Von Thomas Röper – 12. Oktober 2025
Der Chefredakteur des Spiegel hat einen Artikel veröffentlicht, in dem er seine Leser an den Gedanken gewöhnt, dass Deutschland bereits im Krieg mit Russland sei.
Was Dirk Kurbjuweit, der Chefredakteur des Spiegel, in einem Leitartikel geschrieben hat, kann man nur als Kriegspropaganda per Definition bezeichnen. In dem Leitartikel mit der Überschrift „Konflikt mit Russland – Friedlich bleiben, auf den Krieg vorbereiten“ gewöhnt der Chef des Spiegel seine Leser an den Gedanken, bereits im Krieg mit Russland zu sein. Von solchen Artikeln zum tatsächlichen Kriegsausbruch hat es in der Geschichte schon oft nicht mehr lange gedauert.
Ich mache hier etwas Ungewöhnliches: Ich zitiere den gesamten Artikel in Kursivschrift und kommentiere ihn fettgedruckt, um zu zeigen, welche Ausmaße die Kriegstreiberei in den Redaktionen der deutschen Medien bereits angenommen hat. Beginnen wir also mit dem Spiegel-Artikel.
Krieg oder Frieden? Welches Wort beschreibt diese Zeiten besser? Für die Ukraine ist das klar, aber was ist mit Deutschland, mit den Staaten der EU, der Nato? Bundeskanzler Friedrich Merz hat diese Frage kürzlich auf seine Weise beantwortet: »Wir sind nicht im Krieg, aber wir sind auch nicht mehr im Frieden.«
Damit wäre ein Romantitel die Antwort auf die Eingangsfrage: Dies sind Zeiten von »Krieg und Frieden«. Der russische Schriftsteller Lew Tolstoi hat in seinem epochalen Werk genau das beschrieben, die Gleichzeitigkeit des scheinbar Unvereinbaren. Während sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts russische Soldaten in furchtbaren Kämpfen gegen Napoleons Truppen stemmen, vergnügen sich Adelige in Moskau und Sankt Petersburg bei Abendgesellschaften und Bällen. Man tanzt, verliebt und trennt sich. Anderswo sterben Menschen, werden verstümmelt.
Ja, und das ist bis heute so, wie man an den Bildern deutscher Minister sehen kann, die sich bei ihren Besuchen dort auch gerne mal mit Sektgläsern fotografieren lassen.
Wem das Schicksal der Ukraine nicht gleichgültig ist, den wird hin und wieder ein ungutes Gefühl beschleichen. Man sitzt in einem Café, man genießt das Leben, und dann fällt einem ein, was Menschen in der Ukraine zur selben Zeit aushalten müssen. Viele sterben, werden verstümmelt.
Seltsam, dass der Spiegel-Chefredakteur hier nicht an Gaza erinnert, wo ungleich mehr Frauen und Kinder sterben und verstümmelt werden. Und im Gegensatz zu Gaza, wo die Menschen wegen Israels Hungerblockade an Hunger sterben, sind in Kiew und anderen ukrainischen Städten die Cafés und Restaurants noch geöffnet.
Das sind keine Deutschen, weshalb man denken könnte, dies sei der Krieg von anderen, aber das stimmt nicht. Denn die Ukrainer führen einen Kampf, der auch für Deutschland schicksalhaft ist. Wladimir Putin greift eine Demokratie an, er schielt nach den Nato- und EU-Partnern im Baltikum, er provoziert mit Drohnen.
Ob die Ukraine eine Demokratie ist, darüber kann man trefflich streiten, denn dort werden seit der Unabhängigkeit des Landes Abgeordnete gekauft, weshalb das Land nie auf die Füße gekommen ist, obwohl es nach seiner Unabhängigkeit von allen Sowjetrepubliken die besten Startvoraussetzungen hatte.
Und dafür, dass Putin „nach den Nato- und EU-Partnern im Baltikum schielt“, wie der Spiegel schreibt, hat die Bundesregierung „keine amtlichen Informationen“, wie sie gerade erst ganz offiziell mitgeteilt hat.