Von Thomas Röper – 30. September 2025
Letzte Woche hat die ukrainische Armee die Stromversorgung des AKW Saporoschje durch Beschuss zerstört. Das seit 2022 abgeschaltete AKW braucht jedoch externe Stromversorgung, um die Kühlung der Brennstäbe in seiner sechs Reaktoren sicherzustellen, die sich ohne Kühlung unkontrolliert erhitzen und schließlich schmelzen würden. Das würde einen Super-GAU bedeuten.
Seit inzwischen sechs Tagen wird die Stromversorgung des AKW nun mit Dieselgeneratoren sichergestellt, eine Gefahrensituation, wie es sie in der Geschichte der Kernkraft noch nie gegeben hat. Da der Diesel irgendwann zur Neige gehen könnte und ukrainischer Beschuss von Tankwagen den Nachschub bedroht, wird die Lage immer gefährlicher.
Gefährliche Desinformation
Der Spiegel hat vor einigen Tagen darüber berichtet, seine Leser dabei aber in wirklich unverantwortlicher Weise desinformiert, indem er unter der Überschrift „Angriffskrieg gegen die Ukraine – Russland will AKW Saporischschja laut Ukraine an eigenes Netz anschließen“ nur die ukrainische Propaganda nachgeplappert hat, ohne auch die andere Seite zu Wort kommen zu lassen. In der Einleitung schrieb der Spiegel:
„Der ukrainische Außenminister warnt vor »großen Risiken«, sollte das Atomkraftwerk im Süden der Ukraine an russische Netze angeschlossen werden. Der russische Betreiber weist die Vorwürfe zurück.“
Schon das ist reine Desinformation, denn welche Risiken sollten entstehen, wenn das AKW an russische Stromnetze angeschlossen würde? Das AKW wurde noch zu Sowjetzeiten gebaut und in Russland stehen viele AKW des gleichen Typs, der russische Betreiber hat also reichlich Erfahrung mit dieser Art von AKW.
Um diese angebliche Gefahr zu erklären, zitiert der Spiegel den ukrainischen Außenminister:
„Sybiha warf dem Betreiber vor, »jede Rücksicht auf die nukleare Sicherheit zu ignorieren«. Russland habe 200 Kilometer Stromleitungen gelegt, um das AKW wieder hochzufahren und mit von Moskau kontrollierten Netzen zu verbinden.“
Dass Russland das AKW wieder hochfahren könnte, ist reine Desinformation, denn Russland hat wegen des ukrainischen Beschusses schon genug Probleme damit, das AKW im abgeschalteten Zustand zu kühlen. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO), die beim AKW Beobachter hat, hat nach dem ukrainischen Beschuss auf X gemeldet, dass das schon das zehnte Mal seit 2022 ist, dass das AKW von der Stromversorgung getrennt wurde und von Dieselgeneratoren mit Strom versorgt werden musste.