Von Peter Schwarz – 13. September 2025
Die Ausladung der Münchner Philharmoniker unter ihrem designierten Chefdirigenten Lahav Shani vom Flanders Festival im belgischen Gent hat in Deutschland einen Proteststurm ausgelöst, der an Verlogenheit und Heuchelei nicht zu überbieten ist.
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer sprach von „einer Schande für Europa“, „blankem Antisemitismus“ und „einem Angriff auf die Grundlagen unserer Kultur“. Auch Bayerns Kunstminister Markus Blume nannte die Genter Entscheidung „groben Antisemitismus“. F.A.Z.-Herausgeber Jürgen Kaube wertete die Ausladung als Beweis, dass „israelbezogener Antisemitismus“ keine Erfindung sei, „um Kritik an der Regierung Netanjahu zu stigmatisieren“, sondern dass er tatsächlich existiere.
Die Genter Festivalleitung hat die Absage des für den 18. September geplanten Konzerts damit begründet, dass Shani auch Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra sei. „Lahav Shani hat sich in der Vergangenheit mehrfach für Frieden und Versöhnung ausgesprochen,“ begründete sie ihre Entscheidung, „aber in Anbetracht seiner Rolle als Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra sind wir nicht in der Lage, seine Haltung gegenüber dem völkermörderischen Regime in Tel Aviv hinreichend zu klären.“ Deshalb habe sie in Absprache mit dem Stadtrat von Gent, einem Bündnis von Liberalen, Sozialisten und Grünen, entschieden, „von der Zusammenarbeit mit Partnern abzusehen, die sich nicht eindeutig von diesem Regime distanziert haben.“
Man kann die Entscheidung der Festivalleitung kritisch sehen. Insbesondere da Shani, wie sie selbst erklärt, „sich in der Vergangenheit mehrfach für Frieden und Versöhnung ausgesprochen“ hat. So hat der 36-jährige Dirigent im August in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung die Hoffnung ausgesprochen, „dass auf beiden Seiten bald sehr mutige Menschen nach vorn kommen, Menschen, die in die weitere Zukunft denken und die schwierigen Schritte zum Frieden wagen“. „Alles, w[[as ich weiß, ist, dass jedes getötete Leben eines zu viel ist,“ fügte er hinzu.
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