Terroranschlag in Moskau: Die ukrainische Spur

Von Peter Schwarz – 25. März 2024

Vier Tage nach dem furchtbaren Terroranschlag auf ein Rockkonzert in Moskau, der mindestens 137 Todesopfer und über 180 Verletzte gefordert hat, ist die westliche Presse weitgehend gleichgeschaltet. Obwohl bisher kaum etwas über die Täter und die Hintergründe der Tat bekannt ist, behaupten sämtliche Kommentare, dass der Islamische Staat (IS) den Anschlag begangen habe und dass dies jede Verantwortung und Mittäterschaft der Ukraine und der Nato-Mächte ausschließe.

Die Kommentatoren können ihre Genugtuung über den Anschlag kaum verbergen. „Das Putin-Regime versucht seine Herrschaft mit der Behauptung zu legitimieren, dass es die Bevölkerung wirksam vor allen äußeren und inneren ‚Feinden‘ schütze,“ schreibt etwa die Neue Zürcher Zeitung. Nun zeige sich „ein eklatantes Versagen“.

Putin mache die Ukraine zum Sündenbock, um von diesem Versagen abzulenken. „Warum streut Putin also die Ukraine-Fährte?“, heißt es bei t-online. „Weil der angeblich so starke Mann im Kreml bei seinem großen Versprechen versagt hat: sein Volk zu beschützen. … Putin missbraucht den Terror in Moskau, um Moskaus Terror in der Ukraine zu rechtfertigen. Völlig skrupellos.“

Es gibt Dutzende ähnliche oder gleichlautende Kommentare. Das zeigt, wie sehr sich die angeblich „demokratischen“ Medien in den Dienst der Kriegspropaganda gestellt haben. Tatsächlich trägt der Anschlag „die Handschrift der CIA und ihrer Stellvertreter in Kiew”, wie die WSWS festgestellt hat.

Sollte tatsächlich der IS oder einer seiner Ableger den Anschlag in Moskau begangen haben, spricht dies nicht gegen, sondern für eine Mittäterschaft der Ukraine und der Nato. Seit die CIA in den 1980er Jahren in Afghanistan die Al Qaida Osama bin Ladens aufbaute, um die sowjetischen Truppen zu bekämpfen, haben die USA immer wieder islamistische Terrorgruppen benutzt, um ihre imperialistischen Ziele zu erreichen – auch den IS.

In der Ukraine sind heute hunderte Islamisten aus dem Kaukasus und Zentralasien im Einsatz, die Kamperfahrung im IS gesammelt haben und mit offizieller Deckung von Armee und Geheimdienst ihren Kampf gegen Russland fortsetzen – auch hinter den Linien.

In den westlichen Medien erfährt man davon kaum etwas. Zu den wenigen Ausnahmen zählt der Artikel „Spuren in die Ukraine?“, den die Süddeutsche Zeitung am 23. März veröffentlichte. Ihr langjähriger Auslandskorrespondent Tomas Avenarius gelangt darin zum Schluss, die Spekulation, dass die ukrainischen Geheimdienste kaukasische Radikale aus dem IS-Netzwerk benutzt hätten, „um Putin wenige Tage nach seiner erneuten Scheinwahl zum Präsidenten vor den Russen und der ganzen Welt bloßzustellen“, könnte „durchaus Sinn ergeben“.

„Im Krieg gegen die russischen Angriffskrieger kämpfen ‚Legionen‘ kaukasisch-muslimischer und russischer Freiwilliger an der Seite der ukrainischen Armee. Es sollen Hunderte sein,“ berichtet Avenarius. Sie stammten aus zu Russland gehörenden Kaukasus-Gebieten wie Tschetschenien, Inguschetien oder Dagestan. Viele hätten in Tschetschenien gegen die Russen gekämpft und seien „dann in den Kriegen und Aufständen in der Arabischen Welt Teil des IS-Terrornetzwerks geworden“.

„Zwei Jahrzehnte später setzen solche Anti-Putin-Kämpfer aus dem Kaukasus ihren verlorenen Krieg in der Ukraine fort,“ so Avenarius. „Viele hatten sich bereits im Tschetschenien-Krieg islamistisch radikalisiert, kämpften später in Syrien gegen das mit Moskau verbündete Assad-Regime. In dieser Zeit schlossen sie sich oft dem IS an.“

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