeit zu untersuchen, ob wir dieses monumentale Ereignis und alles, was darauf folgte, besser verstehen.

Für Historiker wie mich reicht ein Jahr normalerweise nicht aus, um aussagekräftige Schlussfolgerungen zu ziehen. Was jedoch in den letzten zwölf Monaten geschehen ist, fällt in einen viel breiteren historischen Kontext, der mindestens bis 1948 zurückreicht, und ich würde sogar behaupten, bis zur frühen zionistischen Besiedlung Palästinas im späten 19. Jahrhundert.

Daher können wir als Historiker das vergangene Jahr in die langfristigen Prozesse einordnen, die sich seit 1882 im historischen Palästina vollzogen haben. Ich werde zwei der wichtigsten davon untersuchen.

Kolonisierung und Entkolonisierung

Der erste Prozess ist die Kolonisierung und ihr Gegenteil – die Entkolonisierung. Die israelischen Aktionen im Gazastreifen und im besetzten Westjordanland im letzten Jahr haben der Verwendung dieser beiden Begriffe neue Glaubwürdigkeit verliehen. Sie wurden aus dem Vokabular der Aktivisten und Akademiker der Pro-Palästina-Bewegung in die Arbeit internationaler Tribunale wie des Internationalen Gerichtshofs übernommen.

Die etablierte Wissenschaft und die Medien weigern sich nach wie vor, das zionistische Projekt als koloniales oder, wie genauer gesagt wird, als siedlerkoloniales Projekt zu definieren. Da Israel jedoch im nächsten Jahr die Kolonisierung Palästinas intensiviert, könnte dies mehr Einzelpersonen und Institutionen dazu veranlassen, die Realität in Palästina als kolonial und den palästinensischen Kampf als antikolonial zu bezeichnen und auf Tropen über Terrorismus und Friedensverhandlungen zu verzichten.

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* Der Originalbeitrag erschien am 7. Oktober 2025 bei Al Jazeera unter dem Titel „Israel after October 7: Between decolonisation and disintegration“.

Friedrich Merz über Russland: »Wir werden uns wieder verteidigen müssen« – man beachte: »wieder!« verteidigen!

Von Christian Müller – 19. Oktober 2025

Es ist einfach unglaublich! Anlässlich eines sogenannten Bürgerdialogs in der deutschen Stadt Meschede erklärte der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz, dass es unter ihm als Bundeskanzler keine Zusammenarbeit zwischen der CDU und der AfD geben wird – ein großes Thema natürlich für die deutschen Medien. Im Ausland hat man allerdings einen anderen Satz aus Friedrich Merz‘ Rede gehört – und es blieb einem die Spucke weg. Er nannte Putin einmal mehr einen äußerst aggressiven Politiker, der nach einem Sieg über die Ukraine ganz schnell ein weiteres Land angreifen werde, zum Beispiel Moldawien oder die baltischen Staaten. Und dann, wörtlich: »Wir werden uns wieder verteidigen müssen!«

Man höre genau hin und lasse sich diesen Satz auf der Zunge zergehen: »Wir werden uns wieder verteidigen müssen!«. Wieder! Wann, Herr Bundeskanzler Merz, hat sich Deutschland schon einmal gegen Russland verteidigen müssen? Wann hat Russland Deutschland schon einmal angegriffen? Es war Deutschland, Herr Merz, das Russland – es war damals die Sowjetunion – 1941 angegriffen hat, und es war Russland, die Rote Armee, Herr Merz, das sich gegen Deutschland verteidigen musste! Dies jetzt einfach ins Gegenteil umzudrehen, ist eine Geschichtsverfälschung der allergröbsten Sorte!

Kein Wunder, dass die deutschen Medien in ihren Videos über den Besuch von Merz in Meschede diesen Satz von Friedrich Merz nicht gezeigt haben. Aber eben, im Ausland hat man diesen Satz gehört! Zum Beispiel in Italien: »Dovremo difenderci di nuovo!» «Wir müssen uns wieder verteidigen.« Siehe das Bild oben! Und bis hin nach Hindustan, wie es ein Facebook-Video zeigt – hier anklicken!

Zur ganzen langen Rede von Friedrich Merz in Meschede siehe hier. Das Zitat, dass „wir uns wieder verteidigen müssen“, erfolgt nach Minute 10.

[Quelle]

Hanussen ‒ ein Illusionist auf Abwegen. Buchrezension

Von Alexander Bahar – 19. Oktober 2025

Wilfried Kugel hat eine Neuauflage seiner Biographie über den legendären Illusionisten Erik Jan Hanussen vorgelegt.

Zahllose Legenden ranken sich um den berühmt-berüchtigten Wiener Illusionisten Erik Jan Hanussen, der unter dem bürgerlichen Namen Hermann Steinschneider 1889 in Ottakring bei Wien geboren wurde. In den 1920-er Jahren erlangte er mit öffentlichen Vorführungen seiner von ihm selbst als „Experimente“ bezeichneten Tricks und Kunststücke größte Popularität in Europa, Asien und den USA.

Erik Jan Hanussen (1889-1933) Foto: Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB)

1923 wurde Hanussen wegen des öffentlich ausgetragenen (tätlichen) Streits mit seinem Widersacher, dem Zionisten Siegmund Breitbart, der bis zu Straßenschlachten in Wien führte, aus Österreich ausgewiesen.

1930 verlegte Hanussen seinen Wohnsitz nach Berlin. In der hektischen und politisch stark polarisierten deutschen Hauptstadt unterhielt er zu Beginn der 1930-er Jahre geschäftliche und freundschaftliche Beziehungen zu hohen NS- und SA-Führern. Für Hitlers heraufdräuendes „Drittes Reich“, in dem er sich eine einflussreiche Position erhoffte, betrieb Hanussen während seiner Veranstaltungen und Séancen begeistert Werbung. Durch die Aktivitäten seines ehemaligen Assistenten, des zionistischen Funktionärs Erich Juhn, sowie Enthüllungen seitens der kommunistischen Presse wurde die jüdische Abstammung Hanussens öffentlich und damit die Verbindung zu ihm für die Nazis kompromittierend. Im März 1933, wenige Tage nach dem Brand des Reichstagsgebäudes in Berlin, den Hanussen vorausgesagt hatte, wurde der „Hellseher“ von einem SA-Kommando ermordet, nachdem er vorher noch zum evangelischen Glauben übergetreten war.

Der Diplomphysiker und promovierte Psychologe Wilfried Kugel, zusammen mit dem Rezensenten Verfasser eines Standardwerks über den Reichstagsbrand („Der Reichstagsbrand – Wie Geschichte gemacht wird“), hatte sich ursprünglich mit dem Werk und der Biographie des Schriftstellers und Filmpioniers Hanns Heinz Ewers beschäftigt, über den er auch eine Biographie verfasst hat. Ewers war mit Hanussen bekannt und hatte der legendären Séance am Vorabend des Reichstagsbrandes beigewohnt, in deren Verlauf Hanussen diesen „vorhergesagt“ bzw. angekündigt hatte.

Nach Hanussens gewaltsamem Tod entwickelte sich eine schier undurchschaubare Vermischung von Tatsachen und Mystifikationen, zu denen Hanussen selbst bereits zu seinen Lebzeiten den Grundstein gelegt hatte bzw. die von verschiedensten Autoren post mortem in die Welt gesetzt wurden. Das machte die Erstellung einer wissenschaftlich exakten Biographie des „Gottes der Gaukler“ zu einem „abenteuerlichen und aufwändigen Unterfangen“, berichtet Kugel.

In mehrjährigen Recherchen gelang es dem Autor, teilweise nur schwer zugängliches Quellenmaterial zu sichten, darunter auch umfangreiche Justizakten. So wurde es ihm möglich, zahlreiche Verfälschungen in früheren Biographien des Illusionisten aufzudecken.

Aus der Erschließung von bis zu diesem Zeitpunkt unberücksichtigten und unbekannten Quellen ergaben sich zudem aufschlussreiche und erhellende Zusammenhänge, die unter anderem Hanussens Rolle bei der bereits genannten Brandstiftung im Berliner Reichstagsgebäude betreffen.

Der Autor legt belastbare Indizien vor, die nahelegen, dass Hanussen über seine engen Kontakte zu führenden NS- und SA-Größen von der bevorstehenden Brandstiftung Kenntnis hatte. Auch dadurch wurde er für die NS-Führung zum Risiko.

Es sei hier explizit darauf hingewiesen, dass der Autor keineswegs behauptet, Hanussens Wissen über die Reichstagsbrandstiftung beruhe auf dessen „hellseherischen Fähigkeiten“, wie es der Rezensent der NZZ den Autoren des Buches „Der Reichstagsbrand  – Wie Geschichte gemacht wird“ seinerzeit unterstellte, wobei er urteilte: „Selbst eine so zwielichtige Gestalt wie der berühmte Illusionist Erik Jan Hanussen mit seinen vorgeblich hellseherischen Fähigkeiten muss für ihre Argumentation herhalten.“ Hanussens unbestreitbare Zwielichtigkeit ist für die Tatsache, dass er über dokumentiertes Wissen von dem bevorstehenden Brand im Reichstagsgebäude besaß, völlig irrelevant.

Neben der minutiösen Darstellung der geschichtlichen und biographischen Fakten beschreibt und untersucht der Autor auch die von Hanussen verwendeten und vorgeführten Zaubertricks und Illusionskunststücke, wobei er versucht, die von dem Illusionisten für sich beanspruchten „paranormalen“ (hellseherischen, telepathischen und psychokinetischen Fähigkeiten) kritisch zu werten.

Die jetzt erschienene Neuauflage der 1998 erstmals unter dem Titel „Hanussen. Die wahre Geschichte des Hermann Steinschneider“ erschienene Monographie enthält gegenüber der Erstauflage umfangreiche Erweiterungen und Präzisierungen. Nach dem Erscheinen der Erstauflage, berichtet Kugel, hätten ihn zahlreiche Zuschriften mit zum Teil sehr interessanten Informationen erreicht. Verbessert habe sich die Quellenlage insbesondere auch dadurch, dass in den letzten Jahren viele Zeitschriften und Zeitungen digitalisiert wurden. In zwei Jahre währenden aufwändigen Recherchen in der deutschen Exil-Presse konnte der Autor die Vorgänge kurz vor Hanussens Ermordung schließlich sehr genau rekonstruieren. Infolge der umfangreichen Ergänzungen sei eine Neuauflage daher dringend notwendig geworden, wobei der Autor auch einige kleinere Fehler und Irrtümer der Erstauflage berichtigen konnte.

Nach Einschätzung Kugels war Hanussen „ein genialer Illusionist“. Er habe „alle Facetten der Massensuggestion“ beherrscht, „auf der Bühne, mit seiner eigenen Hanussen-Zeitung und teils sogar im Film.“ Mit seinen perfektionierten Illusionskunststücken, seiner Beherrschung der Hypnose und seinem Charisma sei Hanussen ein begnadeter Unterhalter und Demagoge gewesen, der über die Fähigkeit verfügt habe, ein Massenpublikum in seinen Bann zu ziehen.

Schicksal eines Zauberlehrlings

Als „ausgesprochen unrühmlich“ wertet Kugel den politischen Missbrauch, den Hanussen mit seinen unbestreitbaren Fähigkeiten trieb, indem er sich – obendrein als Jude – propagandistisch in den Dienst der NSDAP und ihres Führers Adolf Hitler stellte und sich damit zum Trommler der Nazi-Bewegung machte. Von jüdischen Kritikern, die der Autor zitiert, wurde Hanussen daher verschiedentlich vorgeworfen, er habe zu denen gehört, „die durch ihr gewissenloses Verhalten das Judentum herabsetzten“ und diskreditierten.

Hanussen verschrieb sich, um mit Goethe zu sprechen, „der Ausgeburt der Hölle“. Die Geister, die er rief, wurde Hanussen nicht mehr los.

Insofern ist Hanussens Leben und Wirken, so Kugels Fazit, auch für die heutige Zeit ein mahnendes Beispiel für selbstsüchtige und skrupellose politische Demagogie.

Wilfried Kugel, Hanussen: Aufstieg und Fall des Illusionisten, tredition, Hamburg 2025. Hardcover, gebunden: ‎364 Seiten, 104 Abbildungen, ISBN-13:‎ 978-3384676115 Informationen und Bestellungen: https://shop.tredition.com/booktitle/Hanussen/W-302-263-741. Bestellungen sind auch über alle Buchhandlungen und Online-Händler möglich.

Brisante Stationierungspläne: US-Physiker Theodore Postol warnt vor Deutschlands Rolle als „Zündpunkt“ für den Atomkrieg

Von Éva Péli – 19. Oktober 2025

Die deutsche Öffentlichkeit muss sich ganz klar darüber sein, dass durch die Stationierung der „Dark Eagle“-Hyperschallwaffen ein Prozess in Gang gesetzt wird, der zu einer gigantischen Explosion und einer globalen Katastrophe führen kann. Der renommierte US-Physiker und ehemalige Berater des US-Militärs Theodore Postol hat in Berlin eine erschütternde Analyse der atomaren Bedrohung vorgelegt, die in einer dringenden Warnung vor den aktuellen Stationierungsplänen in Deutschland gipfelte. Er betonte unmissverständlich, dass die Zerstörungskraft von Atomwaffen jede menschliche Vorstellungskraft übersteige und die oberste politische Priorität einzig in der Verhinderung ihres Einsatzes liegen müsse.

Der US-Physiker Theodore Postol warnte bei einer Veranstaltung in Berlin nachdrücklich vor den Plänen zur Stationierung mobiler US-Raketen in Deutschland im Jahr 2026. Er sieht darin eine existenzielle Gefahr, da diese Maßnahme die Bedingungen wiederherstelle, die 1983 während des NATO-Kriegsspiels „Able Archer 83“ beinahe zu einem globalen Atomkrieg geführt hätten.

„Die Tatsache, dass Deutschland der Auslösepunkt für die Katastrophe in ‚Able Archer‘ war, ist brisant, da die amerikanische und die deutsche Regierung planen, mobile Raketen im Jahr 2026 nach Deutschland zu bringen. Damit stellen sie die Bedingungen wieder her, die zu einer solchen globalen Katastrophe führen könnten.“

Er war auf Einladung der Eurasien Gesellschaft und des International Schiller Institute am 9. Oktober in den Berliner Sprechsaal gekommen. Dort schilderte er eindrücklich anhand seiner Forschungserkenntnisse und des Wissens um die US-Atombombenabwürfe 1945 auf Hiroshima und Nagasaki die Folgen eines Atomkrieges.

Der Physiker geht davon aus, dass es sich bei den geplanten Systemen entgegen offizieller Dementi um Nuklearwaffen handeln muss, da ihre geringe Anzahl konventionell keinen Unterschied machen könne. Er warnte, dass diese Waffen von Moskau als atomar bestückt behandelt würden, was eine Gegenstationierung durch Russland zur Folge hätte.

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Trump genehmigt CIA-Regimewechsel-Operationen in Venezuela

Von Andrea Lobo – 17. Oktober 2025

US-Präsident Donald Trump hat am Mittwoch bestätigt, dass er die Central Intelligence Agency (CIA) ermächtigt hat, tödliche, verdeckte Operationen in Venezuela durchzuführen, um die Regierung von Präsident Nicolás Maduro zu stürzen. Die World Socialist Web Site verurteilt diese kriminellen Pläne für die imperialistische Übernahme Venezuelas.

Als Reporter ihn im Weißen Haus zu einem Bericht der New York Times befragten, in dem mehrere US-Vertreter über die Ermächtigung zitiert wurden, bestätigte Trump ohne Umschweife die Anordnung. Das Eingeständnis stellt eine außerordentliche Eskalation der imperialistischen Aggression der USA gegen Venezuela und darüber hinaus dar.

Während der Pressekonferenz prahlte Trump auch damit, dass das Pentagon am Dienstag einen weiteren tödlichen Angriff auf ein Schnellboot in der südlichen Karibik verübt hatte, bei dem sechs Menschen ums Leben kamen. Damit hat das US-Militär inzwischen mindestens 27 Zivilisten bei Angriffen auf kleine Boote getötet, deren Insassen man – ohne jeglichen Beweis – des Drogenhandels beschuldigt hat.

Medien aus Trinidad berichteten, dass dieses jüngste Boot mehrere Passagiere aus Trinidad und Tobago an Bord hatte, wobei die Verwandten eines Opfers erklärten, dass es sich lediglich um einen jungen Wanderarbeiter handelte, der nach Hause zurückkehrte.

Parallel zu diesen außergerichtlichen Massenexekutionen wurden am Mittwoch in der Nähe der venezolanischen Küste strategische US-amerikanische B-52-Bomber entdeckt, die derart intensive Manöver durchführten, dass ein Abschiebeflug von Texas nach Venezuela nach Puerto Rico umgeleitet wurde. Die Stationierung dieser nuklearfähigen Bomber folgt auf Trumps Drohung von letzter Woche, „Feuer und Zorn“ gegen Venezuela zu entfesseln, sowie auf den Einflug von fünf US-Kampfjets vom Typ F-35 in den venezolanischen Luftraum am 2. Oktober.

Derzeit verfügen die US-Streitkräfte in der südlichen Karibik über rund 10.000 Soldaten und Matrosen, was eine erhebliche Kapazität für größere Operationen darstellt. Trump drohte am Mittwoch erneut damit, die Angriffe auf den Boden Venezuelas auszuweiten.

Die lange Geschichte der verdeckten Interventionen Washingtons – von Putschen und Attentaten über gekaufte Medien und manipulierte Wahlen bis hin zu korrumpierten Gewerkschaften – entfaltet sich heute, ohne auch nur den Anschein zu erwecken, man wäre noch um eine plausible Abstreitbarkeit bemüht.

Auf die direkte Frage, ob die CIA befugt sei, „Maduro auszuschalten“, sagte Trump: „Wäre es nicht lächerlich, wenn ich auf diese Frage antworten würde? Aber ich glaube, Venezuela spürt den Druck.“ Dies war ein klares Bekenntnis dazu, dass das Ziel der CIA-Operationen gerade der Regimewechsel ist. Washington hat ein Rekord-Kopfgeld von 50 Millionen Dollar auf Maduro ausgesetzt und beschuldigt ihn, das so genannte Sonnenkartell anzuführen, eine erfundene Organisation.

Die Bombardierungen, Aufmärsche und Drohungen sind kein bloßes Getue, sondern die offene Ankündigung einer bevorstehenden imperialistischen Intervention, die auf der Grundlage völlig falscher Vorwände vorbereitet wird.

Die Behauptung, Venezuela überschwemme die USA mit Drogen, ist offenkundig falsch. Zahlreiche Berichte von Drogenbehörden in den USA und auf internationaler Ebene haben bestätigt, dass nur sehr wenig Kokain und kein Fentanyl – die Hauptursache für Todesfälle durch Überdosierungen in den USA – aus Venezuela eingeführt werden.

In Wirklichkeit ist die CIA selbst eine der Organisationen, die für den Drogenhandel und die damit verbundene Gewalt verantwortlich sind. 1998 deckte der CIA-Generalinspekteur Frederick R. Hitz die Zusammenarbeit zwischen der CIA und dem Justizministerium mit Drogenhändlern unter der Regierung Reagan auf. Sie war Teil eines illegalen Plans zur Finanzierung der nicaraguanischen Contra-Milizen, die in den 1980er Jahren zum Sturz der sandinistischen Regierung eingesetzt wurden.

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