Von Viktor Bodrov/TASS (Übersetzung: Thomas Röper) – 22. Juni 2025
Israel bombardiert gezielt aktive Atomanlagen und -reaktoren und riskiert damit eine nukleare Katastrophe des Ausmaßes von Tschernobyl.
Nicht nur der israelische Angriffskrieg gegen den Iran ist völkerrechtswidrig, auch die Bombardierung aktiver Nuklearanlagen ist es. Die russische Nachrichtenagentur TASS hat zusammengefasst, welche Gefahren bei der Bombardierung welcher iranischen Anlage drohen und ich habe den TASS-Artikel übersetzt. […]
Fast ein Atomkrieg: Wohin Angriffe auf iranische Nuklearanlagen führen könnten
Seit Beginn der Operation „Rising Lion” am 13. Juni 2025 hat Israel mehrere iranische Atomanlagen angegriffen. Bei einer davon kam es zu einem Strahlungsleck. Wie Israel die Entwicklung solcher Programme bei seinen Nachbarn im Nahen Osten verhindert und wohin weitere Angriffe führen könnten, berichtet die TASS.
Die Geschichte des iranischen Atomprogramms
Die friedliche Nutzung der Atomenergie im Iran begann im Rahmen des Programms „Atoms for Peace“ der Regierung von Dwight D. Eisenhower unter der Herrschaft von Schah Mohammed Reza Pahlavi in den 1950er Jahren. 1958 wurde der Iran Mitglied der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) und unterzeichnete 1968 den Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen (ratifiziert 1970)
Der 1974 verabschiedete Plan zur Entwicklung der Atomenergie sah den Bau von 23 Kernreaktoren und einen geschlossenen Brennstoffkreislauf unter der Kontrolle der IAEO mit Inspektionen vor. Der Bau der ersten Kraftwerksblöcke wurde von westlichen Spezialisten durchgeführt.
Nach der Islamischen Revolution 1979 und dem Sturz des Schah-Regimes wurden die Arbeiten am zivilen iranischen Atomprogramm eingestellt und die ausländischen Spezialisten verließen den Iran. Doch dann setzte das Land die Entwicklungen fort, wobei es auf die vorhandenen Erkenntnisse zurückgriff und vermutlich technische Hilfe von Atommächten (China und Pakistan) erhielt. Seit 2004 wird die Islamische Republik verdächtigt, an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten, beispielsweise an der Herstellung und dem Einsatz von Zentrifugen zur Urananreicherung. Die Vereinten Nationen und westliche Länder verhängten Sanktionen gegen den Handel, die Technologie, die Finanzen und die Energiewirtschaft des Iran. In der Folge verstärkte der Westen die Verdächtigungen, dass das Land eigene Atomwaffen erwerben wolle, trotz der Beteiligung Irans am sogenannten Atomabkommen zur schrittweisen Rückkehr der Islamischen Republik zur internationalen Kontrolle über ihre nuklearen Entwicklungen.
Zu Beginn der israelischen Operation „Rising Lion” am 13. Juni 2025, die gegen das iranische Atomprogramm gerichtet ist, verfügte Teheran über 18 Nuklearanlagen unter IAEO-Aufsicht, darunter einen Forschungsreaktor und Institute und Anlagen zur Anreicherung spaltbarer Materialien. Darüber hinaus wurden neun Anlagen nicht deklariert. Laut einer Erklärung des iranischen Präsidenten Masud Peseschkjan ist das Land bereit, sein Recht auf die friedliche Nutzung der Atomenergie mit Gewalt zu verteidigen.