Eklat bei Frankfurter Gedenken an Reichspogromnacht: Holocaustforscher Jason Stanley muss Rede abbrechen

Von Sybille Fuchs – 16. November 2025

Ausgerechnet am 9. November, am Gedenktag an die Reichspogromnacht, wurde auf der Gedenkveranstaltung der jüdischen Gemeinde Frankfurt der amerikanisch-jüdische Philosoph und Holocaustforscher Jason Stanley zum Abbruch seiner Rede genötigt.

Stanley hatte sich in seiner Rede auf die wichtige Rolle berufen, die jüdische Denker wie Moses Mendelsohn im kulturellen Leben Deutschlands und im Kampf für die Ideen der Aufklärung spielten, und ging dabei auch auf seine eigene Familie ein. Von diesem liberalen Standpunkt kritisierte er im Verlauf seiner Rede den Zionismus und die Gräueltaten Israels im Gazastreifen. Das war Teilen des Publikums offensichtlich zu viel. Stanley wurde niedergebrüllt, und der anwesende Rabbiner drängte ihn zum Abbruch seiner Rede.

Der US-Professor war schockiert. Einen derartigen Bruch mit den liberalen Traditionen, für die gerade die Frankfurter Gemeinde einst bekannt war, hätte er nicht erwartet, zumal nicht nur in USA, sondern auch in Deutschland viele jüdische Studierende und Künstler die Palästinenser verteidigen.

Seiner Rede hatte Stanley als Motto die Worte des liberalen Rabbiners Leo Baeck vorangestellt: „Ein Jude fragt nicht, was er glauben soll, sondern was er tun soll. Was sollen wir heute tun?“

Der gesamte Tenor seiner Rede war darauf abgestimmt, die Verdienste des Liberalismus und der Aufklärung zu betonen, die besonders auch von deutschen Juden erkämpft wurden und hinter denen auch er selbst stehe. Er sei eng mit diesem Religionsverständnis verbunden.

[Hier weiterlesen]

Wie geht es zwischen den USA und Venezuela weiter?

Von Maxim Kutscherow (Übersetzung: Thomas Röper) – 15. November 2025

US Präsident Trump droht Venezuela mit einem militärischen Eingreifen, aber die Risiken für Trump sind groß. Wie könnte es in dem Konflikt weitergehen?

In der TASS hat ein russischer Experte einen Artikel veröffentlicht, der sich mit der Situation in Venezuela befasst. […]

„Kanonenbootdiplomatie“ nach Trump: Wird Venezuela das Schicksal Panamas von 1989 wiederholen?

Maxim Kutscherow über die Absichten des US-Präsidenten und die möglichen Folgen einer verstärkten amerikanischen Militärpräsenz in der Karibik

Die USA haben in den letzten Wochen ihre militärische Präsenz vor der Küste Venezuelas deutlich verstärkt. Vor kurzem wurde bekannt, dass sich der amerikanischen Flotte, die bereits aus acht Kriegsschiffen und einem Atom-U-Boot besteht, auch der Flugzeugträger Gerald R. Ford, das größte Kriegsschiff der Welt, anschließen wird.

Die Maßnahmen der USA haben erwartungsgemäß zu einer extremen Verschärfung der Beziehungen zu Caracas geführt. Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro führt Manöver durch und bereitet die Streitkräfte vor. Nach neuesten Informationen ruft er jedoch auch den Präsidenten und das Volk der USA aktiv zum Frieden auf.

Was hat Donald Trump vor und wird Venezuela das Schicksal Panamas von 1989 wiederholen?

[Hier weiterlesen]

Opel-Werke und Stellantis: ein Niedergang auf Raten

Von Marianne Arens – 15. November 2025

Stellantis reagiert auf rückläufige Verkaufszahlen mit Angriffen auf seine Produktionsarbeiter. Im Eisenacher Opel-Werk, in dem der SUV Grandland gebaut wird, standen letzte Woche erneut die Bänder still. Schon zum zweiten Mal innerhalb eines Monats waren im Oktober 1100 Beschäftigte gezwungen, freie Tage abzufeiern.

Sie sind nicht die einzigen: Eisenach ist eins von sechs europäischen Werken, in denen die Europa-Direktion in diesem Herbst die Produktion vorübergehend stilllegen ließ. In Poissy bei Paris ruhte die Montage von Modellen wie Opel-Mokka, DS2 und DS3 mehr als zwei Wochen lang; auch in den Werken in Saragossa (sieben Tage), Tychy Polen (neun Tage), Madrid (14 Tage) und Pomigliano d’Arco bei Neapel (2 Wochen) blieben die Fließbänder stehen.

Schon vor über einem Jahr, im Oktober 2024, hatte der damalige Stellantis-CEO Carlos Tavares der Zeitung Les Echos erklärt, dass Stellantis Werkschließungen ausdrücklich nicht ausschließe. Der Stellantis-Chef (inzwischen von Antonio Filosa abgelöst) erklärte damals im Interview, dass infolge eines verschärften Zoll- und Handelskriegs in Europa bis zu sieben Werke von Schließung betroffen sein könnten. Dies könnte die Vernichtung von bis zu 25.000 Arbeitsplätzen, zehn Prozent der globalen Konzernbelegschaft, bedeuten.

Seither sind europäische Stellantis-Arbeiter – ob in Italien, Frankreich, Spanien, Deutschland oder Großbritannien – akut von Stellenstreichungen und Werkschließung bedroht. Und die gut bezahlten Gewerkschaftsführer, die sich zu Unrecht „Arbeitnehmervertreter“ nennen, setzen die Angriffe durch, während sich die Manager und Aktionäre bereichern.

[Hier weiterlesen]

„Sollte es zu einem großen Krieg kommen, wird Europa einfach aufhören zu existieren“

Interview mit Sergej Karaganow. Interview: Éva Péli – 14. Oktober 2025

Der russische Politikwissenschaftler und Historiker Sergej Karaganow ist seit Jahrzehnten als Berater der politischen Elite Russlands tätig und sitzt in einflussreichen außen- und wirtschaftspolitischen Gremien. Multipolar sprach mit ihm über die Gefahr eines Atomkriegs, seine Meinung über europäische Staatsführer sowie über seine Vorschläge für eine Abkehr Russlands vom Westen und eine stärkere Fokussierung auf Sibirien. Karaganows Aussagen sind durchaus kriegerisch und radikal, werden ihm zufolge jedoch von 95 Prozent der militärischen und politischen Führungsschicht Russlands geteilt. Multipolar publiziert das Interview, um Öffentlichkeit über das Denken dieser relevanten öffentlichen Person und der entsprechenden Fraktion der russischen Elite herzustellen, die die Haltung Wladimir Putins gegenüber dem Westen für zu gemäßigt hält. Karaganows Aussagen verdeutlichen zudem, unter welchem innenpolitischen Druck Putin steht und welche Art Entscheider ihm dereinst in Moskau nachfolgen könnte. Das Gespräch führte Éva Péli am 30. Oktober in Moskau.

[Hier weiterlesen]

FK, MLK, RFK, CK – Was steckt hinter der Ermordung von Charlie Kirk?

Von Mathias Bröckers – 15. November 2025

Wird der Fall Charlie Kirk unter „Aktenzeichen K“ der ungeklärten politischen Morde der USA landen?

Anfang Okotober hatte ich (MAGA vs.MIGA – von JFK bis Charlie Kirk) festgehalten, dass die Ermittlungen des Attentats auf den konservativen Aktivisten und Gründer von „Turning Point USA“ Charlie Kirk nach den klassischen Vertuschungsmustern politischer Morde in den USA ablaufen. Mit einem verrückten/verwirrten/radikalen Einzeltäter, einem sofortigen offiziellen Narrativ und der Ausschaltung oder Diffamierung jeder Kritik an der Beweiskraft der Indizien.

Als nach dem Mord an John F. Kennedy recherchierende Journalisten und Autoren zu den offensichtlichen Lücken und Ungereimtheiten der offiziellen Untersuchung laut wurden, empfahl die CIA in einem Rundschreiben an ihre Büros gegen diese Kritik publizistisch vorzugehen und ein bis dahin relativ unschuldiges Wort – „Verschwörungstheorie“ – als Kampfbegriff in der psychologischen Kriegsführung einzusetzen. Mit dieser Methode wird seitdem im öffentlichen Diskurs standardmäßig gearbeitet wenn es darum geht, Zweifel an offiziellen Narrativen auszuschalten und Kritiker als unseriös/verlogen/bösartig erscheinen zu lassen. Von den Morden an JFK, MLK, RFK über 9/11 bis Covid war das so zu beobachten. Wie jetzt, nach 9/10, mit dem Mord an Charlie Kirk und dem angeklagten Einzelschützen Tyler Robinson.

Anders als bei den Schüssen auf JFK in Dallas 1963 waren an der Utah Valley Universität (UVU) aber nicht nur der Textilunternehmer Zapruder mit seiner Super-8-Kamera, sondern über 3.000 mit Smartphones ausgestattete Zeugen anwesend. Außerdem schauten zahlreiche Überwachungskameras ununterbrochen auf die UVU-Gebäude, von denen das FBI bisher aber nur Aufnahmen einer nach dem Schuss auf einem Dach weglaufenden Gestalt veröffentlicht hat, bei der es sich um den 22-jährigen Tyler Robinson handeln soll.

[Hier weiterlesen]

100 Jahre 1. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch

Von Fred Mazelis – 15. November 2025

Vor 100 Jahren vollendete Dmitri Schostakowitsch als junger Musikstudent am Konservatorium von St. Petersburg seine 1. Sinfonie. Er beendete das Werk im April 1925 und wurde erst fünf Monate später 19 Jahre alt.

Dies war eine im 20. Jahrhundert nahezu beispiellose Frühreife. Der jugendliche Komponist lässt sich sogar mit Franz Schubert und Felix Mendelssohn aus dem vorigen Jahrhundert und mit Wolfgang Amadeus Mozart vor ihnen vergleichen. Schostakowitschs Werk, das er als Abschlussarbeit am Konservatorium komponierte, ist keineswegs nur eine Studienarbeit. Es wurde fast sofort in das Repertoire von Orchestern aufgenommen, nicht nur in der Sowjetunion, sondern weltweit. Der junge Mann, schüchtern, aber unerschütterlich in seiner Entschlossenheit, sein Leben der Musik zu widmen, wurde schlagartig berühmt.

Der weltberühmte deutsche Dirigent Bruno Walter, der nach Hitlers Machtübernahme aus seiner Heimat vertrieben wurde, dirigierte 1927, nur ein Jahr nach der Uraufführung in Leningrad, die Berliner Philharmoniker mit Schostakowitschs 1. Sinfonie. Ihm folgten bald Arturo Toscanini und Otto Klemperer. Das Urteil der Kritiker und des Publikums über das Werk war durchweg begeistert.

[Hier weiterlesen]

Der Spannungsfall

Von German-Foreign-Policy.com – 14. November 2025

Leitmedien treiben die Debatte über die Ausrufung des „Spannungsfalls“ voran, einer Vorstufe zum „Verteidigungsfall“. Er wäre mit erheblichen Einschränkungen grundlegender Rechte

Deutsche Leitmedien treiben die Debatte über die Ausrufung des „Spannungsfalls“, einer Vorstufe zum „Verteidigungsfall“, voran. Am Mittwoch begründete der Außen- und Militärpolitiker Roderich Kiesewetter (CDU) zum ersten Mal die Forderung, in der Bundesrepublik den Spannungsfall auszurufen, in einer reichweitenstarken Sendung der öffentlich-rechtlichen ARD. Kiesewetter hatte sich bereits Ende 2024 dafür ausgesprochen. Der Spannungsfall dient, wie es bei der Bundeswehr ausdrücklich heißt, „der Mobilmachung“. Er sieht erhebliche Einschränkungen für die gesamte Gesellschaft vor; so umfasst er die sofortige Inkraftsetzung der Wehrpflicht für alle Männer ab 18 Jahren, erlaubt die zwangsweise Heranziehung zivilen Personals – so etwa von Ärzten – für die Versorgung des Militärs und ermöglicht es zudem, private Unternehmen zu verpflichten, militärische Güter zu produzieren. Konkrete Planungen für derlei Szenarien sind längst in Arbeit, so etwa im Gesundheitswesen. Dort soll zum Beispiel eine „umgekehrte Triage“ eingeführt werden, bei der leicht verletzte Militärs in puncto Behandlung in Krankenhäusern grundsätzlich Vorrang vor schwer verletzten Zivilisten erhalten.

[Hier weiterlesen]

70 Jahre Bundeswehr: Von der „neuen Wehrmacht“ zur totalen Kriegsarmee

Von Johannes Stern – 14. November 2025

Das feierliche Gelöbnis vor dem Reichstag und die Reden von Verteidigungsminister Boris Pistorius und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (beide SPD) anlässlich des 70. Jahrestags der Bundeswehr erinnerten an die dunkelsten Zeiten des deutschen Militarismus und unterstrichen, an welche verheerenden Traditionen und Kriegsziele der deutsche Imperialismus wieder anknüpft.

Bezeichnenderweise verständigten sich die Regierungsparteien am selben Tag auf ein neues Wehrdienstgesetz, das die Musterungspflicht aller jungen Männer vorsieht, um das notwendige Kanonenfutter für neue imperialistische Kriege auszuheben.

80 Jahre nach dem Untergang des Dritten Reichs und den größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte dominiert erneut das Militär die deutsche Hauptstadt. In einem martialischen Aufzug marschierten zwischen Reichstag und Kanzleramt – abgeschirmt von der Öffentlichkeit – 280 Rekruten auf und wurden feierlich vereidigt. Das Spektakel wurde live im ZDF übertragen und in den Nachrichtensendungen gefeiert – mit dem offensichtlichen Ziel, das Gift des Militarismus in der Bevölkerung zu verbreiten. Öffentliche Gelöbnisse wie dieses haben ihren Ursprung im preußischen Militarismus, wurden im Kaiserreich ausgeweitet und unter den Nazis kultisch zelebriert.

In ihren Festreden waren Pistorius und Steinmeier bemüht, die historischen Wurzeln der Bundeswehr zu verschleiern. „Aus den Schatten unserer Geschichte ist eine Armee hervorgegangen, eine besondere Armee, die grundlegend anders ist als alle ihre Vorgänger“, behauptete Pistorius und beschrieb die Truppe als „fest verankert in der Demokratie, dem Recht und der Freiheit verpflichtet“.

[Hier weiterlesen]

Parlament in Venezuela billigt neues Verteidigungsgesetz

Von Tobias Lambert – 14. November 2025.

USA verlegen den größten Flugzeugträger der Welt in die Karibik. Venezolanische Regierung kündigt Widerstand gegen mögliche Angriffe an

Caracas/Washington. In Venezuela hat das Parlament am Dienstag in erster Lesung ein Gesetz zum „Integralen Schutz der Nation“ verabschiedet. Dieses betont angesichts eines drohenden Angriffs der USA vor allem die Einbeziehung der Bevölkerung in die Landesverteidigung. Das Gesetz lege „eine neue Form der Befehlsbefolgung, Verlegung von Truppen und vor allem der Zusammenarbeit zwischen Bevölkerung und Streitkräften“fest, erklärte der Präsident der Nationalversammlung, Jorge Rodríguez. Präsident Nicolás Maduro unterzeichnete das Gesetz umgehend, es soll ohne zweite Lesung direkt in Kraft treten.

Am selben Tag erreichte der größte Flugzeugträger der Welt, die „USS Gerald R. Ford“, das Operationsgebiet des US-Südkommandos, das ganz Lateinamerika und die Karibik umfasst. Die Verlegung des Schiffes aus dem Mittelmeer hatte die US-Regierung vor drei Wochen angekündigt. Die USS Gerald R. Ford bietet Platz für 90 Flugzeuge und Hubschrauber sowie mehr als 4.000 Militärs.

Laut einer Studie von Experten des Center for Strategic and International Studies (CSIS) sind die aktuellen Militärbewegungen der größte US-amerikanische Truppenaufmarsch seit dem ersten Golfkrieg (1990–1991), berichtete die Deutsche Welle in ihrer spanischen Ausgabe. Damit erreicht das US-Vorgehen gegen Venezuela eine neue Eskalationsstufe.

[Hier weiterlesen]

Chrupalla, Rothfuß, Dagdelen – wie sich die Bilder gleichen

Von Diether Dehm – 14. November 2025

„Nein, dein geheimdienstlich-medialer Komplex ist doch echt nur ein Hirngespenst“, lachte mir kürzlich ein guter Freund entgegen. Und ja, das mag alles nur Einbildung sein. Aber die Koordination jahrzehntelanger Anschläge auf Sozialstaat und grundgesetzliche Friedensvorgaben sollte nicht ohne argwöhnischen Begriff bleiben. (Einige nennen es „tiefen Staat“. Aber das klingt eher nach einer Unkrautwurzel, die mit einem Spatenstich auszuheben wäre.) Von Diether Dehm.

Sind es denn nur Verschwörungstheoretiker, die heute noch an Medien wie BILD erinnern, als diese zunächst jahrelang Sozialminister Norbert Blüm für sein Plädoyer, die staatlich gestützte Rente sei sicherer als eine privatisierte, zum abschussreifen, komischen Vogel umgeschmiert hatten? Bevor dann BILD-Großinserenten wie Allianz, Maschmeyer und Co. im Rahmen der Riester-Rente ihre „Finanzprodukte“ als „zusätzliche Altersversorgung“ vermarkten durften?

Mochten die Geheimdienste damals so noch nicht aktiv gewesen sein: Ohne konspirative Koordination von Medien hätte der Kampagnen-Coup der Renten-Privatisierung so perfekt doch nicht gelingen können.

Wie es auch immer benannt wird: Gingen der jetzigen Ausweitung des NATO-Kriegs gegen Russland nur zufällige Falschmeldungen voraus? Etwa, wie kürzlich, über russische Raketen und Drohnen in NATO-Territorien?

[Hier weiterlesen]