Eklat bei Frankfurter Gedenken an Reichspogromnacht: Holocaustforscher Jason Stanley muss Rede abbrechen

Von Sybille Fuchs – 16. November 2025

Ausgerechnet am 9. November, am Gedenktag an die Reichspogromnacht, wurde auf der Gedenkveranstaltung der jüdischen Gemeinde Frankfurt der amerikanisch-jüdische Philosoph und Holocaustforscher Jason Stanley zum Abbruch seiner Rede genötigt.

Stanley hatte sich in seiner Rede auf die wichtige Rolle berufen, die jüdische Denker wie Moses Mendelsohn im kulturellen Leben Deutschlands und im Kampf für die Ideen der Aufklärung spielten, und ging dabei auch auf seine eigene Familie ein. Von diesem liberalen Standpunkt kritisierte er im Verlauf seiner Rede den Zionismus und die Gräueltaten Israels im Gazastreifen. Das war Teilen des Publikums offensichtlich zu viel. Stanley wurde niedergebrüllt, und der anwesende Rabbiner drängte ihn zum Abbruch seiner Rede.

Der US-Professor war schockiert. Einen derartigen Bruch mit den liberalen Traditionen, für die gerade die Frankfurter Gemeinde einst bekannt war, hätte er nicht erwartet, zumal nicht nur in USA, sondern auch in Deutschland viele jüdische Studierende und Künstler die Palästinenser verteidigen.

Seiner Rede hatte Stanley als Motto die Worte des liberalen Rabbiners Leo Baeck vorangestellt: „Ein Jude fragt nicht, was er glauben soll, sondern was er tun soll. Was sollen wir heute tun?“

Der gesamte Tenor seiner Rede war darauf abgestimmt, die Verdienste des Liberalismus und der Aufklärung zu betonen, die besonders auch von deutschen Juden erkämpft wurden und hinter denen auch er selbst stehe. Er sei eng mit diesem Religionsverständnis verbunden.

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