Von Ian Pround (Übersetzung: Thomas Röper) – 3. Juli 2025
Die gestrige Meldung, dass die USA alle Waffenlieferungen an die Ukraine einstellen, war in Europa sicherlich ein Schock, aber es kam nicht unerwartet. Die Einstellung aller Waffenlieferungen an die Ukraine, die die US-Regierung gestern verkündet hat, kam nicht überraschend, wie ein Artikel über den letzten NATO-Gipfel zeigt, der schon am 26. Juni vom amerikanischen Thinktank Quincy Institute for Responsible Statecraft veröffentlicht wurde. Ich habe den Artikel übersetzt, weil er zeigt, dass diese Entwicklungen keineswegs überraschend gekommen sind. […]
Hat Trump den Ukraine-Krieg den Europäern überlassen?
Der US-Präsident signalisierte beim NATO-Gipfel, dass seine Prioritäten heute woanders liegen könnten
Von Ian Pround
Der NATO-Gipfel in Den Haag hat bestätigt, dass US-Präsident Donald Trump die Finanzierung der Ukraine in ihrem Krieg mit Russland nun als europäisches Problem betrachtet. Weniger klar ist hingegen, ob er noch die Geduld aufbringen wird, sich weiter für einen Waffenstillstand einzusetzen.
Eines der größten diplomatischen Opfer des Schlagabtauschs zwischen Israel und Iran war die bisherige Fokussierung der USA auf den Ukraine-Krieg – ebenso wie die Berichterstattung US-amerikanischer Medien darüber. Abgesehen vom Austausch von Leichen gefallener Soldaten und Kriegsgefangenen hat es in den Friedensverhandlungen, die Anfang Juni in Istanbul begannen, keine Fortschritte gegeben. Es ist jedoch bereits von einer dritten Gesprächsrunde die Rede. Bis dahin bot der NATO-Gipfel in Den Haag die Gelegenheit, die Ukraine weiter im Fokus der US-Außenpolitik zu halten. Doch dazu kam es nicht wirklich.
Stattdessen diente der NATO-Gipfel vor allem dazu, die europäischen Verbündeten auf ein Verteidigungsbudget von fünf Prozent des BIP festzulegen – ein zentrales Anliegen von US-Präsident Trump seit seinem Amtsantritt. Mission erfüllt: Mit Ausnahme von Spanien haben sich alle NATO-Mitglieder nun zu diesen fünf Prozent bekannt.
Ein wie immer gut gelaunter NATO-Generalsekretär Mark Rutte schickte eine Textbotschaft an Präsident Trump, die so übertrieben devot war, dass selbst manche pro-amerikanische Neokonservativen sich fremdschämen mussten: „Herr Präsident, lieber Donald. Sie haben uns an einen wirklich, wirklich wichtigen Punkt für Amerika, Europa und die Welt geführt. Sie werden etwas erreichen, was kein amerikanischer Präsident seit Jahrzehnten geschafft hat.“
Dafür wurde Rutte umgehend öffentlich verspottet, denn er hat Trump auf dem Gipfel zum „Daddy“ erklärt. Doch das allgemeine Gefühl ließ sich dadurch nicht verdrängen: Die Ukraine ist in der Prioritätenliste von Donald Trump – und damit auch in jener der NATO – deutlich nach unten gerutscht.