„Humanitäre Hilfe“ aus der Hölle. Das israelische Militär lockt Palästinenser mit Lebensmitteln, um sie zu erschießen

Von Tarik Cyril Amar (übersetzt und eingeleitet von Thomas Röper) – 23. Juli 2025

Deutsche Medien melden es bestenfalls verschämt, aber Israel hat in Gaza zuerst eine Hungerblockade verhängt und dann Lebensmittelausgabestellen eröffnet, bei denen schon fast tausend hungernde Zivilisten gezielt erschossen wurden.

Israel hat im März eine totale Hungerblockade über den Gazastreifen verhängt und parallel seine Angriffe wieder aufgenommen. In Gaza sterben Menschen an Hunger, schmutzigem Wasser und Krankheiten, weil auch keine Medikamente mehr in das Gebiet kommen. Im Westen hält sich die Kritik daran in Grenzen, was viel über die sogenannten “westlichen Werte” aussagt.

Aber damit nicht genug, denn die israelische Armee hat danach Ausgabestellen für Lebensmittel eingerichtet, die natürlich nicht ausreichen, um die Bevölkerung zu versorgen. Und israelische Soldaten schießen bei diesen Ausgabestellen immer wieder gezielt auf die Hungernden, die für ein bisschen Essen Schlange stehen. Meldungen aus Israel zufolge schießen die Soldaten dabei auch gezielt auf die Geschlechtsorgane von Männern, damit diese sich nicht mehr fortpflanzen können.

Inzwischen haben israelische Soldaten seit März nach verschiedenen Angaben schon fast tausend Zivilisten an diesen Ausgabestellen erschossen, aber im Westen gibt es trotzdem keine Kritik an Israel – und erst recht keine Sanktionen.

Mit Nazi-Vergleichen muss man bekanntlich sehr vorsichtig sein, aber ich habe in diesem Zusammenhang beispielsweise über das Warschauer Ghetto recherchiert, in das die Nazis etwa eine halbe Million Juden getrieben haben. Die Zustände dort waren schrecklich und sind, auch wegen der Bevölkerungsdichte und den geringen Lebensmittelrationen, mit den heutigen Zuständen in Gaza vergleichbar. Allerdings haben nicht einmal die Nazis wahllos auf die Juden geschossen, die zu den Lebensmittelausgabestellen gekommen sind.

Israel hat auch Pläne verkündet, die denen der Nazis mit dem Warschauer Ghetto sehr ähneln. In der von Israel völlig zerstörten Stadt Rafah, in der vor dem Krieg etwa 170.000 lebten, will Israel 600.000 Palästinenser zusammentreiben und eine Mauer um das Gelände bauen. Die Menschen sollen das Gebiet nicht verlassen können, es sei denn, sie wollen aus Gaza auswandern.

Die Krönung der Pläne ist, dass die israelische Regierung das als „humanitäre Stadt“ bezeichnet, obwohl die zu erwartenden Umstände in Sachen Versorgung der Menschen und Bevölkerungsdichte ziemlich genau den Zuständen im Warschauer Ghetto entsprechen.

Der einzige Unterschied dürfte sein, dass die Juden das Warschauer Ghetto zur Arbeit verlassen durften, wobei sie sicher auch Lebensmittel gesammelt haben. Die Palästinenser sollen die “humanitäre Stadt” jedoch gar nicht verlassen dürfen. Was ist die “humanitäre Stadt” also anderes als ein Konzentrationslager?

Ein Experte hat dem Thema einen eindringlichen Artikel gewidmet, den ich übersetzt habe. […]

„Humanitäre Hilfe“ aus der Hölle

Wie Israel und seine westlichen Mittäter humanitäre Hilfe als Waffe für Völkermord und ethnische Säuberungen einsetzen

Von Tarik Cyril Amar

Der Völkermord in Gaza ist in zweierlei Hinsicht etwas Besonderes: Wie schon oft erwähnt, handelt es sich um den ersten Völkermord in der Geschichte, der praktisch im Livestream stattfindet. Kein Völkermord zuvor wurde so offen vor den Augen der Weltöffentlichkeit begangen wie dieser. Und zweitens untergräbt und zerstört der Völkermord in Gaza die geltende moralische und rechtliche Ordnung – oder zumindest die Ansprüche darauf – auf ebenso beispiellose Weise.

Diese beiden Besonderheiten hängen natürlich zusammen: Die Welt als Ganzes konnte den Völkermord im Gazastreifen seit nunmehr fast drei Jahren nur durch die sture Missachtung geschriebener wie ungeschriebener grundlegender Normen tolerieren. So hat beispielsweise fast kein Staat – mit Ausnahme des Jemen, der de facto unter der Kontrolle der Ansar-Allah-Bewegung oder der „Huthis“ steht – auch nur versucht, seiner verbindlichen und klaren Verpflichtung aus der UN-Völkermordkonvention von 1948 nachzukommen, nämlich Völkermord zu „verhindern und zu bestrafen“.

Niemand, der die Macht dazu hätte – weder im Nahen Osten noch darüber hinaus, im Alleingang oder gemeinsam mit anderen –, hat den palästinensischen Opfern des Völkermords im Gazastreifen auf die einzige Weise geholfen, die wirksam wäre: Israel mit massiver Gewalt zu stoppen.

Doch der kleine, aber dennoch überproportional einflussreiche Teil der Welt, der sich „Westen“ nennt, ist über „bloßes“ Nichthandeln hinausgegangen. Denn ob der Westen nun eine einst christlich geprägte Zivilisation ist oder nicht, sein innerster Kern ist schon lange von Heuchelei durchdrungen. Und mit dem Völkermord im Gazastreifen hat das zwanghafte Bedürfnis des Westens, selbst seine grausamsten Taten in von „Werten“ gedeckte Tugendtaten zu rationalisieren, einen neuen Höhepunkt absoluter moralischer und intellektueller Perversion erreicht.

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