Von Gaby Weber – 20. Juni 2025
Rostock am 5. Juni. Heute fällt der Startschuss für das NATO-Manöver Baltops, Baltic Operations. Zwei Wochen soll es dauern und militärische Präsenz in der Ostsee demonstrieren. Abschreckung steht auf der Tagesordnung, und der Adressat heißt Russland. Die Nordatlantische Allianz will durchspielen, wie sie im Konfliktfall an und auf diesem strategisch wichtigen Gewässer operieren kann. Über 40 Kriegsschiffe werden aus dem Hafen von Rostock in die See stechen, genau genommen, aus Warnemünde. Schon seit den Morgenstunden warten hier vor dem Leuchtturm Friedensbewegte, um gegen diese „Kriegsspiele“ zu protestieren. Eingeladen hat das „Friedensbündnis Norddeutschland“. Viele Rostocker sorgen sich um ihre Sicherheit, da die Stadt inzwischen zu einem wahren Militärisch-Industriellen Komplex geworden ist, vor allem, seit das NATO-Hauptquartier CTF, das Commander Task Force Baltic, eröffnet wurde – ein umstrittener Stützpunkt, der – sagen die Kritiker – gegen den 2+4-Vertrag verstößt. Die russische Regierung hat bereits gegen die Einrichtung protestiert, diplomatisch protestiert, bisher. Wird es dabei bleiben, oder wird Putin irgendwann die Geduld verlieren und Rostock angreifen? Der 5. Juni ist ein Donnerstag, also Arbeitstag, und, abgesehen von den Aktivisten, sind nur wenige Bürger erschienen. Die neuen militärischen Installationen wie das CTF und das Marine Arsenal bringen Arbeitsplätze und Steuergelder. Kein Wunder, dass sich die Politik bedeckt hält. Sogar die Oberbürgermeisterin von Rostock – und die ist von der Partei die Linke – hat die Kriegsspiele nicht gerügt, sondern ist in den Urlaub gefahren. Damit steht sie nicht alleine, ihre Partei, die in Mecklenburg-Vorpommern mitregiert, hatte erst Ende März im Bundesrat für die Aufhebung der Schuldenbremse und damit für die Aufrüstung gestimmt, gemeinsam mit CDU, SPD und den Grünen.
Die normalen Bürger werden mit ihren Sorgen alleine gelassen: von den politischen Parteien, die eigene Interessen verfolgen, aber auch von der Gewerkschaft und der Kirche. Das, was einmal in Deutschland eine große pazifistische Bewegung war, ist zersplittert. Jeder kocht sein eigenes Süppchen, pflegt sein eigenes Ego. Heute wird es vier verschiedene Kundgebungen zu dem Manöver geben.