Die Legende der angeblich nach Russland deportierten ukrainischen Kinder

Von Thomas Röper – 7. Juni 2025

Bei den letzten Verhandlungen in Istanbul hat Kiew eine Liste mit den Namen von 339 Kindern vorgelegt, die angeblich nach Russland „deportiert“ wurden und die Kiew zurückhaben will. Warum nennt Kiew nur 339 Kinder, wenn die Ukraine und der Westen doch von fast 20.000 „deportierten“ Kindern reden?

Die Behauptung, Russland habe tausende ukrainische Kinder deportiert, geistert seit Februar 2023 durch die Medien und wird immer wieder aufgegriffen. Zuletzt kam die Meldung bei den letzten Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul wieder auf, weil die Ukraine eine Liste mit den Namen von 339 angeblich entführten Kindern vorgelegt hat, deren Rückführung sie fordert.

Es stellt sich daher die Frage, warum die Ukraine nur eine Liste mit 339 Kindern vorgelegt hat, wenn es doch angeblich etwa 20.000 Kinder sein sollen. Um das zu verstehen, müssen wir uns zunächst anschauen, woher diese Meldung ursprünglich kommt. Danach schauen wir uns an, wie westliche Medien erklären, warum die Ukraine nur 339 auf die Liste gesetzt hat. Und zum Schluss folgt noch ein sehr amüsanter Exkurs in die Arbeitsweise der westlichen Propaganda.

Woher die Geschichte der „deportierten“ Kinder kommt

Am 14. Februar wurde in den USA eine Studie mit dem Titel „Russlands systematisches Programm zur Umerziehung und Adoption von ukrainischen Kindern“ veröffentlicht, in der Russland vorgeworfen wird, es gebe in Russland ein „Netzwerk von Lagern und anderen Einrichtungen, in denen mindestens 6.000 Kinder aus der Ukraine auf der russisch-besetzten Krim und in Russland gehalten“ werden. Die westlichen Medien haben die Studie aufgegriffen und groß darüber berichtet.

Die Studie war vom Yale Humanitarian Research Lab, was natürlich sehr seriös klingt, schließlich ist Yale eine der renommiertesten Universitäten der USA. Allerdings gilt bei Studien, dass sie in der Regel genau das „herausfinden“, was der Geldgeber der Studie hören möchte. Daher ist die erste Frage bei Studien immer, wer sie in Auftrag gegeben und bezahlt hat.

Die Yale-Studie wurde vom US-Außenministerium bezahlt, denn das Yale Humanitarian Research Lab ist Teil des vom US-Außenministerium am 17. Mai 2022 ins Leben gerufenen Projektes Conflict Observatory, das vom US-Außenministerium eine Startfinanzierung von sechs Millionen Dollar dafür erhalten hat, angebliche russische Kriegsverbrechen zu melden. Zu dem Projekt Conflict Observatory gehören noch andere Organisationen, zum Beispiel die US-Geheimdienste National Reconnaissance Office (NRO) und National Geospatial-Intelligence Agency (NGA).

Die Studie, die das Projekt über die angeblich verschleppten ukrainischen Kinder veröffentlicht hat, ist also eine Auftragsarbeit für das US-Außenministerium, die in Zusammenarbeit mit den US-Geheimdiensten entstanden ist.

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