Thyssenkrupp Stahl: IG Metall wirbt für Verkauf an indischen Milliardär

VonDietmar Gaisenkersting – 24. September 2025

Kurz nachdem die IG Metall und ihr Betriebsrat den Abbau fast jeder zweiten Stelle bei Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE) durchgesetzt haben, legte der indische Konzern Jindal International Steel ein Kaufangebot vor. Die gewerkschaftlichen Apparate haben dies sofort begrüßt. Es geht ihnen dabei nicht um die langfristige Sicherung der Arbeitsplätze, wie sie behaupten, sondern einzig und allein um ihre eigenen Pfründe.

Das Angebot kommt nicht direkt vom börsennotierten Jindal Steel Konzern, sondern von der auf Mauritius ansässigen nicht börsengelisteten Holding Jindal Steel International. Das Handelsblatt schreibt: „Diese Gesellschaft ist in mehreren Ländern aktiv, ihre finanzielle Ausstattung aber schwer nachvollziehbar.“

Jindal hatte in einer Mitteilung mit großen Versprechen für Duisburg – dem größten TKSE-Standort – geworben. So soll die Direktreduktionsanlage in Duisburg fertiggestellt werden. Zusätzlich sollen 2 Milliarden Euro in Elektrolichtbogenöfen investiert werden. „Aus Oman könnten grüne Eisenschwamm-Pellets nach Duisburg geliefert werden, um die zu errichtenden Elektrolichtbogenöfen zu speisen“, erklärte begeistert Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Thyssenkrupp AG.

Das Unternehmen von Naveen Jindal produzierte im vergangenen Jahr laut Weltstahlverband 8,1 Millionen Tonnen Stahl, erzielte rund 4,8 Milliarden Euro Umsatz und eine Profitmarge von 19 Prozent – deutlich profitabler als Thyssenkrupp Steel Europe. Thyssenkrupp erreichte mit 10,3 Millionen Tonnen Stahl einen Umsatz von 10,7 Milliarden Euro bei weniger als 3 Prozent Marge.

Berichten zufolge will Jindal zunächst 60 Prozent, später TKSE ganz übernehmen. Der tschechische Milliardär Daniel Křetínský, der 20 Prozent am Konzern hält und auf 50 Prozent aufstocken wollte, hat sich noch nicht zum Jindal-Angebot geäußert. Der Wert der Stahlsparte von Thyssenkrupp wird auf 1,2 Milliarden Euro taxiert, zuletzt betrugen jedoch die Pensionsverpflichtungen 2,5 Milliarden Euro, die Jindal ebenso wie Křetínský nicht ohne Gegenleistung übernehmen werden. Es wird daher davon ausgegangen, dass der Mutterkonzern Thyssenkrupp AG draufzahlt, um die Stahlsparte abzustoßen.

[Hier weiterlesen]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.