Von Aleksej Albu/TASS (Übersetzung: Thomas Röper) – 17. September 2025
Der Widerstand gegen die brutalen Zwangsrekrutierungen in der Ukraine erzeugt immer mehr und immer gewalttätigeren Widerstand und bringt Kiew in eine Zwickmühle zwischen der Notwendigkeit, mehr Soldaten an die Front zu schicken und die Stimmung im Land nicht kippen zu lassen.
Die brutalen Zwangsrekrutierungen in der Ukraine, die schon seit weit mehr als einem Jahr zu tausenden in Videos in sozialen Netzwerken dokumentiert sind, sorgen für immer mehr Widerstand in der ukrainischen Gesellschaft. Rekrutierer werden auf offener Straße verprügelt, Menschenmengen befreien Zwangsrekrutierte, Rekrutierungszentren werden angezündet und Ukrainer geben der russischen Armee sogar deren Adressen weiter, damit Russland die Zentren bombardiert.
All das bringt Kiew in eine Zwickmühle, denn um die Verluste an der Front auszugleichen, müsste es die Rekrutierungen eigentlich verschärfen, aber das könnte die Stimmung im Land endgültig gegen den Krieg und die Regierung kippen lassen. Um die Details dieses Dilemmas geht es in einem Artikel, der in der TASS erschienen ist und den ich übersetzt habe. […]
Eine zweite Front: Kann der Widerstand der Ukrainer die Mobilmachung vereiteln?
Aleksej Albu über Anzeichen für einen Zusammenbruch der Front der ukrainischen Streitkräfte und die von Kiew ergriffenen Notfallmaßnahmen
Die Nachrichten aus der Ukraine schockieren weiterhin alle, die die Lage in diesem Land verfolgen. Die Schikanierung der Eingezogenen in den Ausbildungszentren, die, gelinde gesagt, herablassende Haltung der Kommandeure der ukrainischen Streitkräfte gegenüber den Soldaten und die hohe Sterblichkeitsrate sind zu einer schrecklichen Normalität geworden, bleiben aber nicht unbemerkt. Das führt zunehmend zu Widerstand seitens der ukrainischen Gesellschaft selbst.
Widerstand und Ausreise
Die Menschen setzen sowohl Schusswaffen ein, die in der Zivilbevölkerung heute weit verbreitet sind, als auch improvisierte Mittel wie Äxte und Schaufeln. Die Territoriale Rekrutierungszentren werden in Brand gesteckt, ihre Mitarbeiter bei der Arbeit und sogar in ihren eigenen Autos in die Luft gesprengt. Ich beschönige diese Taten nicht, aber im Grunde genommen kämpfen die Menschen so gut sie können, um ihr Leben oder rächen ihre Angehörigen.
Auch die Welle derer, die das eigene Land verlassen wollen, reißt nicht ab. So stieg die Zahl der Asylanträge von Ukrainern in der EU im ersten Halbjahr 2025. Die Zahl der Anträge erreichte mit 15.172 einen neuen Höchststand seit 2023, berichtete die Asylagentur der Europäischen Union (EUAA).
Gleichzeitig wurden laut Angaben der Generalstaatsanwaltschaft der Ukraine von 2022 bis Juli 2025 über 200.000 Verfahren wegen unerlaubten Verlassens der Einheit (§ 407) und über 50.000 wegen Desertion (§ 408) eingeleitet.
Und das sind nur die offiziellen Zahlen.