Die Niger-Krise und die globale Kriegsgefahr

Von Thomas Scripps – 13. August 2023

Der verarmte westafrikanische Staat Niger ist der jüngste Brennpunkt im Kampf der imperialistischen Mächte um eine Neuaufteilung der Welt. Die Konfliktpunkte, um die es im Krieg zwischen der Nato und Russland in der Ukraine geht – ein Kampf um Territorium, strategische Ressourcen und Regimewechsel – brechen überall auf der Welt aus, in China und Taiwan und jetzt auch in der Sahelzone. Ein verheerender Krieg zum Sturz der Putschisten und zur Wiedereinsetzung von Präsident Mohamed Bazoum, der vom mächtigsten Land der Region, Nigeria, angeführt werden würde, steht zwar nicht direkt bevor, doch er wird aktiv vorbereitet. Auf einem Gipfeltreffen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) in der nigerianischen Hauptstadt Abuja einigten sich die Staats- und Regierungschefs am Donnerstag darauf, eine militärische Eingreiftruppe in Bereitschaft zu versetzen, und drohten, dass „keine Option vom Tisch“ sei.
Sie einigten sich auf neue Sanktionen gegen Niger, das von Stromausfällen heimgesucht wurde und dessen Lebensmittelpreise angesichts einer Blockade und durch das Einfrieren von Vermögenswerten und den Stopp des Handelsverkehrs um 60 Prozent gestiegen sind. Ein Konflikt würde die gesamte Region in einen Strudel ziehen. Senegal, Benin und die Elfenbeinküste haben bereits zugesagt, Truppen zur Unterstützung Nigerias zu entsenden. Mali, Burkina Faso und Guinea haben sich auf die Seite der Putschisten in Niger gestellt. Hinter den von der ECOWAS vorgeschlagenen Maßnahmen stehen die imperialistischen Mächte, die Russland und China daran hindern wollen, weiter auf einen Kontinent vorzudringen, dessen strategische Bedeutung rasch zunimmt. Der langfristige Niedergang der wirtschaftlichen Position Frankreichs in seinen ehemaligen westafrikanischen Kolonien, der in den letzten drei Jahren in einem dramatischen Zusammenbruch seiner Militärmissionen in Mali, Burkina Faso und nun potenziell auch in Niger gipfelte, hat die Sahelzone einem intensiven geopolitischen Wettbewerb ausgesetzt. Bazoum galt als wichtiger Verbündeter des Westens. Die USA und die europäischen Mächte haben auf den Putsch gegen ihn mit der Kürzung der angeblich aus „humanitären“ Gründen geleisteten Hilfe für Niger reagiert. Die darin enthaltenen Finanzmittel machen rund 40 Prozent des jährlichen Staatshaushalts aus. Die imperialistischen Mächte sind entschlossen, ihre Interessen um jeden Preis durchzusetzen.

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