Ukraine-Krieg. Jagd nach Kanonenfutter

Von Dmitri Kowalewitsch (Kiew) – 9. Februar 2023

Ukraine: Hohe Verluste an der Front. Die Rekrutierungskampagne wird verschärft. – Mehrere Kleinbusse fahren plötzlich auf dem Marktplatz von Wasilkow im Gebiet Kiew vor. Ukrainische Soldaten springen heraus, einige davon mit Waffen. Sie sperren den Platz ab und beginnen, alle Männer zu ergreifen, die im Alter von 18 bis 60 Jahren scheinen. Zwanzig Männern werden Einberufungsbescheide zum Militär übergeben, vier weitere werden unter ­Schreien und Drohungen auch mit Waffen in den Bus gedrängt. Danach verlassen alle fluchtartig den Marktplatz. Ähnliche Szenen habe ich in den vergangenen zwei Monaten mehr als einmal auch in anderen Städten gesehen. Die Razzien hören selbst während der Luftangriffe nicht auf. Wer sich weigert, den Vorladungen Folge zu leisten, wird mitunter vom Militär geschlagen und mit unbekanntem Ziel abgeführt. Wjatscheslaw Asarow, Gründer der Union der Anarchisten der Ukraine (UAU), berichtet in seinem Telegram-Kanal, dass er am 2. Februar Zeuge wurde, wie Arbeiter eines Internetanbieters, die Kabel verlegten, einen Wagen der ukrainischen Armee bemerkten und sich unter ihrem Fahrzeug versteckten. Nachdem er wieder weggefahren war, brachen die Handwerker ihre Arbeit ab und zogen sich zurück. In Odessa benutzt das Militär jetzt Krankenwagen, um sich unauffällig potentiellen Opfern zu nähern und ihnen die Vorladungen auszustellen.

[Hier weiterlesen]