Interview mit Karin Leukefeld. Unterview: Thomas Kaiser (ZgiF) – 21. Oktober 2025
Interview mit Karin Leukefeld, freie Journalistin und Nahost-Expertin.
Zeitgeschehen im Fokus: Wie lange wird der Waffenstillstand halten? Wird Israel ihn respektieren und nicht wie die beiden letzten Male, den Krieg wieder aufnehmen?
Karin Leukefeld: Man kann davon ausgehen, dass es einigermaßen ruhig bleibt, solange die Leichen der gefangenen Israeli noch nicht alle übergeben sind. Das Hauptinteresse von Netanjahu und Trump liegt darin, die Bevölkerung in Israel zu beruhigen, dass das, was hier allgemein unter Geiseldrama bezeichnet wird, zu einem guten Abschluss kommt.
Die Lebenden sind zurück, und die Toten können beerdigt werden. Es hat seit Wochen riesige Proteste und Tumulte in Israel gegeben, und ein Hauptanliegen des Abkommens ist zunächst einmal, Netanjahu aus der Schusslinie zu nehmen. Man wollte erreichen, dass die Proteste zurückgehen, dass man im gewissen Sinne Normalität darstellen kann.
Trump erwähnte in seiner Rede, dass so das Ansehen Israels in der Welt wieder hergestellt wird. Wenn Trump seinen Freund Netanjahu retten beziehungsweise Israel stabilisieren will, muss er die internationale Kritik an dessen Regierungsführung und die unzufriedenen Menschen in Israel beschwichtigen. Das ist ein zentraler Punkt dieser Vereinbarung.
Trump präsentiert sich als Friedensfürst, aber wenn man Ihren Ausführungen folgt, dann geht es ihm eigentlich nicht um Frieden.
So wie er sich auch bei der Knessetrede vernehmen ließ und bei der Unterzeichnung des »Friedensabkommens« in Sharm el-Sheikh, ist es ganz klar, dass er sich als großer Retter präsentiert. Er hatte gesagt, er habe einen Krieg beendet, der 3000 Jahre gewährt habe. Das ist eine Zeitrechnung, die möglicherweise der Thora entspricht oder von den rechtsextremen religiösen Kräften in Israel verbreitet wird. Natürlich war die Region nicht 3000 Jahre im Krieg, auch wenn es dort immer wieder Kriege gegeben hat.