Krise der deutschen Autoindustrie: Entlassungen, Werkschließungen und Insolvenzen

Von Ludwig Weller und Dietmar Gaisenkersting – 29. September 2025

Es vergeht kein Tag ohne Hiobsbotschaften für die Beschäftigten der Auto- und Zulieferindustrie. Die großen Hersteller haben einen hohen vier- bis fünfstelligen Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt: Volkswagen, Mercedes, Bosch, ZF, Porsche, Ford, Audi usw. Gleichzeitig gehen tagtäglich hunderte Stellen in den zahllosen mittelständischen Unternehmen verloren.

Die IG Metall hat über zwei Millionen Mitglieder, die meisten davon in der Autoindustrie, ist also durch ihre Betriebsräte und Vertrauensleute über alle Entwicklungen genauestens informiert. Doch anstatt diese industrielle Macht gegen den Kahlschlag zu mobilisieren, setzt sie diesen gegen die eigenen Mitglieder durch.

Die Gültigkeit von Studien über den zu erwartenden Kahlschlag in der Auto- und Zulieferindustrie hat eine geringere Halbwertzeit als ein instabiles Nuklid. Als das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Anfang September im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums berichtete, dass in Deutschland bis Ende dieses Jahres weitere 18.000 und bis 2030 insgesamt 98.000 Arbeitsplätze vernichtet werden, war diese Prognose bereits von der Wirklichkeit überholt.

Erst letzte Woche hat Bosch das größte Arbeitsplatzmassaker der Unternehmensgeschichte angekündigt: Allein in Deutschland werden 22.000 und nicht, wie ursprünglich verkündet, 9000 Arbeitsplätze vernichtet.

Laut IW arbeiten gegenwärtig 1,2 Millionen Menschen bei Automobilherstellern, deren Zulieferern und weiteren branchenabhängigen Unternehmen. In den zukunftsträchtigen Transformations-Bereichen, wie Elektrifizierung, Automatisierung und Vernetzung, sind derzeit erst 182.000 Menschen beschäftigt. Der Stellenaufbau stagniert hier aufgrund der geringen Verkaufszahlen der E-Modelle deutscher Hersteller. Die Konzerne planen derweil die Rolle rückwärts, die weitere Konzentration auf ihre Verbrenner-Autos. Das dürfte die Insolvenz- und Abbauwelle nur kurzfristig verlangsamen, dafür wird sie dann aber umso heftiger über die Unternehmen hereinbrechen.

Der Grund für den Stellenkahlschlag sind die Gewinneinbrüche. Am 14. September berichtete das Handelsblatt gestützt auf eine Branchenanalyse der Beratungsgesellschaft EY, dass sich der Gewinn der weltweit größten 19 Autobauer im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum halbiert hat (minus 49,2 Prozent) –auf immer noch 42,8 Milliarden Euro.

So musste der jahrzehntelange Branchenprimus Porsche in diesem Jahr bereits viermal Gewinnwarnungen herausgeben, plant aber immer noch Gewinne, wenn auch nicht mehr so hohe wie gewohnt. Der Porsche-Börsenwert hat sich seit dem Börsengang vor drei Jahren halbiert. Das bringt die Eigentümer – im Falle von Porsche die Familien Porsche und Piëch – in Rage.

Sie wollen ihre Milliardenvermögen weiter vermehren – und zwar auf Kosten der Autoarbeiterinnen und -arbeiter. Deshalb fordern sie wie auch die anderen Aktionäre und Eigentümer Arbeitsplatzvernichtung und Lohnsenkungen. Die Profite sollen weiter sprudeln, damit die Aktienwerte steigen und die Börsen-Bonanza anhält, bzw. wieder Fahrt aufnimmt.

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