Die Ukraine erwartet eine russische Sommeroffensive

Von Christopher Miller (Übersetzung: Thomas Röper) – 6. Juni 2025

Die ukrainischen Streitkräfte sind geschwächt und erwarten eine russische Sommeroffensive. Die Financial Times hat über die Verzweiflung in den Reihen der ukrainischen Armee berichtet.

Analysten erwarten, dass Russland eine Sommeroffensive startet, mit der es die ohnehin schon überdehnte ukrainische Front weiter verlängern könnte, denn aus Moskau ist zu hören, dass man in die Gebiete Sumy und Charkow einrücken könnte, um eine Sicherheitszone gegen den ukrainischen Beschuss von Zielen in den russischen Regionen Kursk und Belgorod zu schaffen. Das würde eine weitere Verlängerung der Front bedeuten, wobei sich die Frage stellt, ob die Ukraine dafür überhaupt die nötigen Soldaten hat, denn die Lage ist für sie an allen Frontabschnitten bereits kritisch.

In der Financial Times ist dazu ein interessanter Artikel erschienen, den ich übersetzt habe. […]

„Erwartet kein Wunder“: Die Ukraine bereitet sich auf eine russische Sommeroffensive vor

Ukrainische Truppen kämpfen am Rande der Erschöpfung, bleiben aber fest entschlossen, weiterzukämpfen, bis sie den Russen ihren Glauben nehmen können, „dass wir besiegt werden können”.

von Christopher Miller | Financial Times

Die Drohung Donald Trumps, die US-Unterstützung einzustellen und sich aus den Waffenstillstandsgesprächen zwischen Russland und der Ukraine zurückzuziehen, hat in Kiew Besorgnis ausgelöst. Ukrainische Offizielle und Militärs rechnen nun mit einer blutigen russischen Sommeroffensive, die den weiteren Verlauf des Krieges maßgeblich beeinflussen könnte.

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Das größte Aufrüstungsprogramm

Von German-Foreign-Policy.com – 6. Juni 2025

Die NATO-Verteidigungsminister haben das größte Aufrüstungsprogramm des Militärbündnisses seit 1990 beschlossen. Die zu beschaffenden Waffensysteme wurden aus Operationsszenarien für einen Krieg gegen Russland abgeleitet.

Die NATO-Verteidigungsminister haben das größte Aufrüstungsprogramm des Militärbündnisses seit dem Ende des Kalten Krieges beschlossen. Wie es nach dem Treffen der Minister am gestrigen Donnerstag in Brüssel hieß, werden die NATO-Staaten künftig fünf Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) in die Aufrüstung stecken – 3,5 Prozent des BIP unmittelbar in ihre Militäretats, 1,5 Prozent des BIP in weitere Maßnahmen zur Kriegsvorbereitung, etwa in den Bau militärisch notwendiger Infrastruktur. Über die Konsequenzen des Beschlusses äußerte Verteidigungsminister Boris Pistorius: „Die Entscheidungen von heute werden uns bis weit in die Dreißigerjahre leiten.“ Abgeleitet wurden die NATO-Aufrüstungspläne von konkreten Operationsszenarien für einen Krieg mit Russland. Die Bundeswehr wird nicht zuletzt fünf bis sechs zusätzliche schwer bewaffnete Kampfbrigaden in einer Stärke von jeweils rund 5.000 Soldaten aufbauen. Laut Pistorius soll dazu die Anzahl der Soldaten um bis zu 60.000 aufgestockt werden. Berlin sucht die NATO-Aufrüstung zu nutzen, um die Bundeswehr in die konventionell stärksten Streitkräfte des europäischen Kontinents zu transformieren – noch vor der Armee Frankreichs.

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Gaza: Mehr als 600 Getötete oder Verwundete an Lebensmittelausgabestellen in der letzten Woche

Von Andre Damon – 5. Juni 2025

Seitdem Israel die Verteilung von Lebensmitteln unter Aufsicht der „Gaza Humanitarian Foundation“ gestellt hat, haben israelische Soldaten an den Ausgabestellen fast jeden Tag Massaker angerichtet.

Der Euro-Med Human Rights Monitor veröffentlichte am Dienstag eine Stellungnahme, laut der innerhalb der letzten Woche mehr als 600 Palästinenser bei israelischen Angriffen auf Menschenmengen an den Ausgabestellen für Lebensmittel getötet oder verwundet wurden.

Bevor die USA und Israel ihre „Hilfsoperation“ begannen, hatten Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen, darunter die UN, gewarnt, der Plan sei lediglich ein Versuch, die restliche Bevölkerung des Gazastreifens in den Süden zu locken. In Vorbereitung des Plans der USA und Israels, den Gazastreifen durch Ausweisung der Bevölkerung ethnisch zu säubern, würden sie dort zunächst in Konzentrationslagern zusammengepfercht.

Seither wurde bekannt, dass die „Hilfszentren“ einem noch übleren Zweck dienen: Sie dienen nicht nur als Ausgangspunkt für wahllose Massaker, sondern offenbar auch für die gezielte Tötung von Teilen der hungernden Menge. Sie sind keine humanitären Lebensadern, sondern Todeszonen.

Am Dienstag verübten israelische Soldaten ein weiteres Massaker bei einer Ausgabestelle für Hilfsgüter in Rafah, bei dem 27 Menschen getötet und 90 verwundet wurden. Am Montag wurden unter nahezu gleichen Umständen drei Menschen getötet und Dutzende verwundet. Zuvor wurden bei einem Massaker am Sonntag 30 Menschen getötet und 170 verwundet.

Im Bericht des Euro-Med Monitor hieß es: „Laut Aussagen und Informationen, die von Mitarbeitern des Euro-Med vor Ort gesammelt wurden, haben Scharfschützen der israelischen Armee vorsätzlich und direkt auf hungernde Zivilisten geschossen, hauptsächlich auf die Köpfe, obwohl offensichtlich keine Gefahr für israelische Truppen bestand.“

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Rehabilitierung der Wehrmacht: Sönke Neitzel wirbt für faschistischen Krieger

Von Johannes Stern 5. Juni 2025

In einem aktuellen Interview mit der Tageszeitung (taz) rehabilitiert der rechte Militärhistoriker Sönke Neitzel ganz offen die Wehrmacht und ihre verbrecherischen Traditionen. Unter der Überschrift „Wir brauchen als Republik einen demokratischen Krieger“ fordert Neitzel nicht nur die Wiedereinführung der Wehrpflicht, sondern auch eine Rückkehr zu den Kriegstugenden und militärischen Traditionen der Nazis.

Neitzels Interview erscheint zu einem Zeitpunkt, an dem der deutsche Imperialismus wieder gen Osten marschiert und sich auf einen umfassenden Krieg gegen die Atommacht Russland vorbereitet. Mit der Indienststellung einer permanenten Kampfbrigade in Litauen nahe der russischen Grenze hat die Bundesregierung ein neues Kapitel deutscher Kriegspolitik aufgeschlagen. 80 Jahre nach Hitlers Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion werden erneut deutsche Panzer und Soldaten gegen Russland mobilisiert. Und erneut dient die Propaganda vom angeblichen „Schutz“ und der „Verteidigung“ Deutschlands und Europas gegen den russischen „Aggressor“ der Vorbereitung eines Angriffskriegs.

Neitzels Beitrag zu dieser Entwicklung ist die ideologische Mobilmachung. Die von ihm geforderte „Entzivilisierung“ der Bundeswehr zielt darauf ab, deutsche Soldaten und die gesamte Bevölkerung auf neue militärische Großoffensiven vorzubereiten – und der mörderischen Logik einer aggressiven imperialistischen Kriegspolitik wieder gesellschaftliche Akzeptanz zu verschaffen. Soldaten sollen, so Neitzel, nicht nur „Leben schützen“, sondern „Leben nehmen“, was in Deutschland „lange bestritten“ worden sei.

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Der asymmetrische ukrainische Drohnenangriff auf strategische Bomber weckt Ängste

Von Florian Rötzer – 5. Juni 2025

Die lange geplante und teilweise erfolgreiche ukrainische Operation „Spinnennetz“ hat einige militärische Konzepte in Frage gestellt und Ängste ausgelöst. Symbolisch ist schon die Zerstörung oder Beschädigung strategischer Bomber der russischen nuklearen Triade durch billige Minidrohnen. Ein Angriff von David auf Goliath gewissermaßen, der zeigt, dass auch hoch bewaffnete Armeen durch eine asymmetrische Kriegsführung bedroht werden können.

Der ukrainische Geheimdienst SBU hatte Minidrohnen nach Russland gebracht oder dort produziert und sie in Holzkisten in Lastwagen einer in Russland gegründeten Transportfirma gepackt. Die Lastwagen wurden von Fahrern, die möglicherweise nicht wussten, was sie transportierten, in die Nähe der Flughäfen gebracht. Ferngesteuert und/oder über KI wurden Drohnen über die russischen Netze gleichzeitig freigesetzt und zu den Flughägen geflogen, um sie dort in die Militärmaschinen, darunter strategische Bomber, stürzen und explodieren zu lassen. Der SBU spricht von „moderner Drohnensteuerungstechnologie, die autonome künstliche Intelligenz und manuelle Bedienereingriffe kombiniert“.

Vorausschicken muss man, dass das russische Militär, obgleich es wiederholt Drohnenangriffe auf Luftwaffenstützpunkte gegeben hat, nicht damit gerechnet hat, dass der SBU etwa auch die weit entfernten Stützpunkte Belaja in der Region Irkutsk und Olenja in Murmansk angreifen könnte. Allerdings mussten auch zuvor Drohnen bereits von russischem Boden aus gestartet worden sein. Das Hauptproblem war allerdings, dass Russland, obgleich es nach Beginn des Krieges den New START-Vertrag suspendiert hat, die Verpflichtung eingehalten hat, die strategischen Bomber auf dem freien Feld aufzustellen, so dass sie von Satelliten aus zur Verifizierung gesehen werden können. Wären sie in einem Hangar gestanden, wäre mit den eingesetzten Drohnen wohl nur geringer Schaden entstanden.

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Gefährliches Spiel: Ukraine untergräbt New START-Vertrag endgültig

Von Sabiene Jahn – 5. Juni 2025

Mit dem Drohnenangriff auf die nach dem Vertrag offen abgestellten russischen strategischen Bomber findet eine weitere Erosion der Rüstungskontrolle mit unvorhersehbaren Folgen statt.

Die sichtbare Abstellung russischer Bomber war ein Versuch, die Verifikationsanforderungen des New START-Vertrags zu erfüllen, doch die ukrainischen Drohnenangriffe haben sie zu einem Sicherheitsrisiko gemacht. Russlands Aussetzung des Vertrags 2023, Trumps ambivalente Friedensrhetorik, die Rolle von CIA und MI6 sowie Deutschlands verstärkte Unterstützung der Ukraine zeichnen ein Bild wachsender Instabilität. Die Weltordnung scheint in einen dauerhaften Kampfmodus zu verfallen, fernab der friedlichen Koexistenz, die viele Gesellschaften anstreben. Ohne diplomatische Durchbrüche droht eine weitere Erosion der Rüstungskontrolle – mit unvorhersehbaren Folgen.

Es war als Vertrauensgeste gedacht – nun gilt es als sicherheitspolitisches Eigentor. Die sichtbare Abstellung russischer strategischer Bomber, darunter Tu-95MS und Tu-160, auf offen einsehbaren Luftwaffenstützpunkten entsprach Artikel IV des New START-Vertrags. Sie ermöglichte amerikanischen Satelliten die Überprüfung russischer Rüstungsehrlichkeit. Doch diese Transparenz ist zur Zielscheibe geworden: Die Ukraine schlug mit Präzision zu – mitten ins Herz der russischen Nukleartriade.

Mit der „Operation Spinnennetz“ filmte Kiew nicht nur den eigenen Triumph, sondern auch Moskaus Demütigung: Zerstörte oder beschädigte Flugzeuge, darunter seltene A-50-Frühwarnflugzeuge – das Rückgrat russischer Luftaufklärung. Russland hatte sich an die Regeln gehalten. Der Westen schwieg. Die Eskalationsspirale nahm Fahrt auf. Die Bilder, auf ukrainischen Regierungsaccounts verbreitet, zeigen aus der First-Person-Perspektive, wie die Drohnen gezielt auf die Flügelstrukturen der Tu-95MS und Tu-160 zusteuern – sichtbar aufgestellt, frei zugänglich, ohne jegliche Tarnung. Genau das war bislang Pflicht. Denn der New START-Vertrag schreibt vor, dass strategische Bomber auf bestimmten Luftwaffenstützpunkten sichtbar stationiert werden müssen.

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Starmers unbezahlbares Aufrüstungsprogramm für Großbritannien

Von TASS (Übersetzung: Thomas Röper) – 5. Juni 2025

Der britische Premierminister Starmer hat das größte Aufrüstungsprogramm seit dem Zweiten Weltkrieg ausgerufen. Wie es finanziert werden soll, sagte er nicht. Allerdings ist bereits klar, dass es auf Kosten von Sozialprogrammen gehen wird.

Der britische Premierminister Starmer hat vor einigen Tagen erklärt, dass Großbritannien Kriegsvorbereitungen treffe und seine Streitkräfte massiv aufrüsten wolle. Sogar im Spiegel konnte man erfahren, dass es mehr als fraglich ist, wie das faktisch fast bankrotte Großbritannien das Geld dafür aufbringen will. Im Spiegel hieß es unter anderem:

„Die Frage ist, woher das Geld für die Aufrüstung kommen soll. 80 Milliarden Euro würde es wohl kosten, alle Vorschläge umzusetzen. Eine happige Summe für einen notorisch klammen Staat, der nach den Finanzexperimenten der ehemaligen Premierministerin Liz Truss einerseits den Zorn der Märkte fürchtet – und andererseits große Summen in die Armutsbekämpfung stecken müsste. (…) Starmers Umfragewerte sind auch deshalb so desaströs, weil er britischen Rentnern den Heizkostenzuschuss gestrichen hat. (…) Starmer will trotzdem weiter kürzen, diesmal bei den Sozialleistungen für arbeitsunfähige Briten. Betroffen wären wohl 700.000 Familien. Die meisten leben bereits in Armut.“

Offenbar leidet auch diese britische Regierung unter dem Phantomschmerz des verlorenen britischen Imperiums, der offenbar jeden Realitätssinn wirkungsvoll überschattet.

Hier übersetze ich einen Artikel der https://tass.ru/mezhdunarodnaya-panorama/24131659 russischen TASS (12 Angriffs-U-Boote: Starmer hat geschworen, Großbritannien zu einem kampfbereiten Land zu machen) über die Details von Starmers Plänen von zwölf neuen Angriffs-U-Booten.

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USA rufen asiatische Verbündete auf, sich auf einen „drohenden“ Krieg gegen China vorzubereiten

Von Peter Symonds – 4. Juni 2025

In seiner Rede auf dem jährlichen Shangri-la-Dialog, der wichtigsten Sicherheitskonferenz in der Region Asien-Pazifik, am vergangenen Wochenende gab US-Verteidigungsminister Pete Hegseth Anweisungen an die militärischen Verbündeten und Partner der USA im indopazifischen Raum. Er forderte sie auf, ihre militärische Aufrüstung drastisch zu erhöhen und sich auf einen Konflikt mit China vorzubereiten.

Hegseth prangerte die „Aggression des kommunistischen Chinas“ an und erklärte, das Land strebe danach, „eine Hegemonialmacht in Asien zu werden“. Mit Blick auf Taiwan warnte er, dass jeder chinesische Versuch einer Invasion der Insel „verheerende Folgen für den Indopazifik und die Welt haben würde. Es gibt keinen Grund, das zu beschönigen. Die Bedrohung, die von China ausgeht, ist real. Und sie könnte unmittelbar bevorstehen.“

Wenn Hegseth und die Trump-Regierung als Friedensapostel posieren, stellen sie die Realität auf den Kopf. Seit über 100 Jahren führen die Imperialisten immer wieder Krieg unter dem Banner des „Friedens“ und betreiben ein massives Wettrüsten unter dem Deckmantel der „Abschreckung“.

Nicht China, sondern der US-Imperialismus hat 30 Jahre lang illegale Invasionen und Kriege angeführt – in einem verzweifelten Versuch, seine globale Vorherrschaft zu erhalten. Während sie den Krieg gegen Russland in der Ukraine eskaliert und Israels barbarischen Krieg in Gaza voll unterstützt, wirft sich die faschistische Trump-Regierung jetzt in den Konflikt mit China. Geplagt von unlösbaren wirtschaftlichen und politischen Krisen im eigenen Land betrachten die USA China als Hauptbedrohung ihrer globalen Vorherrschaft.

Hegseth erklärte: „Präsident Trump wurde gewählt, um ‚America First‘ auf der Weltbühne durchzusetzen.“ Was das bedeutet, wird schnell klar. Die Kriege in Europa und im Nahen Osten sind alles andere als isolierte Ereignisse, sondern verschmelzen mit Washingtons Kriegsplänen in Asien zu einem globalen Konflikt, an dem Atommächte beteiligt sind.

Trump strebt nur einen „Frieden“ an: die Verwirklichung seiner größenwahnsinnigen Vorstellung von einer Welt, die den Interessen des US-Imperialismus zu Füßen liegt. Das ist der Inhalt seines Slogans „Make America Great Again“, der an nichts so sehr erinnert wie an die Nazi-Hymne „Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt“.

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Außenminister spricht von „Verhandlungslösungen“ – blanker Hohn kommt zum Vorschein

Von Marcus Klöckner – 4. Juni 2025

„Aus meiner Sicht war von Anfang an klar, dass dieser Krieg höchstwahrscheinlich durch eine Verhandlungslösung beendet werden wird“ – das sagte gerade Johann Wadephul in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Auch wenn die Worte richtig sind: Sie klingen in Anbetracht von Hunderttausenden Soldaten, die ihr Leben gelassen haben, wie blanker Hohn.

Da sagt also der neue deutsche Außenminister etwas, was seit Beginn des Krieges die Spatzen von den Dächern pfeifen.

Dass der Krieg in der Ukraine durch Verhandlungen zu beenden sein wird, haben alle vernünftigen Leute von Anfang an betont – als Lumpenpazifisten und gefallene Engel aus der Hölle wurden sie beschimpft. Das Problem: Seit über drei Jahren ist eine Politik zu bestaunen, die den Eindruck erweckt, die Ukraine könnte den Krieg gewinnen.

Wadephul sagte Folgendes: „Aus meiner Sicht war von Anfang an klar, dass dieser Krieg höchstwahrscheinlich durch eine Verhandlungslösung beendet werden wird.“ Das klingt vernünftig – vordergründig. Bei Lichte betrachtet können diese Worte als blanker Hohn aufgefasst werden. Längst haben hunderttausende Soldaten ihr Leben auf dem Schlachtfeld gelassen, sind verstümmelt und schwer traumatisiert. Und dann erdreistet sich ein deutscher Außenminister plötzlich, den Begriff „Verhandlungslösungen“ in den Mund zu nehmen und so zu tun, als sei das ohnehin eine Binsenweisheit – während im April die CDU in Anbetracht der Trump’schen Bemühungen um einen Frieden noch vor einem „Diktatfrieden“ gewarnt hat.

Die gesamte deutsche Politik, aber auch die der anderen NATO-Staaten, lautete seit Beginn des Krieges: Ukrainer kämpft! Selbst unter Berücksichtigung dessen, was bisweilen von der Politik zu hören war, nämlich dass es gälte, die Ukraine militärisch zu unterstützen, um sie bei Verhandlungen in eine Position der Stärke zu führen, hat Wadephuls Aussage mehr als nur einen schalen Beigeschmack.

So, wie von Anfang klar war, dass der Krieg durch Verhandlungen beendet werden muss, so klar war noch etwas anderes, nämlich: Die angeblich angestrebte Position ukrainischer Stärke würde nie so weit erreicht werden können, dass Russland von seinem Primärziel abrückt. Egal, wie stark die Ukraine auch hochgerüstet würde: Die Eskalationsdominanz lag und liegt bei Russland.

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Austausch von 6000 Leichen gefallener Soldaten stellt die Ukraine vor finanzielle Probleme

Von Florian Rötzer – 4. Juni 2025

Ein Ergebnis der Gespräche zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul – wobei Gespräche übertrieben ist, da die Delegationen nicht miteinander gesprochen haben sollen, sondern nur über Bande – ist der Austausch von jungen und von kranken/verletzten Kriegsgefangenen. Dazu wurde von Russland die einseitige Übergabe von 6000 tiefgekühlter Leichen gefallener ukrainischer Soldaten vereinbart. Die scheint zumindest die Ukraine vor Probleme zu stellen.

Der russische Verhandlungsführer Medinsky sagte am Montag: „Wir haben alle, die wir konnten, identifiziert, DNA-Tests gemacht und herausgefunden, wer sie sind. Nächste Woche werden wir diese Leichen der ukrainischen Seite übergeben, damit sie diese auf menschliche Weise beerdigen können.“ Man sei bereit, die Leichen russischer Gefallenen zu übernehmen: „Falls sie Leichen haben, werden wir sie auch entgegennehmen. Bislang wissen wir nichts darüber.“

Der ukrainische Verteidigungsminister Umerov hatte davon gesprochen, dass jeweils 6000 Leichen übergeben würden. Medinsky bezweifelt, dass die Ukraine 6000 Leichen von russischen Soldaten hat, zumindest wird keine Parität verlangt. Es geht offenbar auch um eine Propagandaaktion um die Verluste im Krieg. Die Ukraine meldet fast jeden Tag, dass Russland in 24 Stunden über 1000 Mann verlieren würde. Das dürfte weit übertrieben sein.

Russland bietet anstatt des von Kiew geforderten bedingungslosen Waffenstillstands an der gesamten Front hingegen an, lediglich zwei oder drei Tage die Waffen an bestimmten Frontabschnitten schweigen zu lassen, um die Leichen der Gefallenen einzusammeln. Ist das ein Hinweis, dass Russland so hohe Verluste erleidet? Oder umgekehrt? Wurden so viele Leichen in dem Wissen aufgeboten, damit die Ukraine zu überbieten, was auch bedeuten würde, die Ukrainer haben höhere Verluste als die Russen – oder bergen weniger gefallene Russen als diese Ukrainer?

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