Die Drohungen der Saudis gegen den Südjemen offenbaren ihre geopolitischen Motive*

Von Andrew Korybko – 28. Dezember 2025

Riad erwartet, als Belohnung für seinen Kampf gegen die Houthis zumindest in einem Teil des Jemen einen Vasallenstaat zu erhalten.

Der Südliche Übergangsrat (STC) behauptete, Saudi-Arabien habe in der Nähe seiner Streitkräfte Warnangriffe durchgeführt, nachdem diese südjemenitische Separatistengruppe die Forderung der Saudis nach einem Rückzug aus den östlichen Provinzen Hadhramout und Mahra abgelehnt hatte. Zur Erinnerung: Der STC, der Teil des Präsidialen Führungsrats (PLC) ist und dessen Vorsitzender PLC- Vizepräsident ist, hatte Anfang Dezember im Rahmen einer Operation gegen Schmuggel die Kontrolle über diese mit Saudi-Arabien verbündeten Provinzen übernommen.

Die faktische Wiederherstellung des Südjemen hat die Dynamik des Konflikts drastisch verändert“, indem sie die bisher als fait accompli angesehene Dreiteilung des Jemen zwischen dem von den Houthis kontrollierten Norden, dem vom STC kontrollierten Süden und dem faktisch von Saudi-Arabien kontrollierten Osten verhindert hat. Es war zu erwarten, dass „nicht-kinetischer Druck seitens der Saudis (z. B. wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen und Informationskrieg) zur Machtteilung mit dem selbst ins Exil gegangenen PLC“ folgen würde, doch nun eskalieren die Saudis eindeutig in kinetischem Sinn.

Der Sprecher der von Saudi-Arabien geführten Koalition drohte gerade, dass „jede militärische Bewegung, die gegen [die Forderung Saudi-Arabiens, dass sich der STC unter dem Vorwand der Deeskalation aus dem Osten zurückzieht] verstößt, direkt und unverzüglich geahndet wird“. Dies offenbart das Ziel Riads, einen Vasallenstaat im Osten Jemens zu errichten, sei es als neue saudische Provinz, als nominell unabhängiger Staat, als de facto unabhängiger Staat in einer Konföderation mit Südjemen oder als formell autonomer Staat innerhalb des vereinigten Jemen.

Um dieses geopolitische Ziel zu erreichen, scheinen sie bereit zu sein, einen Krieg innerhalb der Koalition gegen den STC zu führen, auch wenn dies eine weitere Vertiefung der Kluft zwischen Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (die den STC unterstützen) und möglicherweise eine Ermutigung der Houthis zur Durchführung einer Offensive inmitten dieser Unruhen zur Folge hat, sofern sie sich nicht mit ihnen einigen können. In diesem Zusammenhang ist es durchaus möglich, dass es eine geheime Vereinbarung zwischen den Saudis und ihren nominellen Feinden, den vom Iran unterstützten Houthis, gibt, die direkt zwischen Riad und Teheran getroffen worden sein könnte.

Keiner von beiden möchte, dass die VAE ihren regionalen Einfluss noch weiter ausbauen als bereits durch die Wiederherstellung des Südjemen. Daher könnte der Iran zugestimmt hatten, den Houthis zu signalisieren, dass, wenn sie einen internen Koalitionskrieg nicht ausnutzen, die Saudis im Gegenzug zustimmen, den Nordjemen in Ruhe zu lassen, falls dieser den Osten zurückerobert. Der von den Houthis kontrollierte und vom Iran unterstützte Nordjemen würde dann als de facto unabhängiger Staat fungieren, während unklar ist, welchen politischen Status der Osten haben würde, wie zwei Absätze weiter oben erläutert wurde.

Hadhramout ist das Zentrum der jemenitischen Ölindustrie, weshalb es für den Südjemen schwierig werden würde, jemals finanziell unabhängig zu werden, sollte der STC diese Provinz verlieren. Dadurch würde er im Rahmen einer Konföderation vom saudisch kontrollierten Osten oder aber von den Emiraten abhängig werden, sollten der Osten und der Süden getrennte Wege gehen. In diesem Fall würde der Südjemen Schwierigkeiten haben, jemals seine volle Souveränität wiederzuerlangen, was den Zielen des durchaus populären STC einen schweren Schlag versetzen und möglicherweise tiefsitzende Ressentiments gegen die Saudis schüren würde.

Wenn die Saudis ihre Luftangriffe gegen den STC fortsetzen und die mit ihnen verbündeten Streitkräfte im Königreich parallel dazu eine Invasion im Osten durchführen, könnte die Koalition ebenso irreparabel gespalten werden wie Saudi-Arabien und die VAE, wobei das letztere Szenario die regionalen Spannungen verschärfen könnte.

Mit einem derart unverhohlenen Machtspiel würden die Saudis freilich ihre geopolitischen Motive offenlegen, weil es zeigen würde, dass Riad immer erwartet hat, als Belohnung für seinen Kampf gegen die Houthis zumindest in einem Teil des Jemen einen Vasallenstaat zu erhalten.

*Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.

[Zum Originalbeitrag in englischer Sprache]

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