Von Patrick Lawrence – 10. Juli 2025
Wer die USA verstehen will, das egoistische Weltbild der dortigen Top-Politiker, die Missachtung der Probleme der – zunehmenden! – Armut, die Rücksichtslosigkeit der Administration gegenüber den Unterschichten, der muss die Bücher von Ayn Rand lesen. Die aus Russland ausgewanderte und in die USA eingewanderte Jüdin – in den USA wird sie als „Philosophin“ gehandelt – propagierte in ihren Büchern den puren Egoismus als einzigrichtiges moralisches Verhalten. Ihre Bücher wurden alle Bestseller und erreichten Millionenauflagen! Darüber schreibt hier unser Autor Patrick Lawrence aus den USA. (cm)
Dieses verblüffende Video von Präsident Trump und Bibi Netanjahu am Abend des 7. Juli am Esstisch im Weißen Haus: Wer kann sich das erklären? Ein nach internationalem Recht als Kriegsverbrecher gesuchter Mörder bricht das Brot mit dem „Führer der freien Welt“, der Israels Terrorkampagnen im Gaza-Streifen und im Westjordanland finanziert und unterstützt – beide haben sich gerade zusammengetan, um den Iran zu bombardieren. Und dann überreicht der israelische Ministerpräsident dem amerikanischen Präsidenten eine Kopie seines Schreibens, in dem er den Amerikaner für den Friedensnobelpreis nominiert. „Sie haben ihn verdient, und Sie sollten ihn bekommen“, sagt Bibi zu Trump, der „gerade in diesem Moment in einem Land nach dem anderen Frieden schmiedet“.
„Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll“, kommentierte Medea Benjamin, eine prominente Antikriegsaktivistin, als das Video weit verbreitet wurde. In der Tat: Wie viele palästinensische Kinder, die hungrig und verwaist in Gaza umherirren, wurden auf der anderen Seite des Globus getötet, während Trump und Bibi sich über ihre Weisheit, ihre Friedensstiftung, ihre Siege und all das andere, was sie als ihre Errungenschaften rühmen, brüsteten?
„Surreal“, war Medea Benjamins Wort für diese Szene. Ja, das war es natürlich für jeden, der über ein grundlegendes Gefühl für Menschlichkeit, anständiges Benehmen, allgemeine Moral und eine ethische Sichtweise auf das Leben und andere Menschen verfügt.
Aber wir müssen noch weiter gehen, wenn wir dieses Ereignis betrachten: Wir müssen die Angelegenheit so durchdenken, dass wir erkennen können, dass diese beiden entsetzlichen Männer es ernst meinten mit ihrer Selbstbeweihräucherung. Das Bild, das sie vor den Medienkameras von sich präsentierten, ist echt: Sie verstehen sich selbst aufrichtig so – tugendhaft, mutig, die Fahne der Welt hochhaltend.
[Zum Originalartikel von Patrick Lawrence in US-englischer Sprache]