Von Peter Schwarz – 20. August 2025
Rezension: Daniel Marwecki, „Absolution? Israel und die deutsche Staatsräson“
[Vorbemerkung der GG-Redaktion: In der sehr lesenswerten Rezension wird leider das nach wie vor herrschende Narrativ von der Entführung Adolf Eichmanns durch den Mossad kritiklos übernommen. Hierzu verweisen wir auf die Rezension des aktuellen Buches von Gaby Weber: Abgründe der Desinformation.]
Nahezu zwei Jahre Flächenbombardement, Massenmord und Hungerblockade des Gazastreifens haben Israel zu einem Pariastaat gemacht, der auf der ganzen Welt verachtet und gehasst wird. Trotzdem steht die deutsche Regierung unverbrüchlich hinter der israelischen Regierung, übertroffen wird sie dabei nur von der Trump-Administration.
Angesichts der wachsenden Empörung hat sich die offizielle Haltung Berlins zwar etwas verändert. Mitte Juni hatte Bundeskanzler Friedrich Merz dem zionistischen Staat noch bescheinigt, er mache „die Drecksarbeit für uns alle“, nun mahnt er mehr humanitäre Rücksichtnahme an und will keine Waffen mehr für den Einsatz in Gaza genehmigen. Doch praktisch ändert sich nichts. Deutschland unterstützt Israel weiterhin politisch und militärisch, widersetzt sich allen Sanktionsmaßnahmen und verfolgt Gegner des Genozids als angebliche „Antisemiten“.
Gerechtfertigt wird dies mit Deutschlands besonderer Verantwortung für den Holocaust. 2008 hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel Israels Sicherheit zur „deutschen Staaträson“ erklärt, dieselbe Formulierung findet sich auch im Koalitionsvertrag der gegenwärtigen Regierung. Vor drei Monaten feierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einer Rede zum 60-jährigen Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen das „Wunder der Versöhnung nach dem Zivilisationsbruch der Shoah“. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu wurde zu diesem Zeitpunkt längst wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit mit internationalem Haftbefehl gesucht.
Die Rechtfertigung der Kriegsverbrechen der israelischen Armee unter Berufung auf die Wiedergutmachung für die Shoah ist widerlich und abstoßend. Die Verantwortung für den Völkermord an den Juden verpflichtet Deutschland nicht zur Unterstützung eines weiteren Genozids. Historisch beruht diese Rechtfertigung auf einem Mythos, der jeder faktischen Grundlage entbehrt.
Die enge Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Israel hatte nie etwas mit „Wiedergutmachung“, Sühne für die Shoah oder Vergleichbarem zu tun. Sie war ein Geschäft auf Gegenseitigkeit: Deutschland versorgte den bedrängten zionistischen Staat mit Waffen, Wirtschafts- und Finanzhilfen; die israelische Regierung schloss im Gegenzug die Augen vor dem Fortbestehen der Nazi-Eliten in Staat und Wirtschaft der Bundesrepublik und verhalf ihr zu internationalem Ansehen.