Russischer Politologe Igor Schukowski: „Konfrontation im Baltikum droht in einen offenen Konflikt zu münden“

Interview mit Igor Schukowski. Interview: Lenta.ru – 29. September 2025

Die vormals friedliche Ostseeregion ist in jüngster Zeit zu einer Konfliktzone geworden. Im Jahr 2022 wurde „Nord Stream“ gesprengt, später wurden Unterseekabel beschädigt – in beiden Fällen beschuldigten europäische Medien Russland. NATO-Mitgliedstaaten begannen, Schiffe aufzuhalten, die russische Häfen ansteuerten, und es wird immer häufiger über die Schließung der dänischen Meerenge gesprochen – das Tor zur Ostsee. Vor nicht allzu langer Zeit galt die Region jedoch als Modell der Zusammenarbeit zwischen Russland und der EU. In einem Interview mit dem Portal Lenta.ru erklärt der russische Politologe und Experte für die Ostseeregion Igor Schukowski, warum die Ostsee zur Konfliktzone wurde und ob sich die Region zu einem Schauplatz eines Krieges zwischen Russland und der NATO entwickeln könnte. Aus dem Russischen übersetzt von Éva Péli.

Lenta.ru: In letzter Zeit gibt es in der Ostsee oft verschiedene Vorfälle: zuerst die Sprengung von „Nord Stream“, dann die Kabel … Womit hängt das zusammen?

Igor Schukowski: Die Ostseeregion war vor nicht allzu langer Zeit ein Raum der Zusammenarbeit – ein Modell für viele. Hier waren internationale Organisationen aktiv, es gab gemeinsame wirtschaftliche Interessen der Anrainerstaaten, Bildungsprojekte, Umweltinitiativen, Festivals und Jugendaustausch. Es wurden spezielle Mechanismen entwickelt, die die Finanzierung gemeinsamer Projekte zwischen Russland und den EU-Mitgliedstaaten ermöglichten. Sie lösten wichtige Aufgaben im Gesundheitswesen, in der Regionalentwicklung und im kulturhistorischen Tourismus.

Aber nach dem Beginn der heißen Phase des Konflikts in der Ukraine stellte sich heraus, dass die gesammelten Erfahrungen der für beide Seiten vorteilhaften Interaktion zwischen Russland und der EU für unsere Nachbarn keinen Wert mehr haben. Die Ostsee hat sich in eine Region der Spannung und sogar der Konfrontation verwandelt.

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