Von Rosalie Arlova, Tamino Wilck und Gregor Kahl – 8. Mai 2024
Am Dienstag wurde die Freie Universität Berlin in den Belagerungszustand versetzt. In Reaktion auf ein friedliches Palästina-Protestcamp fuhr die Berliner Polizei in Kooperation mit der Universitätsleitung ein Großaufgebot auf, stoppte den Universitätsbetrieb, räumte das gesamte Universitätsgebäude und führte unter Anwendung brutaler Methoden zahlreiche Festnahmen durch.
Das Camp wurde am Vormittag gegen 10 Uhr von Studierenden aus dem Umfeld der Student Coalition Berlin im Theaterhof der FU Berlin aufgeschlagen.
In einem Statement erklärten die Teilnehmer, dass sie das Camp „in Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung“ ausrichten. Ihre Forderungen umfassen unter Anderem einen Stopp des Genozids in Gaza, einen Stopp von Waffenexporten, die Verteidigung der akademisch Freiheit und die Streichung militärischer Forschungsprojekte an der Universität. Sie verbanden diese Forderungen mit einem Appell an ihre „Kommilitonen, Fakultäten und akademischen Partner“ sich diesem Aufruf anzuschließen.
Die Universitätsleitung reagierte umgehend, indem sie die Polizei rief und unter Berufung auf das Hausrecht die Räumung des Camps verlangte. Diese erschien mit einem Großaufgebot von 200 Beamten für den nicht einmal 400 Quadratmeter großen Hof und hatte gegen 12 Uhr das Camp vollständig eingekesselt.
Den rund 20 eingekesselten Studierenden schlossen sich innerhalb kurzer Zeit rund 200 Studierende an, die im Theaterhof außerhalb des Kessels protestieren. Polizei und Unileitung reagierten massiv: Die Mensa und Bibliotheken im Gebäude wurde umgehend geschlossen, alle Kurse für den Tag im Gebäude abgesagt. Auf den Dächern wurden Polizisten positioniert, die die Demonstranten filmten.
Als die Polizei die Studierenden aus dem Innenhof vertrieben hatte, sammelten sich diese im Gebäude neu und bekundeten ihre Solidarität mit den im Camp Eingekesselten. Sie klopften an Scheiben und hielten Schilder mit „You are not alone“ und „We are more“ hoch. Auch dagegen ging die Polizei brutal vor: Mehrmals stürmte sie den Gang, in dem sich die Studierenden versammelt hatten, um einzelne Teilnehmer aus der Menge in den Hof zu zerren, auf den Boden zu werfen und abzuführen. Dabei setzte sie auch Pfefferspray und Reizgas ein.
Über einen Zeitraum von mehreren Stunden führte die Polizei unter Einsatz von Schmerzgriffen die eingekesselten Teilnehmer ab. Anschließend vertrieb sie die protestierenden Studierenden im Universitätsgebäude und patroullierte mit einem Großaufgebot durch die Gänge, um sämtliche Studierende rauszuschmeißen. Diese ließen sich jedoch nicht einschüchtern, sondern bildeten erneut eine spontane Kundgebung von mehreren Hundert Teilnehmern vor dem Universitätsgebäude. Diese Demonstration lief bis zum Vorplatz des U-Bahnhofs Dahlem Dorf und wurde dabei erneut mehrmals von der Polizei angegriffen.