Pax Americana: Trump schockt Kiew und Brüssel mit Friedensplan

Von Gábor Stier – 25. November 2025

Der durchgesickerte mutmaßliche Friedensplan der Trump-Administration deutet auf eine geopolitische tektonische Verschiebung hin, deren Auswirkungen nicht nur Europa, sondern das gesamte globale Sicherheitssystem zu spüren bekommt. Eine Analyse einzelner Punkte des Plans legt nahe, dass die Vereinigten Staaten die Karte Osteuropas neu zeichnen – und zwar gemäß ihren eigenen Interessen. Dabei werden die Interessen Russlands teilweise anerkannt, während gleichzeitig die Europäische Union noch stärker marginalisiert wird. Bis zur hier entstehenden Pax Americana ist der Weg jedoch noch lang. Der Gipfel in Alaska hat zwar die Möglichkeit eines Dialogs eröffnet, doch hinter den offiziellen Erklärungen zur Suche nach diplomatischen Lösungen verbirgt sich eine tiefe strukturelle Krise, welche die Chance auf eine schnelle und stabile Beilegung infrage stellt. Eine Analyse von Gábor Stier, aus dem Ungarischen übersetzt von Éva Péli.

Beginnen wir mit der Analyse der offengelegten Thesen, die es uns ermöglicht, die Schlüsselentwicklungen zu bestimmen, welche die Ereignisse in der nahen Zukunft prägen werden. Washington zeigt – indem es sich erneut Russland zuwendet – einen entschlossenen, aber einseitigen Ansatz. Man muss es klar aussprechen: Es diktiert.

Die 28 Punkte des Plans folgen konsequent der Logik der Wiederherstellung und Neuverteilung von Macht- und Einflusszonen; sie sind das getreue Abbild einer entstehenden Ordnung nach der Ära der regelbasierten Weltordnung. Vorschläge wie die Idee von Vizepräsident James D. Vance zur Entwicklung von Handel und Tourismus deuten, ungeachtet ihres scheinbar apolitischen Charakters, eindeutig auf den Wunsch der Trump-Administration nach einem grundlegenden Paradigmenwechsel hin.

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Europa unter steigendem Druck

Von Rüdiger Rauls – 25. November 2025

Nahe der polnischen Stadt Lublin ist die Eisenbahnstrecke in Richtung Ukraine durch einen Sprengstoffanschlag unterbrochen worden. Im Verdacht steht natürlich Russland. Nun kommt auch noch Druck von Trumps neuem Friedensplan für die Ukraine. Der Druck auf Europa wächst.

Erst waren es plötzlich und erwartet am Himmel über Europas Flughäfen auftauchende Drohnen, die den europäischen Bürger als Beweise für die russische Bedrohung dargestellt wurden. Dabei konnte bis heute keine einzige Drohne als Beweis vorgelegt und auch sonst keine Belege für die russische Urheberschaft erbracht werden. Stattdessen hatte NATO-Kommandeur Vandier während eines Gesprächs mit Journalisten in einem Nebensatz erwähnt, dass es sich um „zivile Drohnen“ gehandelt hatte, die „am Flughafen Kopenhagen den Flugverkehr lahmlegten. Für deren Abwehr gebe es [aber] schon Lösungen“(1).

Entgleiste Drohnen

Oder ging es bei solchen Berichten eher darum, besonders den südeuropäischen Staaten die Notwendigkeit einer europäischen Drohnenabwehr deutlich vor Augen zu führen?(2) Denn bisher beteiligen sich nur frontnahe Staaten von den skandinavischen im Norden bis nach Rumänien im Süden an diesem sogenannten Drohnenwall. Selbst eine erneute Attacke auf belgische Flughäfen Anfang November hatte die südlichen europäischen NATO-Staaten anscheinend nicht umstimmen können. Die Berichte über gesichtete Drohnen im europäischen Luftraum hatte über Wochen die Öffentlichkeit in Atem gehalten.

Der erste Verdacht fiel – wie konnte es anders sein – auf Russland. Aber nicht die Fähigkeiten, solche Anschläge auszuführen, wurden als naheliegender Grund für diese Vermutung angegeben, sondern „weil nur Russland ein Interesse daran hat, … die strategischen Verbindungen unseres Landes zur Ukraine zu unterbrechen.“(3). Doch anders als bei den Drohnenberichten scheint man bemüht, in der Öffentlichkeit nicht zu viel Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Denn die Berichte über die Drohnen hatte weniger den Blick der Öffentlichkeit auf eine russische Bedrohung gelenkt sondern vielmehr auf die Unfähigkeit der westlichen Regierungen, ihre Bürger vor solchen Gefahren zu schützen.

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Europäische Regierungen verurteilen US-Friedensvorschlag für Ukraine

Von Alex Lantier – 25. November 2025

Die europäischen Großmächte haben mit Entsetzen auf den Vorschlag für einen Friedensplan reagiert, den die Trump-Regierung mit Moskau ausgehandelt hat. Sie sind verzweifelt bemüht, den Krieg gegen Russland um jeden Preis fortzusetzen, während sie im Innern eine „Kriegswirtschaft“ einführen und den Sozialstaat kappen. Unisono haben sie den Plan als „Kapitulation“ vor Russland zurückgewiesen.

Der französische Außenminister Jean-Noël Barrot erklärte am Donnerstag bei einem Treffen der europäischen Außenminister: „Frieden darf keine Kapitulation sein. Man muss verstehen, dass die Ukrainer, die seit über drei Jahren heldenhaften Widerstand gegen einen schamlosen Akt der Aggression Russlands leisten, jede Form von Kapitulation immer ablehnen werden.“

Barrots schwedische Amtskollegin Maria Stenergård wies den amerikanisch-russischen Deal mit den Worten zurück: „Ohne die Ukraine kann es keinen Frieden geben, und Europa muss mit am Verhandlungstisch sitzen.“ Der deutsche Außenminister Johann Wadephul betonte, dass Frieden eine Kapitulation Russlands erfordere. Er erklärte, die Vorbedingung für einen Frieden sei, dass Wladimir Putin seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine beendet. Es müsse einen Waffenstillstand ohne Vorbedingungen geben, und alle müssten dann gemeinsam auf Augenhöhe verhandeln.

Die europäischen Mächte haben jedoch kaum Hoffnung, Moskau zur Kapitulation zu bewegen und zu erreichen, dass Russland seine Position auf dem Schlachtfeld aufgibt. Wadephuls Äußerung verdeutlicht die völlige Diskrepanz zwischen der offiziellen Propaganda in Europa und der militärpolitischen Realität in der Ukraine. Dass Washington hinter dem Rücken seiner nominellen „Verbündeten“ in Europa einen Deal mit Moskau unterzeichnet, zeigt klar, dass das Narrativ über den Krieg, das der europäischen Öffentlichkeit präsentiert wurde, eine Lügengeschichte war.

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Europa will von Frieden nichts wissen: „Land muss bereit sein, seine Kinder zu verlieren“ und Luftwaffe soll „Siegfähigkeit“ mitbringen

Von Marcus Klöckner – 25. November 2025

Die deutsche Luftwaffe muss „Siegfähigkeit“ mitbringen. Das sagte der Luftwaffenchef am Wochenende. In Frankreich meldet sich ein General zu Wort, der meinte: „Das Land muss bereit sein, seine Kinder zu verlieren.“ Und der Spiegel echauffiert sich in einem Leitartikel darüber, dass Trump seinen Friedensplan mit der „Brechstange durchsetzen“ will. Während hinter den Kulissen gerade über Frieden verhandelt wird, fokussiert man in Europa lieber auf Krieg. Ein Kommentar von Marcus Klöckner.

„Die Luftwaffe muss für den Verteidigungsfall auf Siegfähigkeit ausgerichtet werden“ – so lautet die Überschrift eines Spiegel-Interviews mit dem neuen Luftwaffeninspekteur Holger Neumann. Veröffentlicht wurde das Interview mit einem Foto, dass den Luftwaffenchef in Uniform vor einem Kampfjet stehend zeigt. Im Hintergrund sind Bäume und ein Haus zu sehen. Das Militär, visuell eingebettet nicht in ein Schlachtfeld, sondern in ein Stück Natur. An dieser Stelle geht das Problem schon los und springt einem förmlich aus der Überschrift in das Gesicht.

Da ist also die Rede von „Verteidigungsfall“ und von „Siegfähigkeit“.

Verteidigungsfall? Von welchem Verteidigungsfall ist hier die Rede? Wer soll einen NATO-Staat oder gar Deutschland angreifen? Wäre Journalismus bei einem solchen Interview handlungsleitend: Schon diese Fragen würden alles, was dann an Antworten zu erwarten ist, zum Zusammenstürzen bringen. Doch es geht weiter. Da ist auch von „Siegfähigkeit“ die Rede.

Siegfähigkeit? Was denn für eine Siegfähigkeit? Wer soll denn „besiegt“ werden?

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Der übersehene Bündnisfall. Wie ein EU-Beitritt der Ukraine die europäische Sicherheitsarchitektur verändern könnte.

Von Michael Hollister – 24. November 2025

Während ein NATO-Beitritt der Ukraine als rote Linie gilt, wird die EU-Aufnahme als humanitärer Akt dargestellt. Dabei schafft sie einen juristischen Mechanismus, der Europa in einen direkten militärischen Konflikt mit Russland ziehen könnte – mit weitreichenden ökonomischen und sicherheitspolitischen Folgen.

Die unterschätzte Beistandsklausel

Im öffentlichen Diskurs über die europäische Integration der Ukraine konzentriert sich die Debatte nahezu ausschließlich auf eine mögliche NATO-Mitgliedschaft. Diese wird – zu Recht – als hochproblematisch betrachtet und von den meisten NATO-Mitgliedern abgelehnt. Ein EU-Beitritt hingegen wird überwiegend als politische Geste europäischer Solidarität interpretiert, deren sicherheitspolitische Dimension als vernachlässigbar gilt. Diese Einschätzung beruht auf einem fundamentalen Missverständnis der vertragsrechtlichen Grundlagen der Europäischen Union.

Mit dem Vertrag von Lissabon wurde die EU 2009 mit einer Beistandsklausel ausgestattet, die in Artikel 42 Absatz 7 des EU-Vertrags verankert ist:

„Im Falle eines bewaffneten Angriffs auf das Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats schulden die anderen Mitgliedstaaten ihm alle in ihrer Macht stehende Hilfe und Unterstützung.“

Zum Vergleich: Der berühmte Artikel 5 des NATO-Vertrags verpflichtet die Mitgliedstaaten lediglich, „unverzüglich […] die Maßnahmen, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt, [zu ergreifen], die sie für erforderlich erachten“. Diese Formulierung räumt den Mitgliedstaaten erheblichen Ermessensspielraum ein – wie die Geschichte gezeigt hat, kann dies von symbolischen Gesten bis zu umfassender militärischer Intervention reichen.

Die EU-Klausel ist deutlich verbindlicher formuliert: „alle in ihrer Macht stehende Hilfe und Unterstützung“ lässt wesentlich weniger Interpretationsspielraum. Hinzu kommt ein struktureller Faktor: 21 der 27 EU-Mitgliedstaaten sind zugleich NATO-Mitglieder. Sollte die Ukraine der EU beitreten und ein militärischer Konflikt mit Russland fortbestehen, würde jede Aktivierung von Artikel 42 Absatz 7 automatisch die überwältigende Mehrheit der NATO-Mitglieder rechtlich binden. Die Folge: NATO-Mitglieder befänden sich de facto im Krieg mit Russland – was die Aktivierung von Artikel 5 der NATO zwar nicht zwingend, aber zunehmend wahrscheinlich macht.

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Ukraine militärisch und politisch in der Krise: Weißes Haus schlägt Verhandlungslösung vor

Von Andre Damon – 24. November 2025

Die Ukraine ist militärisch in der Sackgasse, und Wolodymyr Selenskyj steckt tief in einem Korruptionsskandal. Am Donnerstag hat die Trump-Regierung Kiew einen 28-Punkte-Plan für eine Verhandlungslösung mit Russland vorgelegt.

US-Heeresministers Daniel Driscoll, neuer Sondergesandter für die Ukraine, hat den Plan an der Spitze einer Delegation des US-Militärs in Kiew vorgelegt.

Der Plan, den die Nachrichtenwebsite Axios in voller Länge publiziert hat, stellt eine deutliche Abkehr von früheren Positionen der USA dar und verdeutlicht, dass sich der NATO-Stellvertreterkrieg gegen Russland in einer immer tieferen Krise befindet.

Laut dem Dokument soll „die NATO nicht weiter expandieren“, und die Ukraine muss „in ihrer Verfassung verankern, dass sie der NATO nicht beitreten wird. Die NATO stimmt zu, eine Bestimmung in ihre Statuten aufzunehmen, die einen zukünftigen Beitritt der Ukraine ausschließt. (…) [Sie stimmt außerdem zu], keine Truppen in der Ukraine zu stationieren.“

Im Jahr 2008 wurde auf dem NATO-Gipfel in Bukarest festgestellt, dass die Ukraine und Georgien „Mitglieder der NATO werden“. Für den russischen Präsidenten Wladimir Putin waren die Versuche der Ukraine, sich in die NATO zu integrieren, erklärtermaßen der Hauptgrund für den russischen Einmarsch 2022.

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Analyse | Der Niedergang unserer Nachkriegsideale

Von Patrick Lawrence – 23. November 2025

Es wird immer schlimmer. Jetzt hat auch der UNO-Sicherheitsrat es versäumt, der palästinensischen Bevölkerung des Gaza-Streifens zur Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft zu verhelfen. Der Trump-Plan für den Gaza-Streifen ist de facto nur ein Ersatz der Besatzungsmacht Israel durch eine von den USA gesteuerte Besatzungsmacht. Und leider, wie unser Kolumnist Patrick Lawrence beschreibt, ist auch die neue japanische Premierministerin Sanae Takaichi eine totale Enttäuschung. Die japanische Bevölkerung soll endlich ihre pazifistische Grundhaltung aufgeben und es sollen auch militärische Eingriffe in der Region wieder möglich werden, so Takaichi. (cm)

Als Arthur Miller, der bekannte amerikanische Dramatiker, viel später – traurig und ein wenig nostalgisch – auf die ersten Nachkriegsjahre zurückblickte, schrieb er von der „wunderschönen moralischen und rationalen Welt”, die nach den Siegen von 1945 in Aussicht stand. Ich nehme an, man muss ein bestimmtes Alter haben, um sich an die Hoffnung zu erinnern, die dieser Zeit ihren besonderen Charakter verlieh, obwohl man in den besseren Geschichtsbüchern leicht Berichte darüber finden kann. Zu den grundlegenden Merkmalen dieser Zeit gehörten die Einheit des Geistes und der Ziele sowie der Internationalismus und das Bekenntnis zur friedlichen Koexistenz. Die Atombomben, die die USA im August 1945 auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen hatten, hatten die gesamte Menschheit ernüchtert. Das gemeinsame Projekt – Ost und West, Nord und Süd – bestand darin, einen neuen Weg einzuschlagen, damit die Zukunft eine Abkehr von der Vergangenheit markieren würde.

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Von Bagdad bis Caracas: Washingtons Handbuch für Sanktionen und Krieg

Von Manolo De Los Santos – 23. November 2025

In den letzten Wochen hat Washington seine Drohungen und Feindseligkeiten gegenüber Venezuela eskaliert und US-Präsident Donald Trump bestätigte offen, dass er die CIA zu verdeckten Aktionen gegen das Land ermächtigt hat. Diese Maßnahmen sind besorgniserregend und stellen eine ernsthafte Verschärfung der Kriegstreiberei gegen das karibische Land dar. Sie bestätigen auch, was viele seit Jahren sagen: Die USA sind stark an den Geschehnissen in Venezuela beteiligt und scheuen sich nicht, alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen, um ihre Interessen durchzusetzen.

„Kann irgendjemand wirklich glauben, dass die CIA nicht schon seit 60 Jahren in Venezuela operiert?“, fragte der venezolanische Präsident Nicolás Maduro, nachdem Trump die Genehmigung für CIA-Aktivitäten in seinem Land bekannt gegeben hatte.

Die Antwort, betrachtet man die historischen Fakten der letzten zwei Jahrhunderte, bestätigt ein Muster kontinuierlicher Einmischung mit dem Ziel, die Vorherrschaft der USA über die gesamte Hemisphäre zu behaupten.

Die eskalierenden Kriegsdrohungen der Trump-Regierung gegen Caracas stellen keine neue Politik dar, sondern den Höhepunkt eines langjährigen Projekts zum Regime Change, das große und beunruhigende Ähnlichkeiten mit der Kriegstreiberei der Bush-Regierung gegen den Irak aufweist.

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Was Trumps Friedensplan für die Ukraine tatsächlich bedeutet

Von Thomas Röper – 22. November 2025

Seit Donnerstag macht Trumps Friedensplan für die Ukraine Schlagzeilen. Während europäische Medien und Politiker entsetzt sind, wird nicht berichtet, was der Plan im Detail bedeutet und warum die USA mal wieder der große Gewinner sind, wenn der Plan umgesetzt wird.

Ich habe die 28 Punkte von Trumps Friedensplan bereits veröffentlicht, nun wollen wir uns anschauen, was sie tatsächlich bedeuten. Dazu gehen wir sie hier nach Themenkomplexen durch und analysieren hinterher, wer die Gewinner und die Verlierer wären, wenn der Plan tatsächlich umgesetzt wird.

Der Friedensplan beginnt mit der Worthülse, die Souveränität der Ukraine werde bestätigt. Damit können alle Beteiligten leben, denn alle wissen, dass die Ukraine kein souveräner Staat, sondern vollkommen vom Westen abhängig ist und keine Entscheidungen treffen kann, die nicht vom Westen (also den USA und/oder der EU) unterstützt werden. Aber die Worthülse über die „souveräne“ Ukraine musste an den Anfang des Textes, auch wenn sie reine PR ist.[

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Kriegseintritt statt Friedensplan

Von German-Foreign-Policy.com – 21. November 2025

Der neue Plan der USA und Russlands für einen Waffenstillstand in der Ukraine stößt in Berlin auf Ablehnung. CDU-Abgeordneter fordert faktisch Kriegseintritt. Zwei Drittel der ukrainischen Bevölkerung fordern Friedensverhandlungen.

Der neue US-amerikanisch-russische Plan für einen Waffenstillstand in der Ukraine stößt in Berlin auf Ablehnung. Laut Berichten haben sich Sondergesandte Russlands und der Vereinigten Staaten vor kurzem auf einen 28-Punkte-Plan geeinigt, mit dem der Ukraine-Krieg beendet werden soll. Er sieht vor, dass die Ukraine die Regionen Donezk und Luhansk vollständig aufgibt und klare Einschränkungen bei ihren Streitkräften akzeptiert. Dafür soll sie Sicherheitsgarantien erhalten. Ein solcher Plan sei „nicht akzeptabel“, urteilt Kanzleramtschef Thorsten Frei. Der CDU-Politiker Roderich Kiesewetter fordert, stattdessen einen „Siegesplan“ für die Ukraine zu entwickeln und dazu unter anderem die „Flugabwehr über der Westukraine“ zu übernehmen, also in den Krieg einzutreten. Bereits zuvor hatte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas erklärt, Kriege würden „von denen verloren, denen zuerst das Geld oder die Soldaten ausgehen“; die EU werde für die Kiewer Finanzen sorgen. In der Bevölkerung der Ukraine nimmt nicht nur der Widerstand gegen die Zwangsrekrutierung von Männern zu; eine Zwei-Drittel-Mehrheit wünscht zudem Verhandlungen über ein schnellstmögliches Ende des Kriegs.

Territorien

Der neue Plan für einen Waffenstillstand in der Ukraine, den Berichten zufolge der US-Immobilieninvestor Steve Witkoff im Auftrag von Präsident Donald Trump und der Leiter des russischen Staatsfonds, Kirill Dmitrijew, im Auftrag von Präsident Wladimir Putin bei einem Treffen vom 24. bis zum 26. Oktober in Miami im Kern entwickelt haben [1], enthält Regelungen, die einen Mix aus Territorial- und Sicherheitsfragen umfassen. Er sieht – soweit bekannt – vor, dass die Ukraine diejenigen Teile der Regionen Donezk und Luhansk, die sie noch kontrolliert, an Russland übergibt.[2] Russland soll dort allerdings keinerlei Truppen stationieren dürfen. Umgekehrt heißt es, Russland solle einige Gebiete in den Regionen Cherson und Saporischschja an die Ukraine zurückgeben.[3] Davon abgesehen solle dort die aktuelle Frontlinie eingefroren werden. Zur Erläuterung der Forderung, die Ukraine solle die bislang noch von ihr militärisch kontrollierten Teile der Regionen Donezk und Luhansk freiwillig räumen, heißt es, die russischen Streitkräfte seien dort ohnehin auf dem Vormarsch und würden die fraglichen Territorien nach dem erwarteten Fall von Pokrowsk früher oder später erobern. Wenn man sie ihnen jetzt übergebe – und das im Gegenzug gegen einen Waffenstillstand –, verkürze man wenigstens den Krieg und das Leiden.

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