USA befürchten, durch den chinesischen Vorschlag in die Enge getrieben zu werden

Von Iain Marlow und Thomas Röper – 23./24. März 2023

Während deutsche Medien behaupten, der chinesische Friedensvorschlag für die Ukraine würde international nicht ernst genommen, ist die Wahrheit eine ganz andere. – Deutsche Medien bezeichnen den von China vorgestellten Friedensplan gerne als „angeblichen“ Friedensplan und sie haben während dem Moskau-Besuch des chinesischen Präsidenten ununterbrochen behauptet, der Plan wäre nicht ernst zu nehmen und „international umstritten“. Diese Formulierung stimmt nur bedingt, denn das der Plan international umstritten ist, liegt vor allem daran, dass der Westen ihn ablehnt. Damit steht der Westen allerdings international ziemlich alleine da. Der chinesische Friedensplan ist vernünftig, denn er bezieht auch die Vorgeschichte des Konfliktes mit ein, die gelöst werden muss, wenn es einen Verhandlungsfrieden geben soll, der das Blutvergießen beendet. Und bekanntlich hat der Westen bei dieser Vorgeschichte eine wichtige Rolle gespielt, indem er Russlands Sicherheitsinteressen ignoriert und die Ukraine bewaffnet und ihren NATO-Beitritt vorangetrieben hat. Das war der Hauptgrund für die Eskalation des Krieges vor einem Jahr. Es gibt rechtsgültige Abkommen zwischen dem Westen und Russland, die besagen, dass kein Staat seine Sicherheitsinteressen auf Kosten der Sicherheitsinteressen eines anderen Staates durchsetzen darf. Genau gegen diese Vereinbarung hat der Westen verstoßen, als er den NATO-Beitritt der Ukraine forciert hat. Chinas Friedensplan sieht unter anderem vor, diese Bestimmung auch weltweit festzulegen, was dem US-geführten Westen gar nicht gefällt. Deutsche Medienkonsumenten wissen davon jedoch nichts, weil die deutschen Medien dieses und andere Details und Hintergründe des chinesischen Friedensplans verschweigen. Aber im Rest der Welt weiß man all das sehr genau, weshalb Chinas Friedensplan außerhalb des Westens nicht kritisiert, sondern als ziemlich vernünftig begrüßt wird. Das weiß man auch in den USA, wie Bloomberg nun berichtet hat. Laut Bloomberg macht die US-Regierung sich wegen dem chinesischen Friedensplan große Sorgen, weil die Ablehnung des Planes durch die USA dem Rest der Welt offen zeigt, dass die USA nicht an einem Frieden in der Ukraine interessiert sind. Ich habe den Bloomberg-Artikel übersetzt, damit deutsche Leser sich ein eigenes Bild machen können.

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Der Machtverlust der USA in Saudi-Arabien

Von Thomas Röper – 24. März 2023

Saudi-Arabien nähert sich gegen den Willen der USA nicht nur dem Iran und China, sondern nun auch Syrien an. Dass ihr engster „Verbündeter“ in der arabischen Welt die Wünsche der USA ignoriert, zeigt den Machtverlust der USA in der Region. – Die USA verlieren in Saudi-Arabien immer mehr an Einfluss. Das wurde schon 2022 deutlich, als die Saudis sich geweigert haben, sich der anti-russischen Politik der USA anzuschließen und keinerlei Sanktionen gegen Russland erlassen haben. Schlimmer noch für die USA war, dass die Saudis sich auch offen geweigert haben, den Aufforderungen der USA zu folgen und die Erdölproduktion zu erhöhen, um den Ölpreis zu drücken und damit Russlands Einnahmen zu schmälern. In Washington war das Entsetzen groß, denn dort war man es gewohnt, dass die Saudis der US-Politik – notfalls auch zum eigenen Schaden – folgen. Selbst der Bettelbesuch von US-Präsident Biden im Sommer 2022 konnte die Saudis nicht umstimmen. Einen weiteren Schlag bekamen die USA ab, als sich die Saudis Ende 2022 offen gegen die US-Politik stellten und eine strategische Partnerschaft mit China, dem geopolitischen Hauptgegner der USA, verkündeten und auch vereinbarten, den Chinesen ihr Öl in Yuan zu verkaufen. Das war ein schwerer Schlag gegen den Petro-Dollar, die bisher mächtigste wirtschaftspolitische Waffe der USA. Aber es kam noch schlimmer für die USA, denn die Saudis haben auch angefangen, sich mit dem Iran auszusöhnen. Die angebliche Bedrohung durch den Iran ist der wichtigste Vorwand für die Stationierung von US-Truppen in Saudi-Arabien und anderen Golfmonarchien. Sollten sich die Saudis und der Iran versöhnen, gäbe es keine angebliche Gefahr mehr für die Öltransporte aus dem Persischen Golf, mit denen die massive US-Truppenpräsenz in der Region bisher begründet wurde. Die Normalisierung der Beziehungen zwischen den Saudis und dem Iran schreitet schnell voran, denn nur wenige Wochen, nachdem die beiden Länder unter Vermittlung – ausgerechnet – von China verkündet haben, wieder diplomatische Beziehungen aufzunehmen, folgte am 19. März die Ankündigung eines Treffens der Außenminister beider Länder und am gleichen Tag gab es auch eine Einladung des saudischen Königs an den iranischen Präsidenten, Riad zu besuchen.

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Der Druck der Straße

Von German-Foreign-Policy.com – 24. März 2023

Außenministerin Baerbock reist nach Georgien, um das Land zur Annäherung an die EU zu drängen. Die Chancen gelten als gut: Kürzlich abgehaltene prowestliche Massenproteste sind noch nicht verhallt. – Außenministerin Annalena Baerbock sucht bei einem Kurzbesuch in Tiflis den Druck auf Georgiens Regierung zur Westbindung des Landes zu verstärken und knüpft dabei an die unlängst dort abgehaltenen Massenproteste an. Die Proteste hatten sich gegen ein Gesetzesvorhaben gerichtet, das aus dem Ausland finanzierte Organisationen verpflichten sollte, sich als „ausländische Agenten“ zu registrieren. Weil in der georgischen Bevölkerung große Sympathie für die Annäherung an die EU besteht, löste der Plan Großdemonstrationen aus; Beobachter zogen Parallelen zu den Maidan-Protesten. Baerbock macht sich den Unmut nun zunutze, um Georgiens Regierung zur weiteren Annäherung an die EU zu nötigen. Tiflis bemüht sich seit rund einem Jahrzehnt parallel zur Kooperation mit NATO und EU um einen gewissen Ausgleich mit Russland, bewegt sich mittlerweile aber laut Einschätzung von Experten stärker auf Moskau zu. Der Machtkampf zwischen dem Westen und Russland tobt in Georgien schon seit Jahrzehnten. Das Land, im politisch äußerst sensiblen Kaukasus an Russlands traditionell empfindliche Südflanke grenzend, gilt als geostrategisch hochrelevant.

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Immer mehr Länder wollen den Haftbefehl gegen Putin ignorieren

Von Thomas Röper – 24. März 2023

Deutsche Medien berichten entsetzt, dass immer Länder den Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten Putin kritisieren und offen mitteilen, ihn ignorieren zu wollen. – Der Spiegel berichtet entsetzt darüber, dass es Länder gibt, die den sogenannten „internationalen Haftbefehl“ gegen Putin ignorieren und sogar kritisieren. Dabei kommt das keineswegs überraschend, denn formaljuristisch ist der sogenannte „internationale Haftbefehl“, den der Internationale Strafgerichtshof ausgestellt hat, nichtig. Der Grund ist, dass Entscheidungen des Internationalen Strafgerichtshofs nur für Länder gelten, die dem Gerichtshof beigetreten sind. Und da Russland dem Internationalen Strafgerichtshof nicht beigetreten ist, hat ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen Russen keinerlei Wirkung. Der Haftbefehl war nur eine Show für das westliche Publikum, das diese Details nicht kennt und sie von seinen Medien auch nicht erfährt. Der Haftbefehl ist eine Propaganda-Aktion, die das westliche Publikum, das immer mehr unter den wirtschaftlichen Folgen der anti-russischen Politik leidet, bei der Stange halten soll. … Alleine im Spiegel habe ich in den letzten Tagen zwei Artikel gefunden, die das eindrucksvoll bestätigen. In dem ersten Artikel entrüstet sich der Spiegel unter der Überschrift „Besuch in Russland – Xi Jinping lädt Putin trotz Haftbefehls nach China ein“ darüber, dass China den Haftbefehl gegen Putin nicht anerkennt. Das ist kein Wunder, denn China ist dem Internationalen Strafgerichtshof auch nicht beigetreten. Warum sollte China den Haftbefehl also anerkennen? Übrigens sind auch die USA dem Internationalen Strafgerichtshof nicht beigetreten und auch in den USA wurde empfohlen, dass die US-Regierung den Haftbefehl gegen Putin nicht unterstützen solle. Der Grund ist klar: Die USA fürchten wegen ihrer eigenen ungezählten Kriegsverbrechen, einen Präzedenzfall zu schaffen, der danach gegen US-Politiker oder US-Soldaten zur Anwendung kommen könnte. Aber Spiegel-Leser haben davon nichts erfahren. In einem weiteren Artikel mit der Überschrift „Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs – Ungarn würde Putin auf seinem Gebiet nicht festnehmen“ ist der Spiegel entrüstet, dass die ungarische Regierung mitgeteilt hat, sie würde Putin nicht verhaften, wenn er nach Ungarn reisen würde.

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Die Wiederbelebung der Achse Berlin-Tokio

Von Peter Schwarz – 24. März 2023

Japan stand im vergangenen Jahr mit einem Handelsvolumen von 45,7 Milliarden Euro nur auf Platz 18 der Handelspartner Deutschlands. Außerhalb Europas belegte es Platz 4. Das deutsche Handelsvolumen mit China war mehr als sechs Mal und das mit den USA mehr als fünf Mal so hoch, das mit Russland etwas höher. Trotzdem reiste Bundeskanzler Olaf Scholz am vergangenen Wochenende in Begleitung von sechs Ministern und einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation zu den ersten deutsch-japanischen Regierungskonsultationen nach Tokio. Solche Konsultationen sind laut Regierungskreisen „engen und strategisch wichtigen Partnern“ vorbehalten, zu denen bisher China zählte. Der Bundeskanzler hatte Japan bereits im April letzten Jahres besucht und wird im Mai erneut zum G7-Gipfel hinfliegen. „Die japanisch-deutschen Beziehungen sind stärker und enger denn je,“ betonte der japanische Premierminister Fumio Kishida. Die Annäherung der beiden Länder ruft historische Erinnerungen wach. Zum letzten Mal waren Deutschland und Japan im Zweiten Weltkrieg so eng verbündet. Der Antikominternpakt von 1936 und der Dreimächtepakt von 1940 machten Japan neben Italien zum wichtigsten internationalen Verbündeten Nazi-Deutschlands. Während die Nazis ihren mörderischen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion führten, eroberte Japan große Teile Chinas und Ostasiens und beging dabei bestialische Kriegsverbrechen.

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Die Infantilisierung der deutschen Außenpolitik: Botschafterin in der Ukraine posiert mit „Kuschel-Leo“

Von Florian Warweg – 24. März 2023

Die Redewendung „Wie der Herr, so’s Gescherr“ kommt einem unweigerlich in den Sinn, wenn man sich anschaut, was derzeit Spitzendiplomaten des Auswärtigen Amtes unter Führung von Annalena Baerbock von sich geben. Als wohl eindringlichstes und zugleich aktuellstes Fallbeispiel dient das Agieren der deutschen Botschafterin in der Ukraine. Diese hat seit Monaten jegliche diplomatische Professionalität vermissen lassen. So posierte sie beispielsweise am 22. März 2023 unter dem Motto „Mein neustes Lieblingsspielzeug“ mit einem Leopard-Panzer aus Plüsch. Zuvor gab es ähnliche Peinlichkeiten von anderen Vertretern des Auswärtigen Amtes.

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Von US-Präsident Joe Biden sind weder Zähmung der Banken noch Friedensinitiativen zu erwarten

Von Wolfgang Effenberger – 23. März .2023

In der zweiten Märzwoche 2023 kollabierten in den USA drei Banken in Folge. Am Sonntag, den 12. März 2023, wurde von den Aufsichtsbehörden des Bundesstaates New York die im Krypto-Sektor engagierte Signature Bank geschlossen und unter Konkursverwaltung gestellt.(1) Am 10. März 2023 war die zur SVB Financial Group gehörende Silicon Valley Bank zusammengebrochen, Tage zuvor die stark auf den Digitalwährungsbereich fokussierte Silvergate Capital Corporation. Inzwischen schwappt die Krise nach Europa über. Aktuell besonders betroffen ist die Schweizer Bank Credit Suisse, deren Aktie bis zum 15. März 2023 zwischen 25-30 Prozent an Börsenwert verlor. Am 17. März 2023 pumpte die Schweizer Regierung 50 Milliarden Schweizer Franken in die CS. Darüber hinaus löste die Krise eine Panik auf den US-Aktienmärkten aus, was zu einem Einbruch von Aktienwerten anderer US-Banken führte. Hinzu kommt, dass die internationale Ratingagentur Moody´s den Ausblick für das US-Bankensystem, von stabil auf negativ herabgestuft hat. Auch deutsche Banken wurden mit in diesen Sog gerissen. Commerzbank und Deutsche Bank verloren zeitweise bis zu neun Prozent innerhalb eines Tages.

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WK III: Auch Australien engagiert sich militärisch gegen Russland

Von Christian Müller – 23. März 2023

Das Australische Verteidigungsministerium (Australian Department of Defence ADoD) ist stolz darauf, im Ukraine-Krieg die Ukraine auch militärisch zu unterstützen. Konkret hat Australien militärische Ausbilder ins Vereinigte Königreich entsandt, die dort ukrainische Soldaten ausbilden – genannt Operation KUDU. Die Frage sei erlaubt: Was hat Australien in einem geopolitischen Stellvertreterkrieg zwischen den USA und der NATO einerseits und Russland andererseits militärisch zu suchen – und dies mitten in Europa? Auf der Website des australischen Verteidigungsministeriums können folgende Aussagen von den zuständigen Ministeriums-Angestellten nachgelesen werden: „Die Operation KUDU baut auf der militärischen Unterstützung Australiens für die Ukraine auf, wobei sich die zuvor geschenkten, in Australien hergestellten geschützten Bushmaster-Mobilitätsfahrzeuge als äußerst wertvolle Militärfahrzeuge erweisen. … „Deshalb ist es so wichtig, dass unsere Soldaten zusammen mit einer Reihe von Partnernationen den ukrainischen Streitkräften wichtige Fähigkeiten vermitteln und die Ukraine dabei unterstützen, den Konflikt zu ihren eigenen Bedingungen zu beenden.“

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„Das Ringen um Moldau“

Von German-Foreign-Policy.com – 22. März 2023

Die EU zieht unter Druck aus Berlin einen zivilen Einsatz in der Republik Moldau in Betracht, einem Nachbarstaat der Ukraine. Es gehe darum, das Land gegen russischen Einfluss „abzusichern“, heißt es. – Die EU zieht insbesondere auf deutschen Druck einen – nichtmilitärischen – Einsatz in der Republik Moldau in Betracht. Im Rahmen des Einsatzes solle EU-Personal aus Polizei, Zoll und Justiz die moldauische Regierung „beim Aufbau eines effizienten Sicherheitssektors beraten“, heißt es. Hintergrund sind wachsende Proteste in Moldaus Bevölkerung, die sich an der katastrophalen wirtschaftlichen Lage in dem Land entzünden, von der Regierung aber niedergehalten werden; zudem ist von einem drohenden Übergreifen des Ukraine-Krieges auf Moldau die Rede. Die Regierung in Chișinău hat mit ihrer neoliberalen, nach außen sehr konfrontativen Politik schon längst keinen wirklichen Rückhalt in der Bevölkerung mehr. Ihren Wahlerfolg vom Sommer 2021 verdankt die Regierungspartei PAS (Partei Aktion und Solidarität) auch Berlin, das sich im Wahlkampf klar auf ihre Seite geschlagen hat. Die PAS-Regierung verschärft die Konflikte im Land auch, indem sie Verhandlungen zur Lösung des Konflikts um die Sezessionrepublik Transnistrien sabotiert. Bei dem geplanten EU-Einsatz müsse es darum gehen, Moldau „abzusichern“, heißt es – gegen Russland.

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Die Vertuschung: Scholz bekam in Washington Anweisungen zur Vertuschung der Nord-Stream-Sprengung

Von Seymour Hersh – 22. März 2023

Seymour Hersh, der die US-Regierung beschuldigt, die Nord Streams gesprengt zu haben, hat einen neuen Artikel veröffentlicht, in dem er mitteilt, Scholz habe bei seinem Washington-Besuch Anweisungen von Biden zur Vertuschung der US-Beteiligung erhalten. – Was Seymour Hersh in seinem neuen Artikel schreibt, kommt nicht überraschend. Kommentatoren haben sofort vermutet, dass Bundeskanzler Scholz bei seinem Washington-Besuch am 3. März von US-Präsident Biden instruiert wurde, eine Desinformationskampagne zu unterstützen, die die CIA zur Ablenkung von dem Hersh-Artikel vom 8. Februar ausgeheckt hat, um von der Beteiligung der US-Regierung an der Sprengung der Nord Streams abzulenken. Scholz hat Washington am 3. März besucht, wobei er weder Berater noch Pressevertreter dabei hatte, und sich mit Biden getroffen. Der US-Präsident und der Bundeskanzler haben nach offiziellen Angaben knapp anderthalb Stunden – sogar ohne Dolmetscher – unter vier Augen gesprochen. Bei einem kurzen Pressetermin waren keine Journalistenfragen zugelassen und eine gemeinsame Pressekonferenz, die bei solchen Besuchen üblich ist, hat es nicht gegeben. Nur ein für seine Linientreue zur Biden-Regierung bekannter CNN-Journalist durfte eine kurzes Interview mit Scholz führen, bei dem das Thema Nord-Stream-Sprengung nicht angesprochen wurde und der Journalist nur als Stichwortgeber fungierte, damit Scholz die von der US-Regierung gewollten Phrasen über Unterstützung für die Ukraine, Vorsicht beim Umgang mit China und so weiter nachplappern konnte. Außerdem durfte Scholz sich noch selbst loben, weil es Deutschland angeblich problemlos gelungen sei, in wenigen Monaten unabhängig von russischem Gas zu werden. Fragen zu den wegen den in der EU der explodierten Energiekosten in den USA abwandernden deutschen Firmen wurden hingegen nicht gestellt. Am 7. März, nur vier Tage später, haben die deutsche Zeit und die New York Times fast auf die Minute gleichzeitig die abenteuerliche Geschichte über die angebliche „pro-ukrainische Gruppe“ in die Welt gesetzt, die die Nord Streams im Alleingang gesprengt haben soll. Das war für viele Analysten (auch für mich) Grund genug, dahinter einer Operation der Geheimdienste zu vermuten, denn dass US-Medien sich auf US-Quellen und deutsche Medien sich auf deutsche Quellen berufen, die ihnen am gleichen Tag unterschiedliche Informationen durchgestochen haben sollen, die sich wie ein perfektes Puzzle ergänzen, kann nur ein von Grund auf naiver Mensch glauben. Damit war klar, dass es sich um eine von der CIA und dem BND gemeinsam durchgeführte Desinformationskampagne gehandelt hat, die von der Beteiligung der US-Regierung an der Sprengung der Nord Streams ablenken sollte. Dass diese Geschichte zu allem Überfluss nur vier Tage nach dem mysteriösen Besuch von Scholz bei Biden an die Öffentlichkeit gebracht wurde, legte sofort die Vermutung nahe, dass Biden Scholz bei dem Treffen instruiert hat. Das würde auch die wohl nie dagewesene Geheimhaltung erklären, dass bei dem Gespräch nicht einmal Dolmetscher zugegen waren. Hersh schreibt in seinem neuen Artikel nun, dass ihm eine Quelle bestätigt habe, dass es bei dem Gespräch zwischen Biden und Scholz „eine Diskussion über das Pipeline-Exposé“ gegeben habe und dass die eben genannten Vermutungen bestätigt wurden.

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