Frieda lässt grüßen – die innere Kriegsertüchtigung

Von Wolf Wetzel – 10. Mai 2024 um 15:00

Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg lässt zwei Mädchen-Einrichtungen des Frieda Frauenzentrum e.V. schließen. Der Grund ist das grundgesetzwidrige Privatleben von Mitarbeiterinnen. Sie haben eine kritische Meinung zum israelischen Genozid in Gaza. Nun wird die Privatsphäre als Teil der Staatsraison annektiert. Die betroffenen Einrichtungen bezeichnen sich als queer-feministische Projekte. „Queer“ Sein ist okay, sich damit zu schmücken, um zu demonstrieren, wie offen, divers und vielfältig man ist, gehört zum Regierungsstyle – ganz besonders in Berlin. Aber wehe, man ist queer und gleichzeitig kritisch bei Themen wie dem Vernichtungskrieg in Gaza oder der Kriegsbeteiligung und Kriegsertüchtigung Deutschlands. Von Wolf Wetzel.

Man könnte meinen, dass der von der Polizei besetzte Palästina-Kongress in Berlin 2024, seine Zerschlagung für genug Schlagzeilen gesorgt hat, die die städtischen Institutionen zur Zurückhaltung anhalten würden. Nach dem Motto: Wir warten ab, bis sich die Wogen glätten. Fast alles an dem städtischen, politischen und polizeilichen Vorgehen hatte totalitäre Züge: Zuerst schreit man wochenlang, mit Hass, Denunziationswut und Stumpfsinnigkeit, dass man einen „Hass-Kongress“ verhindern muss. Dann kommt man zu dem Schluss, dass noch eine Justizreform á la Israel nötig wäre, um ein Verbot vor Gericht durchzubekommen.

Dann gibt man sich nicht geschlagen, sondern lässt die Exekutiv-Macht von der Leine. Man schafft sich einen Notstand, um ihn zu verhindern. Zuerst besetzt man den Kongress, verwandelt ihn in eine Polizeivorführung, bei der auch ein paar polizei-ferne Besucher anwesend sein dürfen. Dann erlässt man eine Verordnung, in der drinsteht, was man sagen und was man nicht sagen darf. Als die Veranstalter dennoch nicht aufgeben, lässt man sich einfach etwas anderes einfallen. Man hätte auch sagen können, dass zu viele Elefanten im Raum sind und dass man aus Tierwohlgründen die Veranstaltung nun räumen müsse. Das hätte wenigstens einen philosophischen, psychoanalytischen Hintergrund.

Stattdessen wird als Grund für die Zerschlagung eine Zuschaltung eines Redners genannt, der per Video seinen Beitrag verlesen will. Er macht dies vom Ausland aus. Doch laut Polizeiführung gilt das Einreise- und Betätigungsverbot auch in diesem Fall. Das nennt man eine gelungene imperialistische Geste. Nach etwa 20 Minuten wird der Kongress zerschlagen. Es gibt tatsächlich halbwegs laue Proteste. Das wäre übertrieben gewesen … und juristisch nicht haltbar. Außerdem schade dies dem Ansehen Deutschlands. Zudem haben die Veranstalter mehrere Klagen eingereicht. Und die internationale Presse ist in Teilen kritisch bis höhnisch.

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