Von Thomas Röper – 26. Juni 2025
Der israelische Ministerpräsident Netanjahu verkauft den Iran-Krieg als Sieg und die deutschen Medien machen fleißig mit. Tatsächlich ist es umgekehrt und Israel scheint nur knapp einer schweren Niederlage entkommen zu sein.
Vor einigen Tagen habe ich in einem Artikel bereits erklärt, dass Netanjahu wohl der große Verlierer im Iran-Krieg war. Dass Israel einen längeren Krieg gegen den Iran nicht alleine durchhalten kann, hatte ich schon zuvor in einem anderen Artikel aufgezeigt.
Israel ist ein kleines Land ohne die nötige Rüstungsindustrie, um einen Abnutzungskrieg mit Raketen gegen den Iran führen zu können. Der Iran ist hingegen ist ein großes Land mit neun Mal so vielen Einwohnern wie Israel und hat trotz aller Sanktionen eine eigene Rüstungsindustrie aufgebaut, während Israel auf US-Waffen angewiesen ist. Daher konnte Israel einen langen Krieg gegen den Iran nicht durchhalten und es war klar, dass die USA helfen mussten, nachdem Israels Versuch eines blitzartigen Enthauptungsschlages gegen den Iran gescheitert war.
Waffenlieferungen allein konnten Israel dabei kaum retten, denn dass die USA Israel die dazu nötigen Waffen in den benötigten Mengen schenken, war nicht zu erwarten. Das wäre ein Fass ohne Boden geworden und Trump, der als Geschäftsmann denkt, hätte das – trotz all seiner Zuneigung zu Israel – als schlechtes Geschäft angesehen.
Dass Israel nach Trumps Bombardierung des Iran und nach dem Pro-Forma-Vergeltungsangriff des Iran auf US-Basen Trumps Forderung nach einem Waffenstillstand gefolgt ist, ist daher nur auf den ersten Blick überraschend. Trump dürfte Netanjahu mitgeteilt haben, dass die USA die für einen langen Krieg gegen den Iran benötigte Menge an Raketen (und vor allem auch an Flugabwehr) nicht liefern können oder wollen. Und das hätte für Netanjahu eine peinliche Niederlage gegen den Iran bedeutet.
Wie sich nun herausstellt, ist das keineswegs nur meine Vermutung. NBC News berichtete nun unter Berufung auf Quellen, dem israelischen Militär seinen die wichtigsten Waffen bereits fast ausgegangen. Andere Meldungen sprechen von Engpässen bei der israelischen Flugabwehr, deren Reserven angesichts von hunderten oder gar tausenden Raketen und Drohnen, mit denen der Iran Israel beschossen hat, zur Neige gingen.
Aber das erwähnt Netanjahu jedoch nicht, sondern er verkauft den Krieg gegen den Iran als historischen Sieg. Und deutsche Medien wie der Spiegel machen dabei mit. Der Spiegel titelte nun beispielsweise „Waffenstillstand zwischen Israel und Iran – Ein Krieg, der Netanyahu gestärkt hat“ 0und schrieb in der Einleitung des Artikels:
„Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat mit dem Angriff auf Iran viel riskiert – und viel gewonnen. Nun könnte er den militärischen Sieg in einen politischen verwandeln.“