Der Polizeimord an Tyre Nichols: eine Klassenfrage

Von Jacob Cross und Joseph Kishore – 31. Januar 2023

Letzte Woche wurde ein Video bekannt, das den brutalen Angriff amerikanischer Polizisten auf Tyre Nichols zeigt. Drei Tage später erlag Nichols seinen schweren Verletzungen, die ihm die Polizei zugefügt hatte. In der öffentlichen Debatte haben US-Präsident Joe Biden und die Leitmedien versucht, die Ermordung von Nichols als den jüngsten Ausdruck von „systemischem Rassismus“ darzustellen. Die Fakten des Vorfalls machen diese Darstellung schwierig. Die Polizisten, die wegen Todschlags an dem 29-jährigen FedEx-Mitarbeiter Nichols angeklagt sind – Demetrius Haley, Tadarrius Bean, Emmitt Martin III, Desmond Mills Jr. und Justin Smith – sind ebenso wie das Opfer Nichols selbst Afro-Amerikaner. Es sind keine Beweise dafür vorgelegt worden, dass die „Verkehrskontrolle“ bei Nichols am 7. Januar und der anschließende Übergriff der Polizei rassistisch motiviert waren. Zwar werden rassistische und rückständige Einstellungen in den Polizeirevieren auf der ganzen Welt kultiviert, doch im Großen und Ganzen entsprechen die Hautfarben der Mitarbeitenden in der Polizeibehörde von Memphis auch der arbeitenden Bevölkerung dieser Stadt. Von den fast 2.000 Polizisten in der Abteilung sind fast 60 Prozent schwarz. Dies entspricht fast den 64 Prozent der Bevölkerung von Memphis, die sich als „schwarz“ bezeichnen. Sechs von neun Mitgliedern des Führungsstabs der Polizei von Memphis sind ebenfalls schwarz, darunter auch Polizeichefin Cerelyn Davis, die für die Schaffung der SCORPION-Einheit, die Nichols tötete, verantwortlich ist. Das Narrativ des Rassismus wird bedient, um die nicht enden wollende Serie von Polizeimorden in Amerika zu erklären. Deshalb behaupten Vertreter der herrschenden Klasse, dass die Hautfarbe der Polizisten in Memphis keine Rolle spiele. Wenn „schwarze Polizisten“ also „schwarze Menschen“ töten, so wird dies damit erklärt, dass die amerikanische Gesellschaft im Allgemeinen systemisch rassistisch sei. In mehreren Meinungsartikeln in der New York Times und der Washington Post, die beide den Demokraten nahestehen, wird der Mord an Nichols als Bestätigung des „systemischen Rassismus“ in Amerika dargestellt. … Mit einem kleinen verbalen Taschenspielertrick versucht die Post, den Amerikanern, der amerikanischen Bevölkerung insgesamt, die Verantwortung für die endlose Reihe von brutaler Gewalt und tödlichen Schikanen aufzubürden, die in Wirklichkeit von der Polizei begangen werden. Die Polizei ist eine Institution des Staates und steht unter der Führung der beiden staatstragenden Parteien. Seitdem Biden sein Amt angetreten hat, nach Trumps gescheitertem Staatsstreich, haben der Präsident und die Demokraten versucht, ihre faschistischen „Kollegen von der Republikanischen Partei“ in Fragen der Unterstützung und Finanzierung der Polizei rechts zu überholen.

[Hier weiterlesen]