Von Thomas Röper – 15. Oktober 2025
Der russische Geheimdienst FSB hat russische Oppositionelle wie Michail Chodorkowski und andere zu einer terroristischen Vereinigung erklärt und erste deutsche Medien schreiben erboste Artikel über den angeblichen Unterdrückungsstaat Russland. Aber was steckt dahinter?
Die ersten Medienberichte großer deutschsprachiger Medien darüber, dass der russische Geheimdienst FSB gegen den ehemaligen russischen Oligarchen Michail Chodorkowski und 22 weitere im Ausland lebende, namentlich genannte russische Regierungsgegner Strafverfahren eröffnet hat, trugen Überschriften wie „Russlands Geheimdienst erklärt die Exil-Opposition zur terroristischen Vereinigung“ (Neue Züricher Zeitung, NZZ) oder „Russische Opposition im Exil – Der nächste Schlag“ (taz). Natürlich ist der O-Ton dieser (und der wohl noch folgenden) Artikeln deutscher Medien eindeutig: Die Beschuldigten werden als Demokraten und Kriegsgegner dargestellt und die russischen Vorwürfe als weiterer Beweis dafür, dass in Russland jede Form von Opposition brutal verfolgt wird.
Laut der Pressemeldung des FSB wird den insgesamt 23 namentlich genannten Beschuldigten „gewaltsame Machtergreifung“, also ein geplanter Putsch, und „Organisation und Teilnahme an einer terroristischen Vereinigung“ vorgeworfen, wobei der Ex-Oligarch Chodorkowski gesondert genannt wird, was darauf hindeutet, dass der FSB ihn als wichtigste Figur oder Chef der Gruppe ansieht. Außerdem wirft der FSB ihm „Öffentliche Aufrufe zu terroristischen Aktivitäten“ vor.
Dass der FSB Chodorkowski als den Kopf der Gruppe ansieht, liegt daran, dass der FSB sein 2022 gegründetes „Antikriegskomitee“ als terroristische Vereinigung eingestuft hat und dass die anderen, namentlich genannten Beschuldigten Mitglieder dieser Organisation sind. Der FSB weist darauf hin, dass der Terrorvorwurf auch für „weitere, nicht ermittelte Personen“ gilt, die mit dem „Antikriegskomitee“ zu tun haben.
Schauen wir uns also einmal an, worum es dabei geht und wie berechtigt die Vorwürfe sind.