Von Florian Rötzer – 27. März 2024
Nach dem Vorsitzenden des russischen Untersuchungsausschusses Bastrykin hätten die Angeklagten, die des Anschlags auf die Crocus City Hall in Krasnogorsk bezichtigt werden, ihre Schuld eingestanden und über die Drahtzieher des Terroranschlags und ihre Komplizen ausgesagt. Nicht mitgeteilt wurde, wer die Drahtzieher sein sollen, erwähnt wurde auch nicht, dass die Angeklagten schwer misshandelt und gefoltert wurden. Es scheint Strategie zu sein, die brutale Behandlung der Angeklagten der Öffentlichkeit bekannt zu machen und gegen die Sicherheitskräfte nicht vorzugehen, die stattdessen mit Orden für die Festnahme der vier Hauptverdächtigen in der Region Brjansk bedacht wurden.
Es wurde ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie Saidakrami Rachibalizode bei seiner Festnahme das Ohr abgeschnitten wurde. Auf einem Foto wird der mutmaßliche Anführer der Gruppe, Shamsidin Fariduni, mit Elektroschocks gefoltert. Muhammadsobir Fayzov, dem vermutlich ein Auge ausgestochen wurde, wurde bewusstlos auf einem Rollstuhl ins Gericht gebracht. Dalerdzhon Mirzoyev hatte vermutlich nach Schlägen erkennbare Verletzungen am Kopf.
Dass die Festgenommenen die Täter von Krasnogorsk waren, scheint offensichtlich zu sein. Vergleiche zwischen Videos während des Anschlags und den Festgenommenen bestätigen, dass zwei der Festgenommenen, Saidakrami Rachabalizoda und Dalerjon Mirzoev, im Crocus waren und schossen. Ob es sich tatsächlich nur um 4 Täter handelt, ist fraglich. Ein Besucher soll einen Täter „eliminiert“ haben, aber vielleicht wurde er nicht getötet, sondern konnte fliehen. BBC Russia berichtete von einem getöteten Täter. Es stellte sich auch heraus, dass Muhammadsobir Fayzov und Shamsidin Fariduni mehrmals Anfang März im Crocus waren, als die US-Botschaft die Terrorwarnung am Abend des 7. März veröffentlicht hatte.
Fariduni gilt als Anführer, er soll am 2. oder 4. März aus der Türkei nach Moskau gekommen sein. Mit ihm war Saidakram Rajabalizoda einige Zeit in der Türkei. Türkische Sicherheitsbehörden versichern, sie hätten sich nicht in der Türkei radikalisiert, dafür sei die Zeit zu kurz gewesen, sie seien in die Türkei gereist, weil ihre Visa abgelaufen seien. Dabei ist bekannt, dass der IS viele Anhänger in der Türkei hat, die gerade mit der Operation Bozdogan-7 Dutzende von angeblichen IS-Anhängern inhaftiert hat. Fariduni soll mit einem ominösen Prediger im Kontakt gestanden haben, der ihm 500.000 Rubel (5000 Euro) vor der Tat und dieselbe Summe nach der Tat angeboten hat. Ob das die Bezahlung für ihn oder für alle sein sollte, ist nicht klar, zudem könnte dies eine unter Folter erzwungene Äußerung sein.