US-Weltherrschaft oder multipolare Welt: Europa wird entscheiden müssen

Von Dmitri Trenin (Übersetzung: Christian Müller) – 10. Juni 2024

Dmitri Trenin, der russische Politologe und Wirtschaftswissenschaftler, prophezeit für Europa eine schwerwiegende Entscheidung. Will Europa weiterhin eine Weltordnung, die von einer Supermacht – den USA – dominiert wird, oder schließt sich Europa eines Tages der Organisation BRICS und/oder der «Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit» SOZ an, die beide die Hegemonie eines einzelnen Staates ablehnen und eine multipolare Welt anstreben? (cm)

Noch vor zwei Jahrzehnten wurde der große Kontinent Eurasien zum ersten Mal von einer Macht beherrscht, die nicht selbst eurasisch war. Im Westen des Kontinents befand sich die NATO unter der Führung der USA in einem Erweiterungsprozess und nahm sieben neue Mitglieder zwischen der Ostsee, dem Schwarzen Meer und der Adria auf. Die von den USA angeregten und unterstützten farbigen Revolutionen, zuerst in Georgien und dann in der Ukraine, wiesen auf die nächsten Kandidaten für den Beitritt zum Bündnis hin. Im Süden Eurasiens herrschten die USA nach der Invasion des Irak von Bagdad aus über die Region. Nach dem Sieg über die afghanischen Taliban hatten sich die US-Streitkräfte auch in Kabul verschanzt und wurden von Militärbasen in den benachbarten zentralasiatischen Staaten Usbekistan und Kirgisistan unterstützt.

Von den führenden Mächten Eurasiens war China dabei, sich in die Weltwirtschaft zu integrieren, in der der Washingtoner Konsens immer noch Gesetz war. Indien war dabei, die letzten Überreste des fabianischen Sozialismus abzustreifen, und bereit, die Globalisierung anzunehmen, was logischerweise die Beziehungen zu Amerika in den Vordergrund stellte. Und Russland, das sich vom wirtschaftlichen, sozialen und technologischen Zusammenbruch nach dem Untergang der Sowjetunion erholte, hoffte immer noch, strategische Partnerschaften mit den USA und der NATO aufzubauen. Die amerikanische Macht war auf ihrem Höhepunkt. Washington hatte buchstäblich die Welt in der Hand.

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[Zum englischen Originalbeitrag auf RT.com]

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