UN warnen: Gaza ist der „Ort mit dem größten Hunger auf der Welt“

Von Andre Damon – 1. Juni 2025

In Gaza herrscht weiterhin eine massive Hungerkatastrophe. Die Vereinten Nationen warnten am Freitag, die belagerte Enklave sei der „Ort mit dem größten Hunger auf der Welt“.

Jens Laerke, ein Sprecher des Büros der Vereinten Nationen für humanitäre Angelegenheiten, erklärte gegenüber Reportern: „Die gesamte Bevölkerung ist von einer Hungersnot bedroht.“

Schon bevor Israel am 2. März eine vollständige Blockade für Nahrungsmittel, Wasser und Strom verhängte, war der Hunger im Gazastreifen bereits allgegenwärtig. In der letzten Woche ließ Israel dann kleinste Mengen an Nahrungsmitteln in das Gebiet, die überwiegend durch Verteilungszentren der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) ausgegeben wurden. Ziel dieses von den USA und Israel unterstützten Projekts ist es, die Bevölkerung im Süden von Gaza zu konzentrieren, um sie auf die Zwangsumsiedlung in andere Länder vorzubereiten.

Aus den so genannten „humanitären Zonen“ sind Todeszonen geworden, in denen israelische Soldaten in den letzten Tagen mehrfach Hilfesuchende angegriffen haben.

An einem Verteilungszentrum der GHF eröffneten israelische Soldaten am Freitag das Feuer auf Hilfesuchende. Dabei wurden 20 Menschen verwundet.

Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag wurden insgesamt zehn Menschen getötet. Sie hatten versucht, in den Verteilungszentren der GHF Lebensmittel zu erhalten, und israelische Truppen eröffneten wiederholt das Feuer auf Hilfesuchende. Hani Mahmoud von Al Jazeera berichtete: „Die Menschen berichten uns, dass die von der GHF verwalteten und betriebenen Einrichtungen nur wenige Meter von den Stationierungsorten des israelischen Militärs entfernt liegen. Sie können die Panzer und gepanzerten Fahrzeuge sehen.“

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Eine neue Ära

Von German-Foreign-Policy.com – 30. Mai 2025

Berlin feiert mit militärischem Appell in Vilnius die formale Indienststellung der Brigade Litauen. Merz und Pistorius nehmen den ersten festen deutschen Militärstützpunkt in Osteuropa zum Anlass, um Russland Revisionismus vorzuwerfen.

Mit einem feierlichen militärischen Appell in der litauischen Hauptstadt Vilnius hat Deutschland am 22. Mai öffentlichkeitswirksam die formale Indienststellung der Brigade Litauen zelebriert. Auf dem Papier existiert die Brigade als Truppenteil der Bundeswehr bereits seit dem 1. April. Bis 2027 will Berlin insgesamt 5.000 Soldaten in Litauen stationieren. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat für nächstes Jahr intensive Manöver angekündigt. Außerdem plant die Bundesregierung, die bereits seit 2017 unter deutscher Führung in Litauen präsente multinationale NATO-Battlegroup in die Brigade Litauen und damit in die Strukturen der Bundeswehr zu integrieren. Merz bekräftigte in einer Rede in Vilnius, Deutschland werde alles tun, um die konventionell stärkste Militärmacht Europas zu werden. Bundeskanzler und Verteidigungsminister warfen Russland in der litauischen Hauptstadt aggressiven Revisionismus vor – ausgerechnet bei einem militärischen Appell zur Indienststellung des ersten permanenten Auslandsstützpunkts der Bundeswehr, noch dazu auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion und in unmittelbarer Nähe zur russischen Grenze.

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Deutschlands Versklavung durch seine Vergangenheit hat es viel zu lange zum Schweigen über Gaza gebracht

Von Gideon Levy – 30. Mai 2025

Nicht zum ersten Mal ist es für Globalbridge ein – nennen wir es „moralisches“ – Muss, einen Kommentar des israelischen Journalisten Gideon Levy zu übersetzen und zu veröffentlichen. Levy, dessen Eltern 1939 vor den deutschen Nazis aus Böhmen nach Israel geflüchtet sind, beleuchtet hier die heutige deutsche Politik gegenüber Israel. (cm)

Deutschland hat das Andenken an den Holocaust und seine Lehren verraten. Ein Land, das es als seine höchste Aufgabe ansah, nicht zu vergessen, hat vergessen. Ein Land, das sich selbst versprochen hat, niemals zu schweigen, schweigt. Ein Land, das einst „Nie wieder“ sagte, sagt nun ‚wieder‘, mit Waffen, mit Geld, mit Schweigen. Kein Land sollte besser darin sein als Deutschland, „widerwärtige Prozesse zu erkennen“. Jeder Deutsche weiß viel mehr darüber als Yair Golan. Hier in Israel sind sie in vollem Gange, doch Deutschland hat sie noch nicht als das erkannt, was sie sind. Erst kürzlich ist es zu spät und zu wenig aufgewacht.

Wenn Deutschland den Flaggenmarsch in Jerusalem sieht, muss es die Reichspogromnacht sehen. Wenn es die Parallelen nicht sieht, verrät es die Erinnerung an den Holocaust. Wenn es auf Gaza blickt, muss es die Konzentrationslager und Ghettos sehen, die es selbst errichtet hat. Wenn es die hungernden Menschen in Gaza sieht, muss es die elenden Überlebenden der Lager sehen. Wenn es die faschistischen Äußerungen israelischer Minister und anderer Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens über Mord und Bevölkerungsaustausch, über „keine Unschuldigen“ und über das Töten von Babys hört, muss es die erschreckenden Stimmen aus seiner Vergangenheit hören, die dasselbe auf Deutsch gesagt haben. 

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[Zum Originalartikel auf Haaretz]

Das machtgeile Grinsen der Hierodulen

Von Patrik Baab – 30. Mai 2025

Patrik Baab hat am gestrigen Tag den Aachener Preis für die Menschlichkeit erhalten. Parallel zu ihm wurde Ursula von der Leyen mit dem Karlspreis gekürt. Baab warnt in seiner Rede in Aachen eindringlich von der Präsidentin der Europäischen Kommission.

Folgend seine Rede zur Verleihung des Aachener Preises für Menschlichkeit:

Preise sind vergiftete Geschenke. Denn der Preisstifter erwartet eine Gegenleistung. Er will erreichen, dass der Preisträger etwas für ihn tut. Er soll das Sprachrohr der Stifter sein und helfen, jene Öffentlichkeit herzustellen, die heute mehr denn je ein umkämpfter Raum ist. Beim Aachener Preis für Menschlichkeit soll sich der Preisträger einsetzen für Völkerverständigung, gegen Kriegspropaganda und Krieg.

Damit richtet sich der Preis gegen jene, die heute Morgen im Aachener Dom sich zum traditionellen Pontifikalamt der Karlspreis-Verleihung an die Präsidentin der Europäischen Union, Ursula von der Leyen, versammelt haben. In der Pressemitteilung des Internationalen Karlspreises heißt es: „Ursula von der Leyen hat … maßgeblich dazu beigetragen, Europa geeint, widerstandsfähig und handlungsfähig zu halten. Ob in der Pandemie, im Umgang mit dem russischen Angriffskrieg oder bei der Stärkung der europäischen Wirtschaft – mit Entschlossenheit und strategischem Weitblick hat sie Europas Interessen vertreten und entscheidende Weichen für die Zukunft gestellt.“

Vergiftete Geschenke

Selten wird so viel gelogen wie bei der Verleihung des Karlspreises. Wenn Lügen kurze Beine haben, sollten die Träger des Karlspreises Rollsplitt meiden. Sie könnten sich die Genitalien verletzen.

Inzwischen ist die Maske eurokratischer Macht gefallen und die Fratze des Brüsseler Monsters deutlich zu erkennen. Denn die EU sanktioniert nun eigene Bürger wegen angeblicher russischer Propaganda. Mit dem 17. Sanktionspaket gegen Russland richtet sie sich erstmals direkt gegen zwei deutsche Staatsbürger: die Journalisten Alina Lipp und Thomas Röper. Ihnen wird vorgeworfen, „russische Propaganda verbreitet und durch ihre Berichterstattung zu „destabilisierenden Aktivitäten“ beigetragen zu haben.

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Ukraine-Krieg: „Russland will eine Lösung auf dem Verhandlungsweg“ [Aber:] „Weder Selenskyj noch die Europäer sind zu einem Verhandlungsprozess bereit“

Interview mit Jacques Baud*. Interview: Zeitgeschehen im Fokus – 29. Mai 2025 (ZIF 8)

Zeitgeschehen im Fokus: Noch immer vertritt der Westen die Auffassung, insbesondere die westlichen Medien und sogenannte Militärexperten, mit genügend Waffen könne die Ukraine Russland besiegen. Wie lange kann sich der Krieg noch hinziehen? Es hieß doch immer, dass der Ukraine die Soldaten ausgehen.

Jacques Baud: Grundsätzlich ist diese Auffassung falsch. Das zeigt sich in Gaza: Nicht die Bewaffnung ist der Hauptfaktor für den Sieg, sondern die Art und Weise, wie gekämpft wird. Im Westen haben wir den Krieg grundsätzlich als ein materielles und quantitatives Phänomen verstanden.

In Wirklichkeit spielen Technik und Technologie zwar eine wichtige Rolle. Vor allem aber sind ausschlaggebend die Entschlossenheit sowie die Abstimmung der Strategie auf die Ziele, die Ressourcen und deren Koordination. Den Palästinensern gelingt es, die israelische Armee in Schach zu halten, von der es heißt, sie sei die mächtigste, am besten ausgerüstete, modernste und brutalste Armee des Nahen Ostens.

Den Taliban gelang es, das angeblich mächtigste Militärbündnis der Welt in Schach zu halten. Den Houtis gelingt es, den unverwundbaren israelischen Iron Dome problemlos zu durchbrechen. Die mächtigen französischen Rafale-Flugzeuge Indiens waren den von Pakistan eingesetzten chinesischen J-10C-Kampfflugzeugen unterlegen, was Dassault Aviation an den Aktienmärkten zum Absturz brachte.1

Im März 2023 berechnete Marcus Keupp, ein Militär-„Experte“ der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, in der NZZ die Abnutzungsrate der russischen Armee an Panzern und kam zu dem Schluss, dass die russische Armee im Oktober 2023 keine Panzer mehr haben,2 und dies zu einer Niederlage Russ­lands führen würde.3

Zwei Jahre später stellt sich heraus, dass der Experte gelogen hatte, da zur gleichen Zeit ein Bericht des Kommandos der US-Streitkräfte in Europa (EUCOM) genau das Gegenteil behauptete.4

Im September 2023 berichteten ukrainische Soldaten, die damals in Deutschland ausgebildet wurden, dem Kyiv Independent, dass «die Ausbildung sie auf einen Krieg vorbereitet hat, den es so in der Ukraine nicht gibt. Sie sagten, die NATO-Offiziere würden die Realität vor Ort nicht verstehen.»5

Die Probleme der ukrainischen Armee liegen tiefer. Die deutschen Leopard-2-Panzer wurden nie so eingesetzt, wie sie sollten, und wurden zu einem krachenden Misserfolg der deutschen Hilfe für die Ukraine.6 Westlichen Medien zufolge waren die amerikanischen HIMARS «völlig ineffektiv».7 Die «intelligenten» amerikanischen M-982 EXCALIBUR 155 mm Granaten werden nicht mehr an die Ukraine geliefert, weil sie ihre Ziele nicht treffen.8

Der Westen hat von diesem Krieg absolut nichts verstanden, weder auf technischer noch auf militärischer oder strategischer Ebene. Er wollte seine Wünsche für die Realität halten. Er wollte, dass Russ­land schwach ist, also behauptete er, dass es schwach ist. Doch die Tatsachen sehen anders aus. Die Ukraine ist nur die Spitze des Eisbergs eines Westens, der weiterhin von seiner vergangenen Größe träumt und sich im Niedergang befindet.

Wie ich bereits sagte, liegt die Schwäche der Ukraine nicht in der Anzahl der Waffen, sondern in der Art und Weise, wie sie eingesetzt werden. Dies ist übrigens genau das gleiche Problem für die westlichen Länder, einschließlich der Schweiz. Vereinfacht gesagt, ist die Schwäche der Ukraine nicht auf ein Hardware-, sondern auf ein Softwareproblem zurückzuführen.

*Jacques Baud hat einen Master in Ökonometrie und ein Nachdiplomstudium in internationaler Sicherheit am Hochschulinstitut für internationale Beziehungen in Genf absolviert und war Oberst der Schweizer Armee. Er arbeitete für den Schweizerischen Strategischen Nachrichtendienst und war Berater für die Sicherheit der Flüchtlingslager in Ost-Zaire während des Ruanda-Krieges, arbeitete unter anderem für die Nato in der Ukraine und ist Autor mehrerer Bücher über Nachrichtendienste, asymmetrische Kriegsführung, Terrorismus und Desinformation.

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Internationaler Strafgerichtshof: Vorwürfe sexueller Übergriffe sollten weitere Haftbefehle gegen israelische Politiker verhindern

Von Thomas Röper/Wall Street Journal – 28. Mai 2025

Karim Khan, der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, wurde beurlaubt, nachdem eine Mitarbeiterin ihm sexuelle Übergriffe vorgeworfen hatte. Nun wurde gemeldet, dass er an weiteren Haftbefehlen gegen israelische Regierungsmitglieder gearbeitet hat, was nach seiner Beurlaubung wohl nicht weiterverfolgt wird.

Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) ist keine Organisation des Völkerrechts, sondern eine Organisation der Mitgliedsstaaten des Röm[ischen] Statuts, weshalb dieser „Gerichtshof“ immer wieder als politisches Instrument der im Röm[ischen] Statut dominierenden Staaten des Westens eingesetzt wurde und ausschließlich Gegner des Westens angeklagt hat, nie jedoch westliche Politiker oder Verantwortliche für Kriegsverbrechen, die britische oder amerikanische Streitkräfte begangen haben.

Karim Khan, der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, ist eine interessante Persönlichkeit. Sein Bruder war in Großbritannien wegen Pädophilie im Gefängnis und er wurde am 21. Februar 2023 überraschend vorzeitig aus der Haft entlassen. Einen Tag später hat Karim Khan – so ein Zufall – den Haftbefehl gegen Putin beantragt, ein Schelm, wer da einen Zusammenhang vermutet. Die Details dazu finden Sie inklusive aller Quellen in diesem Artikel.

Israels Vernichtungskrieg in Gaza hat den IStGH in eine schwierige Lage gebracht. Wenn der Gerichtshof nicht sämtliche Reputation verlieren wollte, musste er einen Haftbefehl gegen den israelischen Premierminister Netanjahu aussprechen, denn ansonsten wäre es möglich gewesen, dass die Länder des globalen Südens, die Israel für seinen Völkermord in Gaza heftig kritisieren, den IStGH wegen offensichtlicher Doppelmoral in großer Zahl verlassen hätten.

Also wurde der Haftbefehl gegen Netanjahu ausgesprochen, die USA haben Sanktionen gegen Mitglieder des Gerichtshofes verhängt und die Europäer machen keine Anzeichen, den Haftbefehl gegen Netanjahu umsetzen zu wollen, was den IStGH natürlich auch delegitimiert.

Letzte Woche wurde IStGH-Chefankläger Khan beurlaubt, weil eine Mitarbeiterin ihm sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen hat, was er bestreitet. Nun wurde bekannt, dass Khan an weiteren Haftbefehlen gegen israelische Regierungsmitglieder gearbeitet hat, deren Zukunft nach seiner Beurlaubung mehr als fraglich ist. Damit steht der Verdacht im Raum, dass das im Westen beliebte Instrument sexueller Vorwürfe auch hier genutzt wurde, um politische Prozesse zu beeinflussen.

Die Meldung darüber hat das Wall Street Journal exklusiv gebracht und ich habe den Artikel übersetzt.

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Israelische Truppen massakrieren Palästinenser bei Nahrungsausgabe, Netanjahu kündigt „sterile Zone“ an

Von Andre Damon – 29. Mai 2025

Am Dienstag und Mittwoch wurden mindestens zehn Palästinenser bei Nahrungsmittelverteilungszentren getötet, als israelische Soldaten das Feuer auf die dort wartenden Menschen eröffneten.

Ein Journalist von Associated Press (AP) berichtete, er habe am Mittwoch gehört, wie von einem israelischen Panzer aus Soldaten das Feuer auf Hunderttausende verzweifelter Menschen eröffneten, die um Nahrungsmittel anstanden. Das israelische Militär gab zu, es habe „Warnschüsse“ abgegeben.

Das Massaker ereignete sich an Verteilungszentren, die von der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) errichtet wurden, ein Projekt, das von Israel und den USA unterstützt wird. Es soll die bisher im Gazastreifen tätigen humanitären Hilfsorganisationen ersetzen und die Verteilung der Hungerrationen an die palästinensische Bevölkerung kontrollieren.

Dass es bereits an zwei Tagen in Folge bei Nahrungsmittelausgaben zu Massakern gekommen ist, bestätigt die Warnungen der Vereinten Nationen, von Oxfam und anderen humanitären Organisationen, dass es sich bei dem amerikanisch-israelischen Verteilungssystem in Wirklichkeit um eine logistische Komponente des israelischen Programms zur ethnischen Säuberung handelt.

Die USA und Israel haben versucht, die GHF als unabhängige humanitäre Organisation darzustellen, die die hungernde Bevölkerung des Gazastreifens ernähren soll. In Wirklichkeit handelt es sich um die logistische Komponente der „Operation Gideons Streitwagen“, d.h. der laufenden Offensive der Israelischen Verteidigungskräfte, deren Ziel die vollständige Eroberung des Gazastreifens und die Umsiedlung der verbliebenen Bevölkerung in Konzentrationslager ist, von denen sie mit Gewalt aus der Enklave vertrieben werden sollen.

Die GHF nutzt Logistikunternehmen des Militärs für die Nahrungsmittelverteilung, ihre Einrichtungen werden von US-Söldnerfirmen bewacht. Es ist unklar, ob auch die US-Söldner am Dienstag und Mittwoch das Feuer auf die Hilfesuchenden eröffnet haben.

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Thyssenkrupp soll zerschlagen werden

Von Dietmar Gaisenkersting – 29. Mai 2025

Das Wort „Heuschrecken“ steht für Finanz-Holdings, die über große Konzerne herfallen, sie zerschlagen, filetieren und ausplündern, bei den Beschäftigten eine Spur der Verwüstung hinterlassen und den Aktionären Milliardenprofite bescheren.

Am Montag gab die Thyssenkrupp AG bekannt, sie plane zur eigenen Heuschrecke zu werden. Strategisches Ziel sei es, so der Industriekonzern, „schrittweise alle Geschäftsbereiche zu verselbstständigen und für die Beteiligung Dritter zu öffnen“.

Aktuell ist Thyssenkrupp in fünf Sparten aufgegliedert: Stahl, Autozulieferung, Materialhandel, Marineschiffe und Grüne Technologien. Nun soll das Unternehmen in eine Holding ohne eigenes Geschäft umgewandelt werden, die Anteile an den fünf eigenständigen Unternehmen hält. Die Aktionäre waren begeistert. An der Börse stieg der Aktienkurs zeitweise um fast neun Prozent.

Denn um überhaupt interessant für „Dritte“ zu werden, müssen die einzelnen Bereiche einer Rosskur unterzogen werden, damit sie hohe Profite abwerfen. Bezahlen werden das die rund 96.000 Beschäftigten.

Die IG Metall gab sich überrascht und forderte wie immer, enger in diesen Prozess einbezogen zu werden. Bislang hat sie den Abbau jedes Arbeitsplatzes sowie den Verkauf und die Schließung jedes Werkes abgesegnet. Die Gewerkschaft inszeniert dazu stets lautstarke Proteste, in denen die Kampfbereitschaft und die Wut der Belegschaften ein Ventil finden, um dann zurück am „Verhandlungstisch“ in aller Ruhe das Todesurteil für Arbeitsplätze und ganze Werke zu unterschreiben. Das planen die IGM-Funktionäre und ihre Betriebsräte auch jetzt.

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Völkermord in Gaza: Merz verschafft sich ein Alibi

Von Peter Schwarz – 28. Mai 2025

Es gibt kritische Worte, die fallen unweigerlich auf ihren Urheber zurück. Das gilt insbesondere für die „Kritik“, die Bundeskanzler Friedrich Merz Anfang dieser Woche an der israelischen Kriegsführung in Gaza übte.

Regierungshörige Medien bezeichnen sie als „Wende in der deutschen Israel-Politik“. Tatsächlich sind Merz Äußerungen nichts dergleichen. Der Kanzler versucht, sich ein Alibi für ein Menschheitsverbrechen zu verschaffen, das er wie kaum ein anderer deutscher Politiker eineinhalb Jahre lang bedingungslos unterstützt hat, ohne dass er dabei an seiner Politik das Geringste ändert. Selbst zu einem Stopp der Waffenlieferungen an die israelische Armee ist die Bundesregierung nicht bereit.

Als Oppositionsführer hatte Merz die Regierung von Olaf Scholz, die Israel mit großen Mengen Waffen und Munition versorgte und jeden Verteidiger der Palästinenser als „Antisemiten“ verfolgte, von rechts angegriffen. Er warf Scholz wiederholt vor, er stehe nicht eindeutig genug an der Seite Israels und verzögere die Lieferung von Waffen. Noch im Januar betonte Merz, er werde das „faktische Exportembargo“ der aktuellen Bundesregierung bei Rüstungsgütern „umgehend beenden“.

Kurz nach der Bundestagswahl lud Merz den mit internationalem Haftbefehl gesuchten israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu zum Staatsbesuch nach Deutschland ein und versicherte ihm, dass der Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs unter seiner Kanzlerschaft nicht vollstreckt werde. Im Koalitionsvertrag der neuen Regierung werden „das Existenzrecht und die Sicherheit Israels“ als „Teil der deutschen Staatsräson“ beschworen. Noch in seiner ersten Regierungserklärung sagte Merz dem „unerträglichen Antisemitismus“ in Deutschland den Kampf an und beteuerte, Deutschland stehe „unverbrüchlich“ an der Seite Israels.

Wenn der Kanzler seine Tonlage jetzt etwas ändert, dann weil sich schlichtweg nicht mehr leugnen lässt, dass das Regime von Benjamin Netanjahu das größte Staatsverbrechen seit den Nazis begeht. Es hat offen seine Absicht erklärt, den ganzen Gazastreifen zu besetzen und seine zwei Millionen Einwohner zu vertreiben.

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Karlspreis: Gegründet von einem elitären Zirkel ehemaliger NSDAP- und SA-Mitglieder, und als Namensgeber dient „der Sachsenschlächter“

Von Florian Warweg – 28. Mai 2025

„Für ihr herausragendes Engagement für Einheit, Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit Europas wird Ursula von der Leyen mit dem Internationalen Karlspreis zu Aachen 2025 ausgezeichnet.“ So lautet die offizielle Begründung für die Verleihung des Preises am morgigen 29. Mai an die Präsidentin der Europäischen Kommission. Sie hätte „ob in der Pandemie, im Umgang mit dem russischen Angriffskrieg oder bei der Stärkung der europäischen Wirtschaft – mit Entschlossenheit und strategischem Weitblick“ die Interessen Europas vertreten und „entscheidende Weichen für die Zukunft“ gestellt. Anlass für die NachDenkSeiten, sich mit den politischen, ideologischen und auch historischen Hintergründen dieses Preises zu beschäftigen.

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„Sachsenschlächter“ Karl der Große als Namensgeber

„Sterben soll, wer Heide bleiben will“ – unter diesem Leitmotiv überzog der Namensgeber des Preises, Karl der Große, vier Jahrzehnte lang einen Großteil Europas mit Krieg. Besonders blutig gestaltete sich dabei die mit Waffengewalt erzwungene Christianisierung des damaligen Sachsenreiches, die sogenannten „Sachsenkriege“ in den Jahren 772 bis 804 nach unserer Zeitrechnung, denen Abertausende Männer, Frauen und Kinder zum Opfer fielen. Als selbst für die damalige Zeit außergewöhnlich grausam wird in diesem Zusammenhang in den Reichsannalen (Annales regni Francorum) auf das „Blutgericht von Verden“ im Jahr 782 verwiesen. Laut diesen Aufzeichnungen über Ereignisse im Fränkischen Reich des 8. und 9. Jahrhunderts sollen allein an einem Tag 4.500 unbewaffnete Sachsen auf direkten Befehl Karls enthauptet worden sein. Die aktuelle Geschichtswissenschaft geht mehrheitlich davon aus, dass die Angaben zur Verantwortung von Karl dem Großen für das Massaker korrekt sind.

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