Artikel der „Washington Post“ zeigt, dass die USA in der Ukraine Kriegspartei sind

Einleitung und Übersetzung: Thomas Röper – 5. Dezember 2023

Eine von der Washington Post veröffentlichte Artikelserie bestätigt, was Russland schon lange sagt und was der Westen bestreitet: Die USA und der Westen sind in der Ukraine Kriegspartei gegen Russland.

In Russland wird schon lange offiziell gesagt, dass Russland de facto im Krieg mit dem gesamten Westen ist. Das hat nun eine Artikelserie der Washington Post bestätigt. Die Washington Post hat nach eigenen Angaben „Interviews mit mehr als 30 hochrangigen Beamten aus der Ukraine, den USA und europäischen Ländern“ geführt und ausführlich darüber berichtet, wie die USA und europäische Länder die gescheiterte ukrainische Gegenoffensive mit geplant und unterstützt haben. Nach dieser Veröffentlichung kann man nicht mehr bestreiten, dass der Westen in der Ukraine einen Krieg gegen Russland führt.

Ich habe die beiden Artikel der Washington Post übersetzt. Jeder für sich genommen ist schon lang, aber ich habe mich trotzdem entschieden, sie „in einem Stück“ zu veröffentlichen … Ich habe diesen extrem langen Artikel geschrieben, um aufzuzeigen, wie tief der Westen in den Krieg gegen Russland verwickelt ist. Außerdem sind die vielen in den Artikeln der Washington Post genannten Details für jeden, der sich intensiv mit den Ereignissen des letzten Jahres in der Ukraine beschäftigt hat, sehr interessant, denn sie zeigen, wie die Entscheidungen, die in diesem Jahr getroffen wurden und Schlagzeilen gemacht haben, zustande gekommen sind.

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[Zum Originalbeitrag der Washington Post – Teil 1]

[Zum Originalbeitrag der Washington Post – Teil 2]

Stimmen aus der Ukraine: Welche europäischen Werte „verteidigt“ Selenskyj eigentlich?

Von Maxim Goldarb – 30. November 2023

Der ukrainische Präsident Selenskyj erklärt ständig, dass die Ukraine die europäische Freiheit und Europa verteidigt. Nun, lassen Sie uns verstehen, welche europäischen Werte Selenskyj in der Ukraine und in Europa genau „verteidigt“.

Das Wesen der europäischen Werte ist vom Europarat in der Europäischen Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten und in Artikel 2 des Vertrags über die Europäische Union festgeschrieben. Diese (Grund-)Werte sind: „Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und Wahrung der Menschenrechte, einschließlich der Rechte der Personen, die Minderheiten angehören.“ Doch wie sieht es damit in meiner Heimat, der heutigen Ukraine, aus?

In der EU-Menschenrechtskonvention sind die erwähnten Werte wie folgt festgelegt: der Grundsatz der Achtung der Menschenwürde, der Grundsatz der Gewährleistung der Menschen- und Bürgerrechte und -freiheiten, der Grundsatz der Gleichheit, der Grundsatz der Solidarität, der Grundsatz der Demokratie und der Grundsatz der Rechtsstaatlichkeit.

Was ist heute in unserem Land aufgebaut, welche Ordnung, auf der Grundlage welcher Werte ist die moderne Ukraine organisiert?

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US-Regierung gibt die Profiteure der Ukraine-Hilfen bekannt

Von Mike Stone (Übersetzung: Thomas Röper) – 29. November 2023

Die US-Regierung hat Zahlen veröffentlicht, die zeigen, welche US-Bundesstaaten und Rüstungsunternehmen wie viele Milliarden an den Ukraine-Hilfen verdient haben.

Das Weiße Haus versucht, die US-Republikaner davon zu überzeugen, weitere Gelder für die Ukraine freizugeben. Dazu hat sie nun Zahlen veröffentlicht, die zeigen, welche US-Bundesstaaten und Rüstungsunternehmen wie viele Milliarden an den Ukraine-Hilfen verdient haben, um die republikanischen Abgeordneten aus diesen Staaten zu überzeugen, dass ihre Wähler davon profitieren. Allerdings zeigen die Zahlen sehr anschaulich, dass die Ukraine-Hilfen der USA zu einem sehr großen Teil nicht in die Ukraine gehen, sondern an die US-Rüstungsindustrie.

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[Zum Originalbeitrag von Reuters]

Die RAND-Corporation zieht ihre Lehren aus dem Ukraine-Konflikt

Einleitung und Übersetzung: Thomas Röper – 27. November 2023 18:07 Uhr

Die RAND-Corporation hat eine sehr lange Studie veröffentlicht, in der sie den USA eine neue Militärstrategie empfiehlt, die offenbar Lehren aus dem Ukraine-Konflikt gezogen hat.

Der Ukraine-Konflikt hat die Schwächen der US-geführten NATO und ihrer Militärstrategie offengelegt. Seit dem Ende des Kalten Krieges haben die USA und die NATO viele Kriege geführt, aber es waren alles Kriege gegen weit unterlegene Gegner. Die NATO geht bei Planung und Ausbildung von diesen Erfahrungen aus, bei denen die NATO weit überlegen ist und auch noch die totale Lufthoheit hat. Bodentruppen kommen dabei erst zum Einsatz, wenn der Gegner schon „kaputt gebombt“ ist, was das Risiko für sie in Grenzen hält.

Ukrainische Soldaten haben sich immer wieder über die Ausbildung der NATO beschwert, weil sie an den Realitäten ihres Konfliktes vorbei geht. Die Ukraine hat keinerlei Lufthoheit und schickt ihre Soldaten daher in Selbstmordkommandos nach vorne, die in der NATO-Strategie nicht vorgesehen und gelehrt werden.

Legendär waren die Kommentare von ukrainischen Panzerfahrern, die im Fernsehen erzählt haben, wie sie in Deutschland ausgebildet wurden. Auf die Frage an die deutschen Ausbilder, was man denn mit einem Leopard-2 macht, wenn man ein Minenfeld vor sich hat, war die Antwort des Bundeswehr-Ausbilders allen Ernstes, man solle einfach um das Minenfeld herumfahren. Offensichtlich gibt es in der NATO keine Strategien für den Kampf gegen gleichwertige Gegner, die eine Front auf hunderten Kilometer Länge verminen können.

Außerdem hat der Ukraine-Konflikt gezeigt, wie wichtig heute Drohnen aller Art sind. Das gilt sogar für den Häuserkampf, bei dem Drohnen die Augen der Infanterie sind. Die Wichtigkeit, ja Unverzichtbarkeit, von Drohnen auf einem modernen Schlachtfeld war offenbar für alle Experten überraschend, denn beide Seiten haben sehr schnell nach Beginn der Kampfhandlungen massenhaft Drohnen angeschafft.

Die RAND-Corporation hat diese neuen Erfahrungen offenbar analysiert und der US-Regierung eine neue Militärstrategie empfohlen. Die Studie umfasst weit über 200 Seiten, ich habe die Zusammenfassung der Studie übersetzt (Hervorhebungen wie im Original).

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Demonstration „Nein zu Kriegen“ – ein Deckmantel für die Kriegspolitik der Bundesregierung

Von Peter Schwarz – 24. November 2023

Die bundesweite Demonstration „Nein zu Kriegen – Rüstungswahnsinn stoppen – Zukunft friedlich und gerecht gestalten“, die am Samstag in Berlin stattfindet, ist ein zynischer Versuch, die wachsende Opposition gegen den NATO-Krieg in der Ukraine und gegen den Genozid in Gaza in eine Sackgasse zu lenken.

Wer wirklich gegen die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten kämpfen will, sollte sich die Politik der Organisatoren genauer anschauen. Die Linke und das Bündnis Sahra Wagenknecht, die zusammen mit 200 weiteren Organisationen und Einzelpersonen zur Demonstration aufrufen, spielen ein übles Doppelspiel. Sie wenden sich in allgemeinen Phrasen gegen Kriege und Rüstungswahnsinn, unterstützen aber in der Praxis die Kriegstreiber und deren Politik. Besonders deutlich zeigt dies der Konflikt in Gaza. Israel verfolgt dort eine systematische Politik des Völkermords und der Vertreibung. Es hat auf ein dichtbesiedeltes Gebiet, das etwas mehr als halb so groß ist wie Berlin, Munition mit der Sprengkraft von zwei Hiroshima-Bomben abgeworfen, mehr als 14.000 Zivilisten getötet und über 30.000 verletzt, 1,6 Millionen aus ihren Häusern vertrieben und große Teile der Infrastruktur zerstört. Und das ist erst der Anfang.

Washington und Berlin befeuern dieses Massaker mit Geld und Waffen, weil sie die Unterdrückung des palästinensischen Widerstands als Voraussetzung für ihre eigene Vorherrschaft in der rohstoffreichen Region betrachten.

Die Linkspartei hat sich dieser mörderischen Kampagne angeschlossen. Am 12. Oktober stimmte die Linken-Fraktion, zu der damals auch noch die Abgeordneten des Wagenknecht-Bündnisses gehörten, gemeinsam mit der AfD und allen anderen Fraktionen geschlossen für eine Bundestagsresolution, die der israelischen Regierung einen Freibrief ausstellt und ihr jede verfügbare Hilfe verspricht.

Am 22. Oktober sprach der Linken-Vorsitzende Martin Schirdewan gemeinsam mit dem israelischen Botschafter und dem Bundespräsidenten auf einer All-Parteien-Demonstration am Brandenburger Tor, die sich hinter Israels Völkermord stellte. Auch der jüngste Linken-Parteitag in Augsburg setzte diesen Kurs fort. Der mit großer Mehrheit verabschiedete Leitantrag erklärt: „Israels hat das Recht sich zu verteidigen.“ Ein Delegierter, der den Genozid in Gaza kritisierte, wurde ausgebuht.

Auch im Ukrainekrieg unterstützt Die Linke die NATO-Kriegstreiber. Das in Augsburg verabschiedete Europawahlprogramm verurteilt den „verbrecherischen Angriffskrieg Putins“ und setzt sich „für eine Bestrafung der Verantwortlichen“ ein. Die Kriegspolitik der Nato, die Russland seit der Auflösung der Sowjetunion systematisch einkreist, den Einmarsch des Kremls provoziert hat und den Krieg mit Milliarden befeuert, kritisiert es mit keiner Silbe.

Sahra Wagenknecht übt zwar Kritik am Ukrainekrieg, aber nicht, weil sie den deutschen Militarismus ablehnt, sondern weil sie der Ansicht ist, dass Deutschland das Bündnis mit den USA lieber heute als morgen beenden und als „europäische Führungsmacht“ seine geopolitischen Interessen aus eigener Kraft verfolgen sollte.

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Soziale Einschnitte geplant: Der Bundesregierung ist die Ukraine wichtiger als die Menschen in Deutschland

Von Thomas Röper – 24. November 2023

Nach dem Urteil des Verfassungsgerichts hat die Bundesregierung entschieden, bei sozialen Maßnahmen zu sparen, aber die Hilfen für die Ukraine nicht anzutasten. Es klingt absurd, aber die Rettung für die Regierung könnte eine neue Covid-Panik sein. –

Vor einigen Tagen habe ich über das Urteil des Verfassungsgerichts geschrieben, das der Bundesregierung verboten hat, den Fonds, der ursprünglich für die Abmilderung der Folgen der Covid-Maßnahmen gebildet wurde, für andere Zwecke zu nutzen. Das betrifft auch weitere „Sondervermögen“. Nun muss gespart werden, weshalb ich meinen Artikel mit folgendem Satz beendet habe:

„Wir werden also bald schon sehen, was für die Bundesregierung wichtiger ist: Die Menschen in Deutschland, oder die Ukraine und Waffenbestellungen bei US-Rüstungskonzernen.“ … Nun ist die Entscheidung offenbar getroffen worden. Der Spiegel berichtet unter der Überschrift „Strom und Gas – Finanzminister Lindner kündigt Ende von Preisbremsen zum Jahresende an“ und wir erfahren: „Als Folge des Haushaltsurteils des Verfassungsgerichts wird die Bundesregierung die staatlichen Milliardenhilfen über die Strom- und Gaspreisbremsen nicht wie geplant bis Ende März 2024 verlängern. Sie würden »zum Jahresende beendet«, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner.“

Damit ist der erste soziale Einschnitt offenbar beschlossene Sache. Allerdings lügt der Spiegel wieder über die Gründe darüber, warum diese Maßnahme überhaupt nötig war: „Die Bundesregierung hatte die Strom- und Gaspreisbremsen im vergangenen Jahr eingeführt. Damit sollten die stark gestiegenen Energiepreise infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine abgefedert werden.“

Man muss immer wieder darauf hinweisen, dass die stark gestiegenen Energiepreise in Deutschland keine Folge des „russischen Angriffskrieges auf die Ukraine“ sind, sondern eine Folge der Sanktionen gegen Russland, die Brüssel mit freundlicher Unterstützung der Bundesregierung beschlossen hat. Hätte man nicht beschlossen, sich von russischem Öl und Gas zu trennen, wären die Energiepreise nicht gestiegen und es wären keine Strom- und Gaspreisbremsen nötig gewesen.

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Kampf bis zum letzten Ukrainer oder Verhandlungen mit Moskau?

Von Thomas Röper – 24. November 2023

Die Bild-Zeitung berichtet, dass Berlin und Washington Selensky zu Verhandlungen drängen wollen. Die Details sind interessant. – Die Bild-Zeitung berichtet hinter der Bezahlschranke unter der Überschrift „Strategie von Scholz und Biden enthüllt – Neuer Geheimplan für die Ukraine„, dass Berlin und Washington Selensky zu Verhandlungen mit Russland drängen wollen. Allerdings soll das indirekt geschehen. Der Artikel beginnt wie folgt:

„BILD-Recherchen zeigen: Kanzler Scholz und US-Präsident Biden wollen den Russland-Ukraine-Krieg bald zu einem Ende bringen.
ABER: Ukraine-Präsident Selenskyj soll auf eine ganz bestimmte Weise gezwungen werden, mit Kreml-Diktator Putin zu verhandeln – und brutale Kompromisse akzeptieren.“

Die Bild-Zeitung ist in der Regel gut informiert, und sie beruft sich auf Quellen in der deutschen Regierung. Demnach sehe der deutsch-amerikanische Plan vor, Kiew mit genau den Waffen und in genau den Mengen zu beliefern, die es der ukrainischen Armee ermöglichen würden, die derzeitige Front zu halten, aber nicht in die Lage versetzten, Gebiete zurückzuerobern. Laut der Quelle soll Selensky selbst zu der Einsicht kommen, dass es so nicht weitergehen kann. Zu diesem Schluss solle er ohne Druck aus dem Ausland kommen. Er soll sich freiwillig an die ukrainische Nation wenden und erklären, dass man mit Russland verhandeln müsse.

Bild berichtet auch, dass Washington und Berlin noch einen Plan B hätten. Die Alternative zu Verhandlungen wäre ein eingefrorener Konflikt ohne eine Einigung zwischen den Parteien, so die Quelle der Bild-Zeitung.

Ich habe vor einigen Tagen berichtet, dass die offiziellen Äußerungen aus Kiew und der Verteidigungsminister Deutschlands und der USA darauf hindeuten, dass man die Ukraine bis zum letzten Ukrainer kämpfen lassen will, obwohl der Kampf gegen Russland verloren ist. Allerdings war ich nicht überrascht, jetzt diese Meldung der Bild-Zeitung zu lesen. Der Grund ist, dass die offiziellen Äußerungen längst nicht immer das widerspiegeln, was hinter verschlossenen Türen besprochen wird.

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Was der Ukraine der Westkurs gebracht hat

Von Andrej Nzamutdinow (Übersetzung: Thomas Röper) – 22. November 2023

Seit dem Beginn des Maidan sind zehn Jahre vergangen. Daher ist es an der Zeit, sich anzuschauen, was der Maidan-Putsch den Menschen in der Ukraine gebracht hat. – Der Maidan wurde 2014 als Wende nach Europa bezeichnet, der Ukraine wurde eine goldene Zukunft in der europäischen Familie versprochen, wenn sie sich von Russland abwendet. Passiert ist das Gegenteil: weniger als zwei Monate nach dem Maidan schickte Kiew mit freundlicher Unterstützung des CIA-Chefs sein Militär in den Donbass und begann seinen Krieg gegen die damals noch unbewaffneten Demonstranten in der Ostukraine.

Auch wirtschaftlich ging es für die Ukraine nach dem Maidan abwärts, denn die Hinwendung zum Westen konnte die bestehenden wirtschaftlichen Bindungen mit Russland, die von der nationalistischen Maidan-Regierung schnell gekappt wurden, nicht ersetzen. Die Folge waren Inflation, Arbeitslosigkeit, Verarmung und das Sterben des Reste der ukrainischen Industrie. Der anti-russische Kurs, den die USA den bereitwilligen ukrainischen Nationalisten vorgaben, führte dann im Februar 2022 sogar zum Bruderkrieg mit Russland.

Ein Analyst der russischen Nachrichtenagentur TASS hat die Entwicklungen im Detail aufgezeigt und eine Bilanz der zehn Jahre seit dem Maidan gezogen, die ich übersetzt habe.

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10 Jahre später: die Maidan-Revolution in der Ukraine

Von Stefano di Lorenzo – 21. November 2023

Heute vor zehn Jahren geschah, was ungeahnte Folgen hatte: Der damalige ukrainische Präsident Wiktor Janukowitsch stoppte die Unterzeichnung des sogenannten Assoziierungsabkommens der Ukraine mit der EU – nicht um es zu verhindern, aber um es seiner massiven Auswirkungen auf die ukrainische Wirtschaft wegen auch mit dem Haupthandelspartner der Ukraine, mit Russland, besprechen zu können. Daraus entstanden Proteste und daraus wurde – mit massiver Hilfe der USA – schließlich ein Staatsstreich, der seinerseits dann zur Sezession der Krim und Jahre später zur Sezession des Donbass führte. Der Bericht darüber von Globalbridge.ch-Autor Stefano di Lorenzo zeigt, dass auch gesteuerte Medien-Aktivitäten einen großen Einfluss auf die damaligen Geschehnisse hatten.

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Weihnachten ohne Russen

Von Ulrich Heyden – 21. November 2023

Die Bundesregierung baut fleißig an einer Mauer gegen Russland. Für Russen, die nach Deutschland wollen, gibt es seit Ende 2022 verschärfte Visa-Bestimmungen. Das heißt monatelange Wartezeiten, bürokratische Entwürdigungen, Umwege auf dem Weg nach Deutschland und erhöhte Kosten.

Ach, was waren das für herrliche Zeiten! Anfang der 1990er-Jahre wurden in Berlin auf den Straßen russische Militär- und Fellmützen verkauft. Eine russische Mütze zu tragen war keine Schande, sondern Spaß. Alle waren im Russland-Rausch. In Intellektuellen-Kreisen war Wodkatrinken angesagt. Und dann zogen die Russen auch noch ihre Truppen ab!

30 Jahre später ist die Stimmung der 1990er in ihr Gegenteil gekippt. Ohne Protest aus der deutschen Zivilgesellschaft hat der deutsche Staat verschärfte Visa-Bestimmungen für Russen eingeführt. Die Folgen sind für den russischen Tourismus fatal. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es von Januar bis Mai 2023 nur 52.000 russische Touristen in Deutschland. Im Jahr 2019 waren es im gleichen Zeitraum noch 365.000 russische Touristen.

Reisende können zur Völkerverständigung beitragen. Aber eben das scheint nicht erwünscht. Über Russen will man in Deutschland heute nur noch abstrakt reden. Lebende Vertreter der russischen Gesellschaft tauchen deshalb auch nicht in Fernsehtalkshows auf. Auch der Kreis der Deutschen, die wissen, wie man in Russland heute lebt, wird immer kleiner. Das ist gut für die Rüstungskonzerne. Die können so besser das Feindbild pflegen.

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