Credit Suisse und die Macht des Geldes

Von Peter Schwarz – 21. März 2023

Um von der zweitgrößten Bank des Landes nicht in den Abgrund gerissen zu werden, hat die Regierung in Bern das Schicksal der Schweiz auf Gedeih und Verderb an die größte Bank des Landes verpfändet. Darin besteht die Bedeutung ihrer Entscheidung vom Sonntag, die Credit Suisse von der UBS übernehmen zu lassen und das Risiko der Fusion zu tragen. Deutlicher hätte sie nicht demonstrieren können, dass nicht das Volk, sondern das große Geld die Politik bestimmt. Die Finanzinstitute stehen beide auf der Liste der 30 „global systemrelevanten Banken“ (G-SIBs), die als „too big to fail“ gelten. Durch die Fusion entsteht eine Monsterbank, deren Bilanzsumme mit 1,5 Billionen Franken fast doppelt so groß ist wie das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz, das sich 2022 auf 771 Milliarden Franken belief. Gerät sie ins Trudeln, löst sie einen Tsunami aus, der den Schweizer Staatshaushalt und Teile der Weltwirtschaft mit in den Abgrund zieht. „Damit gehen die Schweizer Regierung und die Nationalbank ein enormes Risiko ein,“ schreibt die deutsche Wochenzeitung Die Zeit. „Gerät dieses Monsterinstitut in Schwierigkeiten, nimmt es das ganze Land und seine Bevölkerung in Geiselhaft.“ Der UBS verspricht die Übernahme ihrer Konkurrentin ein lukratives Geschäft. Sie zahlt für die Bank mit einer Bilanzsumme von 531 Milliarden Franken, die zur Zeit des Deals noch 7,4 Milliarden Franken wert war, drei Milliarden Franken in Form von Aktien. 22,5 CS-Titel werden gegen eine UBS-Aktie eingetauscht. Trotzdem sichern Nationalbank und Bundesregierung die Risiken der Fusion mit mehr als 200 Milliarden Franken öffentlichen Geldern ab. Zum Vergleich: Der Schweizer Bundeshaushalt beläuft sich 2023 auf rund 80 Milliarden Franken. Die Nationalbank gewährt außerordentliche Liquiditätshilfen im Gesamtvolumen von 200 Milliarden Franken, von denen 100 Milliarden vom Bund abgesichert werden. Dieser garantiert der UBS außerdem weitere neun Milliarden Franken für allfällige Verluste, die sich aus der Übernahme bestimmter Geschäftsbereiche der CS ergeben.

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