Von Justus Leicht – 3. November 2025
Der Staatsbesuch des deutschen Bundeskanzlers Friedrich Merz (CDU) am 30. Oktober in der Türkei demonstrierte einmal mehr die Aggressivität, mit der Berlin seine imperialistischen Interessen verfolgt. Merz vertiefte die Zusammenarbeit mit dem autoritären Regime Erdogans, um die Aufrüstung voranzutreiben, geopolitischen Einfluss im Nahen Osten und der Schwarzmeer-Region geltend zu machen und Flüchtlinge aus Europa fernzuhalten.
Sieht man von wenigen, verhaltenen und unverbindlichen diplomatischen Floskeln ab, vermied der deutsche Kanzler Kritik an der brutalen Verfolgung der türkischen Opposition fast vollständig. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan (AKP) verwandelt die Türkei in eine Präsidialdiktatur und verfolgt eine neoosmanische Regionalmachtpolitik. Das steht einer verstärkten Zusammenarbeit mit Deutschland, der EU und der Nato nicht im Wege.
Laut einem Bericht von TRT World sagte Merz, dass die Welt in „eine neue geopolitische Phase eingetreten ist, in der die Großmächte die Weltpolitik prägen werden“. Er fügte hinzu: „Als Deutsche und Europäer müssen wir strategische Partnerschaften vertiefen, und die Türkei darf dabei nicht ausgeschlossen werden. Die Türkei ist ein sehr wichtiger Akteur in allen außen- und sicherheitspolitischen Fragen, die uns betreffen.“
Ein zentrales Thema war die Vertiefung der Zusammenarbeit in der Verteidigungsindustrie. Vor dem Besuch hatte Deutschland seinen langjährigen Widerstand gegen den Verkauf von 20 Eurofighter-Typhoon-Kampfjets an die Türkei aufgegeben. Die Türkei und Großbritannien hatten im Juli einen Vorvertrag über den Kauf von Eurofighter-Kampfflugzeugen abgeschlossen, die von einem Konsortium aus Großbritannien, Deutschland, Italien und Spanien unter der Führung des britischen Unternehmens BAE Systems hergestellt werden.