Warum hat Trump an Weihnachten ISIS in Nigeria bombardiert?*

Von Andrew Korybko – 26. Dezember 2025

Dies könnte kein einmaliger Angriff aus innenpolitischen Gründen sein, sondern der Beginn einer Kampagne, die darauf abzielt, Nigeria aus den BRICS-Staaten herauszulösen und seine Rolle als regionaler Vollstrecker des Westens wiederherzustellen.

Trump überraschte die Welt, als er an Weihnachten verkündete, dass die USA „ISIS-Terroristen im Nordwesten Nigerias“ bombardiert hätten, dessen Regierung bei der Operation kooperierte. Zuvor hatte er im vergangenen Herbst die weltweite Aufmerksamkeit auf die Ermordung von Christen im Norden Nigerias gelenkt, was seinerzeit hier analysiert wurde. Es wurde der Schluss gezogen, dass die USA „möglicherweise das Recht haben wollen, gelegentlich Islamisten dort anzugreifen, mindestens eine Militärbasis, so dass Nigeria sich von den BRICS distanziert und dass Nigeria die Rolle des Vollstreckers des Westens spielt”.

Nach derzeitigem Stand ist das erste dieser Ziele erreicht worden. Das Abwarten bis Weihnachten, um ISIS in Nigeria zu bombardieren, war wahrscheinlich eine politische Kalkulation von Trump, um seine politische Basis optimal anzusprechen. Der Zeitpunkt macht es auch seinen Gegnern schwer, dies zu kritisieren. Es könnte sich daher um mehr als einen einmaligen Angriff aus innenpolitischen Gründen handeln. Während ein Einsatz von US-Bodentruppen ausgeschlossen ist, sind weitere Angriffe möglich, die in Abstimmung mit nigerianischen Bodenoperationen in der Region durchgeführt werden könnten.

Die neue Nationale Sicherheitsstrategie der Vereinigten Staaten verkündet, dass „wir weiterhin wachsam gegenüber wiederauflebenden islamistischen Terroraktivitäten in Teilen Afrikas bleiben müssen, dabei jedoch eine langfristige Präsenz oder Verpflichtungen der USA vermeiden sollten“. Daher ist es sinnvoll, mit lokalen Kräften zusammenzuarbeiten, anstatt einseitig zu versuchen, diese Bedrohungen zu vereiteln. Eine inoffizielle Präsenz des US-Militärs, möglicherweise bestehend aus Spezialeinheiten und/oder Geheimdienstagenten, könnte dazu beitragen, eine Kampagne im Norden Nigerias zu koordinieren und damit das zweite identifizierte Ziel zu erreichen.

Als Gegenleistung für die Unterstützung Nigerias bei der Bekämpfung zumindest einiger der Terroristen, die seit einiger Zeit für Unruhe sorgen und gegen die die nationalen Streitkräfte aufgrund von Korruption und schlechter Führung bisher nicht vorgehen konnten, erwarten die USA wahrscheinlich privilegierten Zugang zu der aufstrebenden Bergbauindustrie des Landes. Dies wurde auch in der eingangs verlinkten Analyse angesprochen und ist mit dem dritten Ziel verbunden, Nigeria von den BRICS-Staaten zu distanzieren, um China bei dieser Gelegenheit aus dem Feld schlagen.

Die Erreichung der drei vorangegangenen Ziele würde zum vierten und letzten Ziel führen, wodurch Nigeria dann seine regionale Führungsrolle unter der Ägide Amerikas wiederherstellen könnte. Die USA stehen der mit Russland verbündeten Sahel-Allianz/Konföderation, deren Mitglieder – Burkina Faso, Mali und Niger – nach ihrem letzten Gipfeltreffen gerade ein gemeinsames Militärbataillon angekündigt haben, um terroristische Bedrohungen besser bekämpfen zu können, skeptisch gegenüber. Während ihre Anti-Terror-Ziele formal den Interessen der USA dienen, tut dies das von ihnen vorgegelebte Beispiel multipolarer Orientierung keineswegs.

Die Welle patriotischer Militärputsche, die diese Länder erfasste, beseitigte den französischen und damit den westlichen Einfluss auf ihre Streitkräfte und ihre politische Führung. Dies wiederum führte zu enormen Möglichkeiten für Russland im Abbau von Bodenschätzen, darunter Uran in Niger, das an das von Konflikten heimgesuchte Nordnigeria grenzt. Daher ist davon auszugehen, dass die USA eine „Führung aus dem Hintergrund” anstreben, während Nigeria in ihrem Namen den westlichen Einfluss auf die Sahelzone wiederherstellt, allerdings wahrscheinlich erst nach einiger Zeit und nicht sofort.

Es ist noch zu früh, um vorherzusagen, ob dies zu einer von den USA unterstützten nigerianischen Invasion in Niger führen könnte, wie es unmittelbar nach dem Staatsstreich im Sommer 2023 zu erwarten war. Schließlich wäre es einfacher, die Junta zu kooptieren oder einen weiteren Staatsstreich zu inszenieren, um die Beziehungen des Landes zur Sahel-Allianz/Konföderation zu beenden. Allerdings wurden die Anti-ISIS-Angriffe der USA in der Nähe der Grenze zum Niger durchgeführt, sodass es möglich ist, dass sie über die Grenze hinaus ausgeweitet werden könnten, um Niger im Hinblick auf eine eines Tages erfolgende, von den USA unterstützte nigerianische Invasion zu schwächen.

*Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.

[Zum Originalbeitrag in englischer Sprache

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