Bis zum letzten Ukrainer: das neue Mobilmachungsgesetz der Ukraine

Von Thomas Röper – 12. April 2024

Das ukrainische Parlament hat das umstrittene neue Gesetz über die Mobilmachung verabschiedet. Das Gesetz wurde noch schärfer, als seine Kritiker befürchtet haben.
Die Ukraine hat das umstrittene neue Gesetz zur Mobilmachung verabschiedet. Walery Saluzhny, der vorherige Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte hatte gefordert, 500.000 Männer zu mobilisieren, was im Land ausgesprochen unpopulär war. Selensky hatte Saluzhny sogar höchstselbst widersprochen.

Die ukrainische Armee hat – vor allem nach der ausgesprochen verlustreich gescheiterten Gegenoffensive vom letzten Sommer – ein massives Personalproblem, wie die vielen Videos im Netz über Greifkommandos zeigen, die Männer auf der Straße gewaltsam für die Armee einfangen.

Auch wenn Saluzhny inzwischen abgesetzt ist und sein Nachfolger Syrsky erklärte, dass die von seinem Vorgänger geforderten 500.000 Mann nicht benötigt würden, braucht die ukrainische Armee dringend Nachschub an Rekruten.

Daher wurde schon seit Monaten über eine Reform der Gesetze zur Mobilmachung diskutiert. Die Gesetzentwürfe waren hochumstritten, wurden im Parlament sehr heftig diskutiert und es wurden etwa 4.000 Änderungsanträge eingebracht.

Selensky hat wieder gelogen

Schon im letzten Jahr hat das ukrainische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das das Mindestalter für die Mobilisierung von 27 auf 25 Jahre gesenkt hat. Da das Gesetz in der Ukraine höchst unpopulär war, hat Selensky aus Angst vor Unruhen fast ein Jahr lang gezögert, bevor er es schließlich vor kurzem doch unterschrieben hat.

Dabei versuchte er der ukrainischen Öffentlichkeit die schlechte Nachricht dadurch schmackhaft zu machen, dass er großspurig ankündigte, dafür würden die ukrainischen Soldaten demobilisiert oder rotiert, also dauerhaft oder zumindest auf Urlaub nach Hause zurückkehren, die seit Beginn des Krieges an der Front sind, was deren Frauen und Mütter immer wieder bei Protesten im ganzen Land gefordert hatten.

Davon ist im nun verabschiedeten Gesetz jedoch nicht mehr die Rede. Und auch die geplante Regelung, ukrainische Soldaten könnten den Dienst nach drei Jahren quittieren, wurde aus dem Gesetz gestrichen. Sowohl die Demobilisierung als auch die Rotation, also eines zumindest vorübergehenden Fronturlaubes, wurden aus dem Gesetzentwurf gestrichen. Beide Punkte sollen zu „einem späteren Zeitpunkt“ geprüft werden, heißt es lapidar.

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