Wir lebten in einer Symbiose mit den Arabern, und das war damals kein utopischer Traum, wie heute.“ – Ein Interview mit dem israelischen Historiker Avi Shlaim

Interview: Ofer Aderet – 14. Oktober 2025

Wie geht es weiter in Israel, Palästina, mit Gaza und dem Westjordanland? Diese Frage bewegt viele Menschen weltweit und natürlich in der Region – jetzt, wo der „Waffenstillstand“ vereinbart ist und der Austausch der Geiseln/Gefangenen begonnen hat. In diesem Interview mit dem anerkannten israelischen Historiker Avi Shlaim, emeritierter Professor für Internationale Beziehungen an der Universität Oxford und Fellow des St Antony’s College, erläutert dieser seine Sicht auf die Ereignisse seit dem 7. Oktober 2023, aber auch – weit zurückreichend – auf die Vorgeschichte Israels und seiner Familie. Darauf aufbauend erklärt Shlaim seine gewandelte Haltung zum Zionismus und zum palästinensischen Widerstand.

Das Interview, geführt von Ofer Aderet, erschien ursprünglich am 25. September 2025 in der israelischen Zeitung Haaretz, wir [die NachDenkSeiten; die GG-Red.] drucken es hier mit freundlicher Genehmigung ab. Deutsche Übersetzung von Abraham Melzer.

Ein halbes Jahr nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober konnte man im Netz einen Film sehen, der viele israelische Zuschauer ärgerte. Zu sehen war der jüdisch-israelische Historiker Prof. Avi Shlaim von der Oxford Universität in England. Auf den ersten Blick sah er aus wie ein netter britischer Opa, der langsam und leise sprach. Aber die Worte, die aus seinem Mund kamen, waren alles andere als angenehm für israelische Ohren. „Die Hamas ist die einzige palästinensische Gruppe, die sich der israelischen Besatzung widersetzt“, sagte er. „Mit dem Angriff am 7. Oktober sandte die Hamas eine starke Botschaft, dass man die Palästinenser nicht zur Seite drängen kann; dass der palästinensische Widerstand nicht am Ende ist; dass, obwohl die palästinensische Autonomieverwaltung in der Westbank mit Israel zusammenarbeitet, Hamas den Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit weiterführt.

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